Gründeralltag

Businessplan: “Wichtig, aber nicht in Stein gemeißelt”

"Jeder Gründer und VC weiß, dass ein Businessplan nicht in Erfüllung gehen wird. Dennoch ist er sehr wichtig. Dem Plan unterliegen Annahmen, wie der Markt auf das neue Angebot reagiert und wie man dadurch ein profitables und nachhaltiges Geschäft aufbauen kann", sagt Cédric Köhler von Creathor Venture.
Businessplan: “Wichtig, aber nicht in Stein gemeißelt”
Donnerstag, 25. Mai 2017VonAlexander Hüsing

In den vergangenen Monaten haben wir unzählige Gründerinnen und Gründer nach ihrer Einschätzung zum Dauerbrenner Businessplan gefragt. Bei den Antworten auf die Frage “Wie wichtig und bindet ist ein Businessplan?” gingen die Meinungen in der Gründerszene dabei weit auseinander – siehe “Wie wichtig ist ein Businessplan? 25 Gründer antworten“. Nun drehen wir den Spieß erneut um und fragen Investoren nach ihrer Meinung zum Dauerthema Businessplan.

Im VC-Bereich ist es nicht unüblich, dass ein Unternehmen seinen Businessplan nicht immer exakt trifft. Es kommt vor allem darauf an, wie schnell das Management bei Abweichungen reagiert. Insbesondere die direkt cash-relevanten Positionen sollten die Gründer nie aus den Augen verlieren, um nicht plötzlich mit dem Rücken an der Wand zu stehen.
Sascha van Holt, SevenVentures

Der Businessplan ist der Fahrplan für die kommenden Monate und Jahre. Er ist wichtig, aber nicht in Stein gemeißelt. Kommen wir gemeinsam zu der Entscheidung, dass Kleinigkeiten geändert werden müssen ist das in Ordnung. Ändert sich der Businessplan hingegen alle zwei Wochen fehlt definitiv die Basis für eine seriöse Zusammenarbeit.
Ulli Jendrik Koop, Digital Health Ventures

Wenn mit Businessplan dieses klassische Dokument gemeint ist, welches man auch an der Uni im Rahmen von Businessplan-Wettbewerben anfertigen musste: gar nicht, weil diese oftmals viel zu theoretisch sind. So was sieht man heute nur noch selten. Wenn mit Businessplan aber ein Finanzplan für die ersten Monate beziehungsweise Jahre gemeint ist: sehr wichtig. Selbst wenn der Umsatz initial nicht im Vordergrund steht und der Plan nicht erfüllt wird, finde ich es sehr wichtig, dass ein Unternehmer sich die Zeit nimmt und mit den grundsätzlichen Dynamiken seines Geschäftsmodells aus quantitativer Sicht auseinandersetzt.
Luca Martinelli, b-to-v Partners

Jeder Gründer und VC weiß, dass ein Businessplan mit einer Wahrscheinlichkeit von 100 % nicht in Erfüllung gehen wird. Dennoch ist er sehr wichtig. Dem Plan unterliegen Annahmen, wie der Markt auf das neue Angebot reagiert und wie man dadurch ein profitables und nachhaltiges Geschäft aufbauen kann. Wichtig sind hier zwei Dimensionen. Erstens: Wie ist die Mittelverwendung in der unmittelbaren Zukunft, also in den nächsten 6 bis 12 Monaten? Zweitens: Wie wird sich der adressierte Markt in den nächsten 5 bis 10 Jahren entwickeln? Das ist ein langer Zeithorizont, und die kurzfristige Mittelverwendung muss sich darin widerspiegeln. So sehen wir, wo die Reise hingehen soll und ob für uns genug Potential in der Idee steckt. Alles, was dazwischenliegt, passiert ja eh nie wie im Businessplan durchgerechnet.
Cédric Köhler, Creathor Venture

Ein Businessplan ist schon wichtig; aber vor allem als ein Tool für die Gründer. Mit einem guten Plan kann man die grundlegenden Treiber eines Geschäftsmodells identifizieren und man ist gezwungen, die Daten für die Annahmen sorgfältig zu recherchieren. Aber natürlich ist ein Businessplan nie die exakte Realität, das wissen wohl alle Investoren und Gründer.
Matthias Dill, Statkraft Ventures

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.