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Verluste bei Thermondo steigen wieder – auf 10,1 Millionen Euro

Das Berliner Grownup Thermondo konnte 2020 trotz Corona ordentlich wachsen: Der Umsatz stieg auf 45,3 Millionen Euro (Vorjahr: 34,3 Millionen). Der Jahresfehlbetrag stieg allerdings auf 10,1 Millionen Euro. Profitabilität bleibt weiter ein großes Thema bei Thermondo.
Verluste bei Thermondo steigen wieder – auf 10,1 Millionen Euro
Mittwoch, 15. Juni 2022VonAlexander Hüsing

Das Berliner Unternehmen Thermondo, das seit 2012 die Welt der Heizungsbauer digitalisiert, legt neue Unternehmenszahlen vor – und zwar den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2020. Demnach erwirtschaftete die Jungfirma, die Anfang 2021 vom milliardenschwere kanadischen Infrastrukturinvestor Brookfield übernommen wurde, einen Umsatz in Höhe von 45,3 Millionen Euro (Vorjahr: 34,3 Millionen). Das Rohergebnis lag 2020 bei 21,9 Millionen Euro – nach 16,4 bzw. 13,2 Millionen in den Jahren zuvor.

“Trotz Pandemie hat Thermondo auch 2020 seinen Wachstumskurs fortgesetzt; und im Vergleich zu den Vorjahren sogar noch deutlicher, wie Wachstum von Umsatz und Anzahl Heizungsinstallationen ggü. dem Vorjahreswachstum zeigen. Die Anzahl der durchgeführten Heizungsinstallationen stieg 2020 von circa 4.000 im Jahr 2019 auf über 4.500 nach dem sie von 2018 zu 2019 leicht rückläufig war”, schreibt der digitale Heizungsbauer.

Wichtig: “Auch andere Umsätze zogen an”. Denn Thermondo möchte Heizungen nicht nur installieren, sondern auch warten. “Weiterhin bemisst die Gesellschaft ihren Erfolg auch an der Abschlussquote von Wartungsverträgen. Standardkunden haben bei oder nach Abschluss der Installation die Möglichkeit einen Wartungsvertrag abzuschließen. Von Installationen aus dem Jahr 2019 haben bis heute nahezu 81 % (aus 2018 bis heute 79 %) einen Wartungsvertrag abgeschlossen; von Installationen im Jahr 2020 haben bis heute bereits 69 % einen Wartungsvertrag abgeschlossen”, schreibt das Unternehmen.

Der Jahresfehlbetrag von Thermondo stieg 2020 auf 10,1 Millionen Euro – nach 8,2 bzw. nach 9,6 Millionen in den Jahren zuvor. Dazu schreiben die Hauptstädter: “Der Jahresfehlbetrag fiel höher aus als im Vorjahr. Neben dem negativen Ergebniseffekt aus Ergebnisabführung in Höhe von TEUR 1.469 fielen im Jahr 2020 auch Sonderkosten durch Finanzierung an in Form von einerseits Rechts- und Beratungskosten bei der Verkaufstransaktion in Höhe von TEUR 400 sowie Mehrkosten im vgl. zu 2019 für Zinsen für Wandeldarlehen über 390 TEUR. Bereinigt um diese Aspekte bleibt im Ergebnis ein reduzierter Fehlbetrag (TEUR -7.756) im Vergleich Vorjahr (TEUR -8.190). Geplant war ein geringerer Jahresfehlbetrag (-4.998 TEUR), welcher aufgrund der geringeren Umsätze ggü. dem Budget allerdings nicht erreicht werden konnte”. Insgesamt kostete der Aufbau von Thermondo damit bisher rund 59 Millionen Euro.

Profitabilität bleibt weiter ein großes Thema bei Thermondo. Im Jahresabschluss 2019 hieß es dazu: “Die Geschäftsleitung hat sich zum Ziel gesetzt das Unternehmen in den nächsten zwei Jahren nah an bzw. 2021 sogar in die Profitabilität zu führen bei gleichzeitigem Halten des starken Wachstumskurs. Dennoch plant Thermondo auch 2020 noch nicht mit einem Gewinn und auch 2021 nur einem geringen Gewinn”. Damit dies tatsächlich gelingt, muss sich das Thermondo-Team nun massiv anstrengen.

