Gründeralltag

Wie wichtig ist ein Businessplan? 25 Gründer antworten

Wie wichtig ist ein Businessplan? Bei den Antworten zu dieser Frage gehen die Meinungen in der Gründerszene weit auseinander. "Unwichtig, wenn man weiß, warum Abweichungen entstehen", sagt Gunnar Froh von Wunder. "Für die Gründer selbst, sehr wichtig", meint dagegen Christian Wiens von GetSafe.
Wie wichtig ist ein Businessplan? 25 Gründer antworten
Montag, 31. Oktober 2016VonAlexander Hüsing

Wer ein Unternehmen aufziehen möchte, erstellt meist einen Businessplan – siehe auch “6 kostenlose Excel-Finanzplanvorlagen im Vergleichstest“. Doch, wie wichtig und bindend ist eigentlich so ein Businessplan? Wir haben einmal 25 Gründerinnen und Gründer genau danach gefragt. Hier die spannenden Antworten.

Wie wichtig und bindend ist ein Businessplan?

Der Businessplan ist wichtig um eine Richtung zu haben und um Kapital einzusammeln. Da er sich jedoch in der Anfangsphase auch mal ändern kann sollte er zu Beginn der Gründung nicht overengineered sein. Man sollte seine Zeit besser in den operativen Aufbau stecken, und gute Investoren verstehen das auch.
Antonia Albert, Careship

Keiner kann die Zukunft voraussagen und dennoch ist es natürlich wichtig, einen genauen Plan zu haben, was man wann erreichen möchte. Insofern ist der Businessplan und der Prozess, zu einem Businessplan zu kommen, durch Abstimmung mit dem Managementteam für uns ein zentraler Bestandteil.
Anna Alex, Outfittery

Ein Businesspan ist wichtig um, Zusammenhänge zu durchdenken, um für Ziele zu sorgen und um cash zu planen. Bindend: Je später die Phase. Auf Kostenseite, um für Vertrauen zu sorgen. Auf Revenueseite, um Zielverfehlung transparent zu machen.
Marcus Börner, Optiopay

Seed: 0 %. Series A: 50 %. Series B+: 100 %
Sebastian Diemer, Kreditech

Unwichtig, wenn man weiß, warum Abweichungen entstehen.
Gunnar Froh, Wunder

Auch wenn es abgedroschen klingt und Vielen keinen Spaß macht, er ist das „Ah und Oh“. Ideen haben Viele. Aber die Disziplin, diese konkret und detailliert aufzuschreiben und wirklich in der Frühphase in alle Richtungen abzuklopfen ist schon schwieriger. Unendlich viele Stunden sind notwendig, um Ideen so weiterzuentwickeln, dass sie wirklich „flugfähig“ werden. Ein guter Businessplan zwingt zu Disziplin in der Umsetzung und ist aus meiner Sicht ein wesentlicher Erfolgsfaktor.
Dieter Fromm, moneymeets

Ist wie die Gideons Bibel im Ami-Hotel. Liest keiner, aber gehört irgendwie zur Reise dazu. Wichtig ist m.E., vor allem bei Marktentwicklung und den Unit Economics wirklich sauber zu arbeiten und sich da nicht in die Tasche zu lügen. Taugt ansonsten nach dem Go-Live wahrscheinlich soviel, wie ein Coffeetable Book zum Kaffeemachen.
Moritz Grumbach, Gastrozentrale

Die erfolgreichsten Venture Capitalists dieser Welt verlangen keinen Businessplan. Ein gutes Deck, mit einem hervorragenden Produkt und super Team sollte reichen. Den Rest kann man auf ein Whiteeboard malen und eine Tech Due DIlligence, ebenso wie die Commercial DD wird alles weitere aufzeigen. Der Rest ergibt sich aus dem Reporting und eben evtl. Forecast. Alles aber sehr abhängig von der Runde, die man gerade sucht.
Robin Haak, Jobspotting

