“Die Werbefinanzierung von digitalen Inhalten steht heute erst am Anfang” – Andreas Bodczek von SponsorPay im Interview

Das 2009 gegründete Start-up SponsorPay (www.sponsorpay.com) sieht sich als “europäischer Marktführer für die Monetarisierung von virtuellen Gütern in Online-Games, Social-Media-Anwendungen, virtuellen Welten und sozialen Netzwerken”. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht SponsorPay-Mitgründer Andreas Bodczek […]
“Die Werbefinanzierung von digitalen Inhalten steht heute erst am Anfang” – Andreas Bodczek von SponsorPay im Interview
Mittwoch, 21. September 2011VonAlexander Hüsing

Das 2009 gegründete Start-up SponsorPay (www.sponsorpay.com) sieht sich als “europäischer Marktführer für die Monetarisierung von virtuellen Gütern in Online-Games, Social-Media-Anwendungen, virtuellen Welten und sozialen Netzwerken”. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht SponsorPay-Mitgründer Andreas Bodczek über bürokratische Hürden in den USA, Digitale Inhalte und den richtigen Mitarbeiter-Mix.

SponsorPay gibt derzeit in den USA Gas, Sie haben gerade erst SponsorPay Inc. gegründet. Wie schwierig ist es für ein deutsches Start-ups in den USA Fuß zu fassen?
Für uns war es in diesem Fall nicht besonders schwierig – operativ arbeiten wir ja bereits seit geraumer Zeit mit US-Anbietern auf der Publisher- und auf der Advertiser-Seite zusammen. Die Social- und Mobile-Games Szene ist sehr US-zentriert und eine erfolgreiche Entwicklung der dortigen Geschäftsbeziehungen erfordert Ansprechpartner vor Ort. Wir haben in den vergangenen Monaten das Team deutlich ausgebaut und gestärkt. Die Gründung der SponsorPay Inc. war da nur die logische Konsequenz und mit der Unterstützung der amerikanischen Kollegen auch kein großes bürokratisches Hindernis.

Aber warum haben Sie einen Ableger in den USA gegründet?
Mit der Entscheidung für eine stärkere lokale Präsenz gehen auch lokale Mitarbeiter sowie engere Kunden- und Lieferantenbeziehungen einher. Unsere Erfahrung der ersten Monate war, dass gerade in den USA viele Geschäftspartner von ernstzunehmenden Marktteilnehmern auch eine lokale Firmenpräsenz erwarten.

Ist eine weitere Auslandsexpansion geplant?
Seit der Gründung von SponsorPay haben wir Team und Technologie-Plattform konsequent auf Internationalität ausgerichtet. Diese Strukturen erlauben es uns heute, zügig in neue Märkte zu expandieren, wenn diese für uns interessant werden.

Wie läuft denn das Auslandsgeschäft von SponsorPay?
Zuletzt haben wir starkes Wachstum in Brasilien und auch in den USA verzeichnet – jeweils verbunden mit einer Stärkung der Teams in diesen Märkten. Aber nicht immer muss man in die Ferne schweifen: Auch in Polen erzielen wir zum Beispiel sehr gute Ergebnisse und vertiefen derzeit unsere Partnerschaften.

Können Sie „starkes Wachstum“ und „sehr gute Ergebnisse“ auch in Zahlen ausdrücken?
Wir sind sehr zufrieden mit der aktuellen Entwicklung, Umsatzzahlen behandeln wir jedoch vertraulich.

Schade! Was raten Sie anderen Start-ups, die im Ausland Fuß fassen wollen?
Pauschalen Rat zu geben bringt meiner Ansicht nach wenig – die Strategie hängt ja auch und vor allem vom jeweiligen Geschäftsmodell ab. Unsere eigenen Internationalisierungsbemühungen waren bisher am erfolgreichsten, wenn wir ein starkes lokales Team von Unternehmern mit unseren etablierten Systemen, Prozessen und Kundenbeziehungen kombinieren konnten.

Jetzt einmal zurück auf Anfang: Wie würden Sie ihrer Großmutter SponsorPay erklären?
Grundsätzlich unterscheidet sich unser Modell nicht gravierend von anderen – heute weitaus verbreiteteren – Formen der Werbung. Nehmen wir beispielsweise TV- Werbung im Privatfernsehen: Der Nutzer akzeptiert eine Unterbrechung der Spielfilme, Serien oder des Sportprogramms alle 15 bis 20 Minuten, und schaut sich Werbung an. Dafür bekommt er den Content gratis. SponsorPay überträgt dieses Konzept auf digitale Inhalte und nutzt zur Werbefinanzierung die Vielfalt der im Internet möglichen Werbeformen im Vergleich zu den doch recht statischen Display-Formaten in der klassischen Werbung.

Und ihre Oma versteht Begriffe wie „digitale Inhalte“, „statische Display-Formate“ und „klassische Werbung“?
Zugegeben, da man müsste man dann doch etwas weiter ausholen. Ich habe allerdings festgestellt, dass unser Produkt, obwohl es zunächst kompliziert klingen mag, nah am Alltag der Nutzer ist – egal ob jung oder alt. ‚Digitale Inhalte‘ können prinzipiell alles umfassen, womit wir tagtäglich zu tun haben: von TV-Sendungen bis zur Tageszeitung oder eben auch Services wie zum Beispiel Skype. Das Neue und Spannende an unserem Format ist, dass sich die Werbung nicht mehr einseitig abspielt, sondern vom Nutzer nach eigenen Interessen aktiv angesteuert wird.

