#Interview

“Wir sind bereits vom ersten Tag mit einem Team gestartet”

Bei socialbnb gibt es "Unterkünfte, die von sozialen und ökologischen Organisationen angeboten werden". "Wir haben mehr als 2500 Übernachtungen und 10.000 Euro an soziale und ökologische Projekte vermittelt", sagt Gründer Alexander Haufschild.
“Wir sind bereits vom ersten Tag mit einem Team gestartet”
Dienstag, 14. November 2023VonAlexander Hüsing

Das Kölner Startup socialbnb, 2021 von Alexander Haufschild und Nils Lohmann gegründet, möchte Reisende mit sozialen und ökologischen Projekten verbinden. Dabei sollen durch eine Übernachtung die jeweiligen Projekte vor Ort unterstützt werden und somit eine nachhaltige Einkommensquelle abseits von Spenden bieten. “Das Geld, was Du dort bezahlst, bleibt in der Region und unterstützt so soziale Einrichtungen oder den Naturschutz vor Ort. Und du kannst gleichzeitig das Projekt sowie Land und Leute richtig kennenlernen”, sagt Gründer Haufschild.

Derzeit arbeiten 10 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für das Unternehmen aus dem Rheinland. “Wir haben mehr als 2500 Übernachtungen und 10.000 Euro erfolgreich an soziale und ökologische Projekte vermittelt”, sagt Haufschild zum Stand der Dinge bei socialbnb. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Jungunternehmer außerdem über Kambodscha, kostenfreien Englischunterricht und Stillstand.

Wie würdest Du Deiner Großmutter socialbnb erklären?
Stell dir vor Du willst in den Urlaub. Wo würdest Du übernachten? Im Hotel oder einer Herberge? Gerade bei großen Hotels bleibt das Geld, was Du zahlst aber oft nicht vor Ort, sondern fließt aus der Region und schafft so nur wenig Mehrwert. Bei socialbnb kannst du online Unterkünfte buchen, die von sozialen und ökologischen Organisationen angeboten werden. Das Geld, was Du dort bezahlst, bleibt in der Region und unterstützt so soziale Einrichtungen oder den Naturschutz vor Ort. Und du kannst gleichzeitig das Projekt sowie Land und Leute richtig kennenlernen.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Auf socialbnb können mittlerweile über 300 Projekte aus 45 Ländern gebucht werden. Das ist nach wie vor unser Grundkonzept. Zusätzlich kommen demnächst weitere Angebote dazu. So launchen wir noch in diesem Monat die erste socialbnb-Rundreise in Ecuador in Kooperation mit dem Reiseveranstalter travel-to-nature, bei der man für fast drei Wochen verschiedene soziale und ökologische Projekte besucht und wo die gesamte Rundreise den Naturschutz und soziale Initiativen vor Ort fördert.

Wie ist überhaupt die Idee socialbnb Startup entstanden?
Während eines Urlaubs trafen wir in Kambodscha den Tuk-Tuk Fahrer Seng Chanty. Seng wollte eine Schule in seinem Dorf bauen, um Kindern kostenfreien Englischunterricht zu ermöglichen. Seinem sozialen Projekt fehlten jedoch die nötigen Spenden. Gemeinsam entwickelten wir die Idee, die leerstehenden Räume seines Hauses an Reisende zu vermieten und sie am Alltag des Dorfes teilhaben zu lassen. Innerhalb von drei Monaten haben Seng so viele Reisende besucht, dass er von den Einnahmen die Schule errichten und einen Englischlehrer einstellen konnte. Die Idee, die enorme Kraft des Tourismus für die Finanzierung von nachhaltigen Projekten zu nutzen, ließ uns nicht mehr los. Neben dem Studium verfolgten wir die Idee über die Jahre in einem wachsenden Team weiter. Nach überwältigendem Feedback von verschiedenen Projekten und Reisenden entschieden wir uns socialbnb als eigenständiges social Business zu gründen.

Wie hat sich socialbnb seit der Gründung entwickelt?
Derzeit sind wir 10 Teammitglieder, die socialbnb voranbringen. Wir haben mehr als 2500 Übernachtungen und 10.000 Euro erfolgreich an soziale und ökologische Projekte vermittelt.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Corona hat uns in der Entwicklung natürliche erheblich zurückgeworfen. Ein Tourismus-Startup mitten in der Pandemie zu gründen – da haben uns einige erstmal für verrückt erklärt. Dadurch hat sich unser geplanter Launch um ein ganzes Jahr verschoben und auch dann waren die Anfänge im Juni 2021 noch schwer. Aber schon damals sahen wir den Stillstand der Industrie als Chance, diese nachhaltig umzugestalten und die enorme Kraft des Tourismus vor Ort zu nutzen um Gutes zu bewirken.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir sind bereits vom ersten Tag mit einem Team gestartet. So sind von Anfang an viele verschiedene Ideen und Gedanken in die Entwicklung von socialbnb mit eingeflossen. Das waren nicht immer einfache Prozesse, aber sie helfen uns auch heute noch als Team effizient zu sein und trotzdem viel Partizipation zu ermöglichen.

Wo steht socialbnb in einem Jahr?
In einem Jahr wollen wir über 1000 Angebote auf der Plattform haben und travel with impact zu einer wahren Alternative auf Reisen machen. Zusätzlich soll neben den Unterkünften weitere Rundreisen buchbar werden sowie Pakete, die mehrtägige Angebote beinhalten und so noch mehr Impact generieren. Das Ziel ist es über 100.000 Euro für soziale und ökologischen Projekte über unsere Plattform zu generieren.

Reden wir über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Köln ist für uns ein super attraktiver Standort für unser Startup. Aufgrund der überschaubareren Größe, findet man sich schnell in der Startup-Szene zurecht und lernt die Leute schnell kennen. Es fühlt sich dadurch fast schon familiär an. Wir hatten über das Gateway Exzellenz Start-Up Center der Universität Köln einen guten Ansprechpartner für die ersten Schritte von socialbnb. Im Verbund mit den weiteren Hochschulen, erhält man hier schnell Zugang zu wichtigen Ressourcen und Beratung. Zudem gibt es viele regionale Förderungsprogramme und Startup-Wettbewerbe. Auch die Impact Startup-Bubble wächst in Köln und bildet ein sehr schönes und unterstützendes Netzwerk. Dieser Austausch ist für uns super wichtig, um voneinander zu lernen und sich gegenseitig zu inspirieren und zu motivieren.

Was ist in Köln einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Durch die größere Anzahl an Geldgebenden ist das Fundraising und die Finanzierung für Startups in Berlin generell wohl etwas einfacher. Auch gibt es mehr regionale und auf Berlin bezogene Fördermöglichkeiten. Da könnte Köln noch nachlegen, um neben der guten Beratungsleistung auch mehr Investitionen in Startups zu fördern.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Erstens: Noch mehr Startups mit Social Impact. Zweitens: Gezielte Förderung für Social Entrepreneurship. Drittens: Mehr Ausrichtung auf international tätige Startups und Vernetzung ins Ausland.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen genaueren Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründerinnen und Gründer, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen gerade von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

KoelnBusiness

Foto (oben): socialbnb

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.