Offline! 13 Start-ups, die 2010 schon von uns gegangen sind

Traurig, aber wahr: Nicht jedes Start-up kommt durch. Die Gründe sind vielfältig: Mal nimmt der Markt das Konzept nicht an, mal machen die Gründer oder Investoren handwerkliche Fehler und ab und an orientieren sich die Macher schlichtweg andersweitig. So verschwanden auch in den ersten Monaten dieses Jahres wieder mehrere junge Unternehmen von der Bildfläche. Einige schlitterten in die Insolvenz, andere wurden einfach abgeschaltet und wieder andere durch einen Konkurrenten übernommen.

bailamo
Die poppige 3D-Flirtwelt Bailamo (www.bailamo.de), bei der einsame Herzen auf einer sonnigen Insel auf Flirttour gehen konnten, ging im April 2010 unter. Laut Amtsgericht Charlottenburg wurde die Betreibergesellschaft, die Bailamo AG, “auf Grund der Eröffnung des Insolvenzverfahrens aufgelöst”. Bailamo war eine erfrischende Alternative zu gewöhnlichen Chats. Per Maus oder Tastatur konnte man sein virtuelles Ebenbild durch die Traumwelt navigieren. Die virtuelle Welt sMeet (www.smeet.com) sicherte sich schließlich die Domain www.bailamo.de.

CoupoMania
Auf den Namen CoupoMania (www.coupomania.de) tauften Dennis Singh und Mirko Boll ihre Groupon-Adaption. Offizieller Startschuss war Anfang Dezember 2009. Die ehemaligen Design- und Informatikstudenten bearbeiteten zunächst die Hansestadt Hamburg. Anders als bei Groupon gab es bei CoupoMania neue Aktionen zunächst nur im Wochentakt. Wenige Wochen später gaben die CoupoMania-Macher bereits auf. “Nach einer regelrechten Überflutung der Start-up-Szene mit Groupon-Klonen, hat sich das CoupoMania-Team dazu entschlossen neue Projekte in Angriff zu nehmen”, teilten die Gründer per Mail mit.

Dealstreet
Mitte Mai ging der Entertainment-Shoppingdienst Dealstreet (www.dealstreet.de) vom Netz ging. Während Besucher der Website zunächst mit den Worten “Aktuell ist DealStreet leider nicht verfügbar” begrüßt wurden, stand kurz darauf ein eindeutiger Hinweis auf der Plattform. Die Formulierung “Lieber Nutzer, leider musste die Upside Shopping GmbH, Betreiber von DealSteet.de, wegen drohender Zahlungsunfähigkeit am 12. Mai Insolvenz anmelden” ließ keinen weiteren Spielraum zu. Die Geschichte von Dealstreet fand somit ein Jahr nach dem Start ein jähes Ende.

Luupo
Die Schnäppchen-Community Luupo (www.luupo.de) hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Das Start-up ging im Sommer 2007 offiziell an den Start. Durch den Einsatz von Luupos (die man käuflich erwerben musste) konnte jeder Nutzer den Preis seines Wunschartikels bei Luupo um 40 Cent senken. Gleichzeitig wurde mit jeden Einsatz der Preis angezeigt. Trotz großer Euphorie ging das Konzept nicht auf. Schließlich wanderte Luupo in die Hände von Jens Jäger. Im Oktober 2009 ging Luupo unter der neuen Führung wieder ans Netz. Im Sommer 2010 folgte das Aus: Der Freistaat Bayern untersagte den Betrieb.

mybrands
Beim Outlet-Shop mybrands (www.mybrands.de) gingen im Mai 2010 die Lichter aus. Auf der Website hieß es lapidar: “Verehrte Kunden, leider müssen wir vorerst den Verkauf über diese Seite einstellen. Wir möchten uns bei Ihnen für Ihr Vertrauen und Ihre Treue herzlich bedanken! Selbstverständlich werden alle ausstehenden Bestellungen und Retouren weiterhin bearbeitet”. Kurz darauf übernahm der Multishop Zalando (www.zalando.de) das junge Start-up. Zalando und mybrands wurden beide von Rocket Internet, dem Inkubator der Samwerbrüder Alexander, Marc und Oliver (auch an deutsche-startups.de beteiligt), ins Netz gehievt.

new.fm
Ganz leise verabschiedete sich das Start-up youmix, welches zuletzt das dezentrale Online-Musikmagazin new.fm (www.new.fm) betrieb, im Frühjahr 2010 aus dem Netz. Wie das Amtsgericht Charlottenburg mitteilte, wurde die Gesellschaft aufgelöst. Bereits im Sommer des vergangenen Jahres stieg Mitgründer Marcel Hollerbach aus. Seitdem führte Sascha Ritter das junge Unternehmen, welches als Musik-Community startete. Zu den Investoren von new.fm gehörten die IBB Beteiligungsgesellschaft, Mountain Partners, Tiburon und die Hamburger Beteiligungsfirma J.C.M.B.

rabattschlacht
Im Mai 2010 segnete der Entertainment-Shoppingdienst rabattschlacht (www.rabattschlacht.de) das Zeitliche. Schon zuvor war es verdächtig ruhig um den Dienst aus dem Hause aha.de Internet GmbH geworden. rabattschlacht ging im Frühjahr 2008 an den Start. Beim Shoppingdienst waren die Preise zunächst verdeckt. Das Aufdecken des Preises kostete 90 bzw. später 80 Cent. Der Preis des Produktes wurde dabei um 50 Cent gesenkt. Mehrmals bastelten die Macher am Konzept. Die erste große Änderung kam Ende 2008 – im Gegensatz zur ersten Version blieb der Preis nach dem Aufdecken eine Minute sichtbar.

