15 Fragen an Katharina Klausberger

“Das Startup-Leben ist wie eine Achterbahnfahrt”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Katharina Klausberger von shpock.
“Das Startup-Leben ist wie eine Achterbahnfahrt”
Freitag, 25. September 2015VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Es geht eigentlich nicht darum, sein eigener Chef zu sein. Viel mehr geht es darum, selbst anzupacken, aus den gewohnten Bahnen auszubrechen und Verantwortung zu übernehmen.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee zu Shpock ist uns bei einem Team-Workshop gekommen. Dabei ist uns aufgefallen, dass die vorhandenen Lösungen für den privaten Kauf und Verkauf von Gebrauchtwaren nicht mehr zeitgemäß sind. Wir haben die Textwüsten der alten Plattformen ersetzt und den Marktplatz für das Smartphone-Zeitalter optimiert. Das Einstellen eines Produktes muss 30 Sekunden und nicht 10 Minuten dauern.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Den Start haben wir in erster Linie durch Eigenkapital und Förderungen finanziert. Wenig später haben sich dann Business Angels – der Investor Johann „Hansi“ Hansmann und der Venture-Capital-Fonds Speedinvest – dem Team angeschlossen. Im Herbst 2013 ist schließlich Schibsted Classified Media dazugestoßen.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Es sind weniger Stolpersteine, aber dafür umso mehr Herausforderungen. Ein Start-up aufzubauen ist hart. Man muss sich Herausforderungen stellen, von denen man keine Ahnung hat und nie ahnte, dass es sie je geben würde. Und meistens treten solche Herausforderungen im Rudel auf. Auf das muss man gefasst sein und man muss es auch wollen.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich will nichts bereuen. Negative Erlebnisse haben uns dort hingebracht, wo wir heute stehen. Ohne diese Erfahrungen, die wir zum Beispiel bei unserem ersten Projekt (Anm. finderly, eine Produktempfehlungsplattform für Elektronikartikel) gemacht haben, wäre Shpock niemals so erfolgreich geworden.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir probieren alles zumindest einmal aus und setzen auf einen ausgewogenen Mix. Die Erfahrung hat uns aber gezeigt, dass der beste Kanal, um die Bekannheit zu steigern, noch immer die zufriedenen User sind.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Es gab keine einzelne Person. Es war von Beginn an die geniale Team-Leistung, die diesen Erfolg ermöglicht hat.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Zwei wichtige Tipps: Man sollte immer das Feedback von Usern ernst nehmen, denn nur gemeinsam mit seinen Usern kann man das Produkt in die richtige Richtung weiterentwickeln. Darüber hinaus sollte man sich nicht von Rückschlägen einschüchtern lassen. Das Startup-Leben ist wie eine Achterbahnfahrt: Auf ein Hoch folgt ein Tief und dann wieder ein Hoch – oft innheralb von wenigen Tagen oder auch nur an einem Tag.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Es müssen genügend Anreize für ein Ökosystem und all deren Mitglieder – Investoren, Dienstleister, Gründer, Arbeitnehmer – geleistet werden. Außerdem wäre es notwendig den Zuzug für Fachkräfte zu erleichtern.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Das ist für mich aus heutiger Sicht gar nicht mehr vorstellbar.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Lovoo. Das Team hat aus eigener Kraft etwas Großes geschaffen. Die Leute hinter der App sind smart, arbeiten hart für den Erfolg, ohne dabei den Spaß an der Sache zu verlieren.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
1994 zum Terminal 1 des Münchener Flughafens, um das letzte Nirvana-Konzert live mitzuerleben.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Nicht darüber sprechen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
In erster Linie ausschlafen, dann ein paar To-Dos abarbeiten, gut essen und etwas Sport treiben.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Ich bin beruflich sehr viel unterwegs und treffe ständig interessante Leute, aber um ehrlich zu sein, würde ich am liebsten wieder einmal Zeit für einen ruhigen Kaffee oder Drink mit meinen Freunden haben.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Katharina Klausberger unterrichtete nach ihrem Studium zunächst am Institut für Entrepreneurship und Innovation der Wirtschaftsuniversität Wien sowie Innovationsprojekte für Start-ups und Großunternehmen geleitet und parallel ihr Doktorat abgeschlossen. 2011 folgte der Schritt in die Selbständigkeit und gründete gemeinsam Armin Strbac die Gründung der finderly GmbH. Während der Arbeit daran wurde 2012 Shpock entwickelt.

“Hinter den Kulissen deutscher Start-ups: 45 Gründer über den Aufbau ihres Unternehmens”, heißt der erste Titel der neuen Buchreihe von deutsche-startups.de. Unser erstes Buch, ein Best-of der Rubrik 15 Fragen an, steht unter dem Motto: Von Gründern lernen, sich von deutschen Unternehmern inspirieren lassen. 45 Gründer berichten von Ihren eigenen Erfahrungen, geben wertvolle Tipps und teilen ihre Inspirationen mit den Lesern. Weitere Infos über “Hinter den Kulissen”. Unser erstes Buch jetzt bei Amazon bestellen.

Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.