#Interview

“Irgendwann war das Tal der Tränen durchschritten”

Während der Corona-Pandemie ging das Bildungsurlaub-Startup Let’s Flow an den Start. Das Team ließ sich aber nicht unterkriegen und machte weiter: "Irgendwann war das Tal der Tränen durchschritten und wir standen mit einem geilen Produkt in den Startlöchern", sagt Gründer Dennis Drüke.
“Irgendwann war das Tal der Tränen durchschritten”
Montag, 13. November 2023VonAlexander Hüsing

Das Berliner Unternehmen Let’s Flow, 2020 von Dennis Drüke, Christoph Kreiss und Jill Christin Reinhard gegründet, setzt auf Bildungsurlaub und dabei auf mentale Gesundheit. “Wir machen Fortbildungen und verbinden diese mit Urlaubsflair und attraktiven Aktivitäten”, erklärt Gründer Drüke das Konzept hinter Let’s Flow. In diesem Jahr peilt das Team einen Umsatz von rund 1,5 Millionen Euro an. Der Weg dahin war schwierig, immerhin gründete das Team mitten in der Corona-Pandemie.

“Besonders für mich, der zuvor seinen Job gekündigt hatte, war das aber trotzdem eine harte Zeit, emotional wie finanziell. Irgendwann war das Tal der Tränen dann jedoch durchschritten und wir standen mit einem geilen Produkt in den Startlöchern, von dem wir wussten, dass die Menschen richtig Bock darauf haben – wegen Corona vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Seither konnten wir unsere Buchungen in jedem Jahr vervierfachen”, sagt Drüke.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Let’s Flow-Macher außerdem über Hypes, Glück und Ernährung.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Let’s Flow erklären?
Wir machen Fortbildungen und verbinden diese mit Urlaubsflair und attraktiven Aktivitäten. So gehen wir zum Beispiel Wandern in der Sächsischen Schweiz oder Skifahren in Tirol. Und weil wir diese Fortbildungen als „Bildungsurlaube“ anerkennen lassen, bekommen Arbeitnehmer*innen für ihre Teilnahme jedes Jahr fünf Tage Sonderurlaub.

Wie hat sich Let’s Flow seit der Gründung entwickelt?
Wir haben im Februar 2020 zu dritt gegründet. Ich war dabei der, mit der Gründungs-Idee und auch so ein bisschen das Zugpferd. Meine Mitgründer*innen Christoph Kreiß und Jill Reinhard waren zu diesem Zeitpunkt noch im Studium. Dann kam Corona und für uns, als Tourismus-Startup, lag erst einmal alles auf Eis. Wir konnten nichts machen – außer vielleicht, dank geschlossener Grenzen, die leeren Skipisten in Tirol genießen. Besonders für mich, der zuvor seinen Job gekündigt hatte, war das aber trotzdem eine harte Zeit, emotional wie finanziell. Irgendwann war das Tal der Tränen dann jedoch durchschritten und wir standen mit einem geilen Produkt in den Startlöchern, von dem wir wussten, dass die Menschen richtig Bock darauf haben – wegen Corona vielleicht sogar noch ein bisschen mehr. Seither konnten wir unsere Buchungen in jedem Jahr vervierfachen und landen in diesem Jahr bei einem Buchungswert von etwas über 2 Millionen Euro. Derzeit beschäftigen wir 30 Angestellte, bilden aber bereits viele weitere Psycholog*innen darin aus, zukünftig unsere Bildungsurlaube zu leiten.

Es herrscht derzeit wieder Krisenstimmung in der deutschen Startup-Szene. Was ist Deine Sicht auf die aktuelle Eiszeit?
Ich finde es eigentlich gar nicht so schlecht, dass nach dem Hype bis einschließlich 2021 nun manche von der Realität eingeholt werden. Die Praxis, hunderte Millionen zu verbrennen, für Geschäftskonzepte, die nicht funktionieren und die eigentlich auch niemand braucht, hat damit in vielen Bereichen ja nun erst einmal ein Ende gefunden. Startups mit guten Ideen, guten Teams und die wirklich Customer-Needs lösen, werden auch weiterhin erfolgreich sein.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Kleinere Fehler gibt es auch bei uns ständig, vielleicht sogar täglich. Der eine richtig große Fuck-Up ist uns allerdings bisher zum Glück noch erspart geblieben.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Was wir extrem gut machen und worauf ich auch ein bisschen stolz bin, ist Folgendes: Wir haben es hinbekommen, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich alle Mitarbeitenden so wohlfühlen, dass sie oft sogar ihren Bekannten und Kommiliton*innen davon erzählen wie bereichernd es ist, für Let’s Flow zu arbeiten. Das führt dann dazu, dass sich viele dieser Menschen initiativ bei uns bewerben und wir mittlerweile gut gefüllte Wartelisten für jeden Job haben, selbst für solche, die es aktuell bei uns noch gar nicht gibt. So konnten wir 30 Angestellte einstellen, ohne auch nur einen Euro für Mitarbeiter*innengewinnung ausgeben zu müssen. Hinzu kommt, dass uns so gut wie niemand verlässt, was wiederum für eine hohe Konstanz und Qualität auf allen Ebenen sorgt.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründer;innen mit auf den Weg?
Werde nicht Gründer*in um Gründer*in zu sein. So geil, wie der Lifestyle nach außen hin oft dargestellt wird, ist er nämlich nicht. Wenn du eine wirklich gute Idee hast, für die du ein bis zwei Mitgründer*innen bis in die Haarspitzen motivieren kannst, dann go for it. Aber mach dich auf eine Menge Stress, schlaflose Nächte und eine vollkommene Verschmelzung von Privat- und Berufsleben bereit. Wenn du schon Gründer*in bist: sei gut zu deinen Leuten! Die Motivation der Menschen, die für dich arbeiten, macht am Ende sehr oft den Unterschied.

Wo steht Let’s Flow in einem Jahr?
Wir werden im nächsten Jahr unsere Marktführerschaft im Bildungsurlaub weiter ausbauen und viele neue spannende Angebote schaffen, die unseren psychologischen Markenkern erweitern. Spoiler: Es wird unter anderem um den besten Freund des Menschen, Sport und Ernährung gehen.

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Let’s Flow

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.