Reduti.de
Auf den Live Shopping Days von Exciting Commerce stellte ein Team um Nikolas Woischnik, zuletzt Member of the Management Board beim Zeitbild Verlag, ihre Plattform Reduti.de (www.reduti.de) erstmals der Öffentlichkeit vor. Startschuss für das Groupon-Konzept war Anfang Februar 2010. Durch die Verknüpfung der Groupon-Idee mit einem Stadtguide bzw. einem Ratgeberportal und die Qualität der Deals wollten sich die Berliner von den vielen Konkurrenten absetzen. Ende Juni übernahm DailyDeal (www.dailydeal.de) den kleinen Konkurrenten.

Saftfabrik
Die Saftfabrik (www.saftfabrik.de) machte im Sommer dicht. “Nach langem Ringen haben wir uns schweren Herzens dazu entschlossen, Ende Juni 2010 die Tore der Saftfabrik zu schließen und unsere Produktion einzustellen”, teilte das Saftfabrik-Team kurz vor dem Ende mit. Aus rund 30 Zutaten konnten Kunden sich in der Saftfabrik ihren individuellen Saft mixen oder fertige Mischungen kaufen. Die Saftfabrik, die von Alexandra Podeanu, Ana Druga und Thomas Förster gegründet wurde, öffnete im Frühjahr des vergangenen Jahres ihre Pforten – zunächst als Service für Menschen in Berlin, später wurde das Konzept bundesweit ausgerollt.

Tagcrumbs
Im März 2009 schickten Benedikt Foit, Sascha Konietzke und Cornelius Rabsch Tagcrumbs ins Rennen. Im Mai 2010 verkündeten die Gründer das Aus für ihre “Internetplattform zum Markieren von Plätzen für webbasierte und mobile Anwendungen”. “Leider stießen wir auf enorme Probleme, mit der Plattform Geld zu verdienen”, hieß es in einer Rundmail an die Nutzer. Man sei zu “produktlastig” an das Projekt rangegangen, sagte Cornelius Rabsch im Rückblick gegenüber deutsche-startups.de. Demgegenüber habe man den Firmenaufbau vernachlässigt.

Taschenreich
Das Ende 2008 gegründete Start-up Fashionette (www.fashionette.de), ein Online-Verleih für Handtaschen, Abendkleider, Schmuck und Sonnenbrillen, schluckte den 2006 gestarteten Mitbewerber Taschenreich (www.taschenreich.de) im Januar 2010. Der Online-Handtaschenverleih Taschenreich wurde vor vier Jahren von Isabelle zu Hohenlohe, Stephanie Wolf und Gabriele Kruse ins Leben gerufen. Als der erste deutsche Anbieter in diesem sehr speziellen Segment erfuhr Taschenreich ebenso wie der ebenfalls 2006 gestartete Konkurrent Luxusbabe (www.luxusbabe.de) eine extrem hohe mediale Aufmerksamkeit.

Teambon
Der kleine Groupon-Klon Teambon (www.teambon.de) verschwand Ende Februar 2010 vom Markt. Konkurrent DailyDeal (www.dailydeal.de) übernahm den Anbieter. “Mit Gero Gode haben wir einen exzellenten Mann für lokales Marketing und Kooperationen hinzu gewonnen. Er ergänzt unser Team perfekt”, sagte DailyDeal-Gründer Fabian Heilemann zu Übernahme. Teambon war in Augsburg aktiv. Die Universitätsstadt im Südwesten Bayerns sollte danach als Pilotstandort für mittelgroße DailyDeal-Städte fungieren.

Triphunter
Im März 2010 schluckte brands4friends (www.brands4friends.de) den Reiseclub Triphunter (www.triphunter.de). Das Start-up bot sämtliche Reisen zeitlich limitiert und in begrenzter Stückzahl an. Für brands4friends-Chef Christian Heitmeyer war die Übernahme ein nächster Schritt zur Umsetzung seiner ambitionierten Expansionsziele. “Damit wächst unser Produktportfolio deutlich und brands4friends-Mitglieder profitieren von der Touristikkompetenz des TripHunter-Teams”. TripHunter wurde Anfang 2008 von Gabriel Graf Matuschka und Matthias Eireiner gegründet. Im Vergleich zum Schwergewicht brands4friends war der Reiseclub ein Leichtgewicht. Vor allem an Reichweite mangelte es TripHunter.

Offline
In der Reihe Offline! spricht deutsche-startups.de immer wieder mit Gründern, über das Scheitern ihres eigenen Unternehmens. Damit wollen wir dazu beitragen, das Thema Scheitern von all den negativen und schambeladenen Assoziationen zu befreien, die ihm in Deutschland noch immer anhaften. Leider wollen die meisten Jungunternehmer nicht über ihr Scheitern reden. Einige, wenige Gründer standen uns in den vergangenen Monaten aber auch zu diesem schwierigen Thema Rede und Antwort.

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