Unwichtig. Man tritt ja an, um etwas zu bauen, seinen Platz zu finden. Wenn man auf dem Weg diesen findet, kann man sein Ziel und seinen Weg darauf auch anpassen. Nur bitte nicht alle zwei Wochen einen kompletten Pivot machen. Wenn man ihn macht, schnell entscheiden, umbauen und nicht zurückblicken. Die eigene Marketing-Performance anhand von KPIs – in unserem Fall sind das Sales-Kennzahlen, zahlende Kunden und Umsätze – sollte man mit einem Budget und aktuellen Zahlen regelmäßig festhalten und verfolgen.
Thilo Hardt, eWings

Ich finde einen Businessplan als Hilfsmittel wichtig. Es ist gut Kosten und Gehälter zu planen und auch am Anfang festzulegen was ich mit meinem Business erreichen will. Wie sich Umsätze entwickeln werden etc. Daraufhin müssen ja auch Ziele festgesetzt werden. Aber natürlich muss man als Unternehmer flexibel reagieren können, wenn etwas Unvorhergesehenes mit Markt oder Produkt passiert. Ich habe auch noch nie erlebt, dass der erste Business Plan nicht verändert wurde.
Doreen Huber, Lemoncat

Je jünger die Firma ist, desto weniger bindend ist der Businessplan. Er ist eigentlich immer überholt und als Konstrukt viel zu starr für die Dynamik eines Start-ups. Aber er hilft, sich grundsätzlich Gedanken über Strategie, Erfolgsfaktoren und Ziele zu machen. Und das ist etwas, was man am Anfang unbedingt machen sollte.
Christopher Kampshoff, Lendstar

Ich halte den Businessplan für sehr wichtig: Das ist die Wachstumsprognose, die man seinen Investoren kommuniziert hat und an die man auch ,hoffentlich, selber glaubt. Außerdem ist es natürlich wichtig, dass die relevanten KPIs dieses Top Level Plans in allen Abteilungen zur Steuerung genutzt werden. Natürlich bedeutet das nicht, dass kleine Anpassungen nicht gemacht werden können.
Lea Lange, Juniqe

Es ist extrem wichtig, dass man sich einige Marko Ziele für das Jahr und die nächsten 5 Jahre setzt. Das Budget für die nächsten 12 Monate sollte schon realistisch sein und vor allem so gut es geht eingehalten werden. Darüber hinaus also die weiteren 4 Jahre ist eine Laufrichtung – Annahmen und Parameter ändern sich natürlich.
Philipp Man, Chronext

Ein Businessplan ist so wie wichtig wie jeder andere Plan, wenn man ein Projekt oder ein Venture startet. Gründer sollten sich nicht sklavisch daran halten, aber trotzdem sollte man nie ohne einen Plan starten.
Gamal Moukabary, bonify

Ein Businessplan ist ein wichtiger Leitfaden, um zu kontrollieren ob man mit seiner Kalkulation des Geschäftsmodells richtig liegt und einen realistischen Zeitplan aufstellen kann. Es geht darum seine Vision anhand von Fakten (be-)greifbar zu machen, für potentielle Investoren, Geschäftspartner und auch für sich selbst! Der Businessplan ist damit ein steter Begleiter der Unternehmensentwicklung. Natürlich kommen aber auch Faktoren hinzu, die man bei der ersten Planung nicht einbeziehen konnte – Zukunftsprognosen hängen eben von zahlreichen, oft schwer einzuschätzenden Bedingungen ab. So wächst der Kundenstamm manchmal schneller als vorhergesehen, neue Mitarbeiter werden daraufhin früher eingestellt und dann müssen auch die Zahlen angepasst werden. Eine wichtige Eigenschaft für einen erfolgreichen Gründer aus meiner Sicht ist daher, immer wieder agil auf Veränderungen reagieren zu können.
Linh Nguyen, Kisura

Sehr wichtig. Man braucht ein stimmiges Konzept und konkrete Ziele, um erfolgreich zu sein. Mit einem durchdachten Businessplan gewinnt man Investoren. Er ist zwar nicht rechtlich bindend, aber wenn man ihn nicht erreicht – oder sogar signifikant verfehlt – wird es schwerer die nächsten Investoren zu überzeugen und für sich zu gewinnen.
Christopher Oster, Clark

