Auf dem Weg zum Google­-Schreck?

Ströer – so hungrig ist der Vermarkter auf Start-ups

Der Werbetanker Ströer Media wandelte sich in den vergangenen Jahren vom Plakatewerber zum Internetkonzern. Dabei stieg das Unternehmen erst 2012 in die digitale Vermarktung ein. Den Wandel ließ sich das Unternehmen einiges kosten. Und noch immer frisst der Vermarkter Start-ups am laufenden Band.
Ströer – so hungrig ist der Vermarkter auf Start-ups
Dienstag, 26. April 2016VonAlexander Hüsing

Der Kölner Medienkonzern Ströer Media investiert derzeit massiv in Start-ups. Aus dem Außenwerber ist durch die vielen Übernahmen der vergangenen Jahre mittlerweile der wichtigste Online-Vermarkter Deutschlands – die Übernahme von T-Online spricht da Bände – und eines der wichtigsten Internet-Unternehmen des Landes geworden. Der Ansatz von Ströer dabei sei ungewöhnlich, berichtet Capital in der aktuellen Ausgabe: “Die Kölner lassen ihren Zukäufen das Eigenleben, verkaufen ihre Produkte aber konzernweit”.

“Sanfte Integration” lautet dabei das Zauberwort. Autor Lutz Meier sieht Ströer gar auf dem Weg “vom Plakatekleber zum Google­-Schreck”. Dabei hat das Unternehmen derzeit ganz andere Probleme: Die Investmentgesellschaft Muddy Waters, die selbst gegen einen Kursanstieg von Ströer wettet, wirft dem Internetkonzern geschönte Zahlen und weitere Verfehlungen vor. Das Unternehmen wies die Vorwürfe des Investors zwar energisch zurück – der Schaden, ein stark gefallener Kurs, bleibt.

Doch zurück in die Start-up-Welt: Gerade erst wurde bekannt, dass Ströer vor einer von stylefruits steht. Das Münchner Start-up ging bereits im Jahre 2008 an den Start und zählt inzwischen zu den führenden Social Shopping-Plattformen in Europa – siehe “Werbevermarkter Ströer kauft nun auch stylefruits“. Davor kaufte das Unternehmen Stayfriends – und legt dafür 16 Millionen Euro auf den Tisch. Das profitable Unternehmen scheint dabei aber nicht nur wegen seiner vielen Kunden für Ströer interessant zu sein, sondern auch wegen der erwirtschafteten Gewinne.

Vor stylefruits und Stayfriends kaufte Ströer BodyChange bzw. das Unternehmen So­ci­al Me­dia In­ter­ac­ti­ve. Zum Firma gehört unter anderem die erfolgreiche Marke BodyChange (auch als imakeyousexy.com bekannt). Davor kaufte der ehemalige Außenwerber statista – unser Start-up des Jahres 2008. Ströer übernahm zunächst 78,8 % an statista, einem erfolgreichen Dienst für Statistiken. Der Kaufpreis belief sich auf rund 57 Millionen Euro.

Die Übernahme von Omnea, einem Unternehmen rund um das Thema Online-Sichtbarkeit lokaler Unternehmens-Filialen, ließ sich Ströer 4,9 Millionen Euro kosten. Für das Adtech-Start-up KissMyAds zahlte der Werbegigant 3 Millionen Euro. Der Kauf von RegioHelden, einem Unternehmen für lokale Internet-Werbung, kostete Ströer rund 15,8 Millionen Euro. Davor wiederum übernahm der Internetriese Content Fleet, ein Unternehmen rund um Content-Marketing. Insgesamt kaufte sich Ströer in den vergangenen Jahren eine interessante Mischung aus Online-Vermarkter, Plattformen, die das Unternehmen vermarkten kann, und anderen Diensten zusammen. Die Strategie dahinter scheint klar, Ströer will ein Schwergewicht in der deutschen Online-Welt sein. Mit Google kann sich die deutsche Firma aber noch lange nicht messen.

Die wichtigsten (Start-up)-Zukäufe von Ströer

* AdScale (20,2 Millionen)
* BodyChange
* Content Fleet
* Conexus (10 Millionen)
* Dockin
* Erdbeerlounge
* FaceAdNet
* Fixxoo
* GAN Game Ad Net (0,2 Millionen)
* Giga Digital (4,1 Millionen)
* Kino.de / Video.de (4,5 Millionen)
* KissMyAds (3 Millionen)
* Lioncast
* MBR Targeting (5,7 Millionen)
* Omnea (4,9 Millionen)
* Pettec
* Permodo (8,4 Millionen)
* radcarpet (0,5 Millionen)
* Regiohelden (15,8 Millionen)
* Spielaffe
* Spieletipps.de
* statista (57 Millionen)
* Stayfriends (16 Millionen)
* stylefruits
* Tube One Networks (0,5 Millionen)
* Webguidez Entertainment (2,0 Millionen)

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.