Im aktuellen Jahresabschluss heißt es nun in Bezug auf die Jahreszahlen leicht abgeändert: “Die Geschäftsleitung hat sich zum Ziel gesetzt das Unternehmen im Jahr 2021 nah an und 2022 sogar in die Profitabilität zu führen bei gleichzeitigem Halten des starken Wachstumskurs. Die Geschäftsleitung hält die aktuelle Kapitaldecke auch bei einem leicht schlechter als geplanten Verlauf für ausreichend, um die Gesellschaft in die Profitabilität zu führen”. Gelingen soll dies unter anderem so: “Durch weitere Optimierungen im Einkauf sowie bessere Auslastung der Installateure und eine optimale Monetarisierung von Servicetechnikern mit Wartung und Entstörung sowie durch Upselling bietet sich 2021 weiteres Potenzial zur Steigerung von Umsatz und Marge. Insbesondere wird 2021 vom Effekt der Ausschreibungen großer Materialgruppen im Einkauf profitieren. Die optimierte Logistik über ein zentrales Lager trägt 2021 vollständig dazu bei”.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2020

* Trotz Pandemie hat Thermondo auch 2020 seinen Wachstumskurs fortgesetzt; und im Vergleich zu den Vorjahren sogar noch deutlicher, wie Wachstum von Umsatz und Anzahl Heizungsinstallationen ggü. dem Vorjahreswachstum zeigen. Die Anzahl der durchgeführten Heizungsinstallationen stieg 2020 von circa 4.000 im Jahr 2019 auf über 4.500 nach dem sie von 2018 zu 2019 leicht rückläufig war. Zusätzlich stieg der Wert einer Installation um 20% ggü. dem Vorjahr.
* Der Jahresfehlbetrag (TEUR -10.056) fiel höher aus als im Vorjahr (TEUR -8.219). Bereinigt um den Ergebniseffekt aus handelsrechtlicher Umstellung von Förderzuschüssen in unserem Tochterunternehmen sowie unter Bereinigung der Sonderkosten für Unternehmensfinanzierung (detaillierte Erläuterung in Kapitel 3.3) bleibt im Ergebnis ein ähnlicher Fehlbetrag wie im Vorjahr.
* Auf der Basis von im Dezember 2020 notariell geschlossenen und bis Februar 2021 rechtlich durchgeführten Verträgen wurde die Gesellschaft zum Teil an einen neuen Gesellschafter verkauft. Darüber hinaus wurde die Gesellschaft in diesem Zuge neu kapitalisiert. Die Eintragungen der Erhöhungen des Stammkapitals durch Wandlung der Wandeldarlehen erfolgten am 02.02.2021 (um EUR 7.326 auf EUR 98.204). Hierdurch wurde die Kapitalrücklage um MEUR 11,7 gestärkt. Eine weitere Kapitalerhöhung erfolgte am 15.03.2021 (um EUR 7.202 auf EUR 105.406). Hierbei flossen MEUR 11 neue liquide Mittel zu und wurden in die Kapitalrücklage eingestellt. Im Ergebnis hält der neue Gesellschafter 50,8% an der Thermondo GmbH. Die gesetzlichen Vertreter planen mit der Finanzierung die Profitabilität zu erreichen. Die Gesellschaft stärkt mit der Maßnahme nicht nur ihr Eigenkapital signifikant, sondern vereinfacht auch ihre Gesellschafterstruktur und ist nun für langfristiges Wachstum aufgestellt und finanziert.
* Zusammenfassend will die Thermondo GmbH 2021 auf dem starken 2020-Fundament aufbauen, um sowohl die Profitabilität von Thermondo selbst zu steigern, als auch den Service für Kunden weiter zu verbessern und insgesamt wieder stark zu wachsen.
*  Thermondo beschäftigte im Jahr 2020 durchschnittlich 353 Mitarbeiter (Vorjahr: 289 Mitarbeiter), wovon 70 % deutschlandweit als Installateure, Servicetechniker, Leiter in der Fläche sowie Vertriebsmitarbeiter tätig sind.

Thermondo im Zahlencheck

2020: 45,3 Millionen Euro (Umsatz); 21,9 Millionen Euro (Rohergebnis); 10,1 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2019
: 34,3 Millionen Euro (Umsatz); 16,4 Millionen Euro (Rohergebnis); 8,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2018
: 13,2 Millionen Euro (Rohergebnis); 9,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2017: 11,8 Millionen Euro (Rohergebnis); 11,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 7,9 Millionen Euro (Rohergebnis); 10,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 6,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 1,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 303.970 Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 11.263 Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Thermondo

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.