Der Businessplan wird oft zu wichtig genommen. Er bietet eine gute Orientierung über Kosten und darüber, wie verschiedene Mechaniken funktionieren, aber genaue Voraussagen über die nächsten drei Jahre kann er nicht treffen. Wie denn auch, meistens kommt es eher darauf an, auf neue Entwicklungen schnell zu reagieren und das Geschäftsmodel anzupassen.
Stefan Peukert, Employour

Businesspläne sind sehr wichtig, aber da es Pläne sind gibt es natürlich immer wieder positive und negative Abweichungen. Am Ende ist es vor allem wichtig, dass man intern die richtigen Ziele setzt und das Team stark damit motiviert. Investoren sollten durch den Plan vor allem einen guten Einblick in das Innenleben der Firma gewinnen. Ich rate davon ab spezifisch auf Investoren getrimmte Pläne anzufertigen. Das fällt einem immer wieder auf die Füsse.
Johannes Reck, GetYourGuide

Das kommt sehr auf die Phase an, in der sich das Start-up befindet. Gerade am Anfang ist ein Businessplan eher ein guter Indikator, ob die Gründer ihr Modell verstehen und ihre Kosten und KPI sauber planen können. Umsatz und Gewinn kommen häufig erst später. Ein guter Gründer weicht bei passenden Möglichkeiten auch von seinem Modell ab und eröffnet neue Umsatzströme und Absatzkanäle. Nach 1 bis 2 Jahren wird der Businessplan aber immer wichtiger. Zum einen will man Budgets sauber planen und zum anderen spricht man Investoren auch mehrmals an. Hier ist es sehr gut möglich, dass der Investor den Businessplan aus der letzten Finanzierungsrunde, bei der er nicht eingestiegen ist, aus der Schublade zieht und mit den aktuellen Zahlen vergleicht.
Benjamin Roos, Jobmensa

Der Businessplan wird in Deutschland gerne zu ernst genommen. Es ist eine Theorie, die man validieren oder wiederlegen kann und dann wieder überdacht werden. Viele Gründer klammern sich zu sehr an dieses Konstrukt anstatt flexibel damit umzugehen.
Thomas Ruland, cloudcontrol

Ein Businessplan ist elementar, da er dem Unternehmer hilft, die quantitativen Ziele zu operationalisieren. Ich finde auch, dass ein Business Plan bindend ist – auf der Basis wird ja externes Geld eingesammelt. Allerdings ist professionellen Investoren auch klar, dass in einer frühen Phase des Startups eine ganze Reihe von Annahmen – Durchschnittsumsatz, CPOs, Conversion Rates, etc. – getroffen werden, die sich nicht immer genau so erzielen lassen können. Es kann also Abweichungen geben, die ich als Unternehmer erklären können und darauf reagieren muss.
Felix Schollmeier, Finanzchef24

Für mich ist der “thought process” dahinter wichtiger als 100 % dabei zu bleiben. Justierungen sind wichtig und notwendig bei Veränderung.
Simon Specka, Zenmate

Bei Early-Stage ziemlich unwichtig. Er sollte allerdings Top-Line das Umsatzpotential aufzeigen und keine 70 % EBIT Marge in Jahr 5 zeigen – alles schon erlebt.
Konstantin Urban, windeln.de

Sehr gute Frage. Allen ist bekannt, dass ein Zwei-Jahres-Businessplan eines Start-ups die reinste Glaskugel ist. Trotzdem werden solche Dokumente – in Deutschland – gern bis auf die letzte Annahme zerfleischt und man wird oft daran gewertet. Meine Meinung: Die zweite Runde ist sowieso die schwerste: Da muss man dann spätestens Zahlen zeigen – und die müssen überzeugen! Egal, ob die Ergebnisse nun zum Businessplan passen oder nicht.
Michael Wendt, Locafox

Für die Gründer selbst, sehr wichtig. Nur so bekommt man ein Gefühl für Annahmen, Probleme und das mögliche Wachstum. Mit Businessplan meine ich eine reine Finanzplanung, kein 20-seitiges Word Dokument.
Christian Wiens, GetSafe

Passend zum Thema: “Businessplan: So demonstriert man kraftvoll Ambitionen

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.