Vielleicht ist mal ein Beispiel fällig: Wo kommt SponsorPay zum Einsatz und wie genau bekomme ich als Nutzer digitale Inhalte gratis?
Angenommen, Sie nutzen ein Online-Spiel und möchten auf Premium-Inhalte zugreifen oder einfach schneller im Game vorankommen, wozu Sie virtuelle Währung erwerben müssten. SponsorPay ermöglicht es Ihnen, diese virtuelle Währung kostenfrei zu bekommen, wenn Sie als Gegenleistung an Werbeangeboten teilnehmen und zum Beispiel Videos auf unserer BrandEngage-Plattform anschauen.

Und wie verdient SponsorPay mit diesem Konzept Geld?
Unser Service verbindet als Schnittstelle Werbetreibende, Content-Anbieter und Nutzer miteinander. SponsorPay finanziert sich auf Provisionsbasis, also ohne feste Kosten für die Werbetreibenden.

SponsorPay ging im Sommer 2009 an den Start! Blicken Sie bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen zwei Jahren so richtig schief gegangen?
Um in einem aggressiven und sich rasant bewegenden Markt zu wachsen, muss man einfach sehr schnell handeln und da haben wir oft, aber sicher nicht immer, richtig gelegen. Vor allem den richtigen Mix an Mitarbeitern zu finden, hat seine Zeit gebraucht und ist wahrscheinlich sowieso eine der größten Herausforderungen für ein junges Unternehmen. So haben wir unser US-Team erst kürzlich noch einmal komplett umstrukturiert.

Was haben Sie genau umstrukturiert?
Als wir vor circa anderthalb Jahren die ersten Schritte in den USA unternommen haben, war es unser Ziel, als unbekanntes europäisches Unternehmen möglichst schnell Game-Publisher im größten Markt der Welt als Kunden zu gewinnen. Dementsprechend haben wir dann auch das Team aufgestellt. Inzwischen sind wir einen Schritt weiter und treiben vor allem das Advertiser-Geschäft und unser mobiles Produkt voran, konzentrieren uns aber auch auf ein besseres Account Management der bestehenden Kunden. Mit Tehyon Kim einen ausgewiesenen Experten im Mobile App Markt ins Boot geholt. Geleitet wird das US Business Development von Dave Westin, der uns durch seine langjährige Erfahrung und ein hervorragendes Netzwerk verstärkt.

Blicken Sie noch einmal zurück: Wo haben Sie bisher alles richtig gemacht?
Dass wir das Fundament von SponsorPay von Anfang an breit angelegt und uns nicht nur auf eine einzelne starke Plattform konzentriert haben, hat sich im Nachhinein als sinnvoll erwiesen. Im Bereich Browsergames arbeiten wir mit großen Partnern wie Gameforge, Bigpoint, InnoGames zusammen. Mit diesem Rückhalt konnten wir uns erfolgreich in Social Games, Social Networks und zunehmend auch auf mobilen Plattformen etablieren, die von Ökosystemen der Marktriesen wie Facebook, Google und Apple geprägt sind.

Wie viele Menschen sorgen für den reibungslosen Ablauf bei SponsorPay?
Momentan haben wir mehr als 80 Mitarbeiter, die meisten davon in Berlin, aber auch in unserer US-Zweigstelle in San Francisco sowie in London und Paris.

Was haben Sie vor SponsorPay gemacht und wer gehört noch zu Gründungsteam von Sponsorpay?
Nach Stationen bei Bertelsmann und als Geschäftsführer von Telefonica Deutschland habe ich SponsorPay im Jahr 2009 gegründet, gemeinsam mit Team Europe, Janis Zech und Jan Beckers, der mit HitFox derzeit wieder ein neues Startup aufbaut. Unterstützt wird SponsorPay auch durch unsere internationalen Investoren. Neben Team Europe sind dies Kite Ventures, Hasso Plattner Ventures und Nokia Growth Partners.

Wo steht SponsorPay in einem Jahr?
Die Werbefinanzierung von digitalen Inhalten steht heute erst am Anfang. Werbetreibende erreichen durch unsere Plattform Zielgruppen in einem Umfeld, das für sie auf anderem Wege nur schwer zu erschließen ist. Hier wird es in den kommenden zwölf Monaten vor allem darum gehen, relevante Branding-Budgets für unsere Plattform zu gewinnen, sowie starken Marken die Möglichkeit zu einer tieferen Interaktion mit dem Nutzer zu geben. Dementsprechend werden wir in den kommenden 12 Monaten das Team international weiter verstärken – vor allem in den Bereichen Advertiser Sales, Publisher Sales und Produktmanagement. Dazu passend muss dann natürlich auch der Umsatz in internationalen Märkten kräftig zulegen. In zwölf Monaten würde ich außerdem erwarten, dass das Geschäft mit mobilen Anbietern mehr als ein Viertel unseres Gesamtumsatzes ausmacht und der stärkste Wachstumstreiber der Firma ist.

Zur Person
Andreas Bodczek ist als Mitgründer und Geschäftsführer von SponsorPay für die kaufmännische Leitung, die Unternehmensentwicklung und den Ausbau der internationalen Kundenbeziehungen verantwortlich. Seit 1999 war Bodczek in verschiedenen Managementrollen bei Bertelsmann und Telefónica tätig, zuletzt als CEO von Telefónica Deutschland. Er studierte in München Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Innovations- und Technologiemanagement sowie Information, Organisation und Management. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Familie, in der Natur, beim Sport und auf Reisen.

Hausbesuch

SponsorPay residiert in der Berliner Ackerstraße. Die stattliche Mannschaft arbeitet in lichtdurchfluteten Büroräumen, in denen früher das Team von GameDuell wirkte. Einige Eindrücke der Büroräume gibt es in unserer kleinen, aber feinen Fotogalerie.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.