#Zahlencheck

Quandoo fährt im ersten Corona-Jahr Verluste in Höhe von 61,4 Millionen ein

Corona hat Quandoo, eine Reservierungsplattform für Restaurants, schwer getroffen. Der Jahresfehlbetrag stieg 2020 auf 61,4 Millionen, nach 25,8 Millionen im Jahr zuvor. Insgesamt kostete der Aufbau von Quandoo bereits 157,7 Millionen.
Quandoo fährt im ersten Corona-Jahr Verluste in Höhe von 61,4 Millionen ein
Mittwoch, 26. Januar 2022VonAlexander Hüsing

Das Berliner Grownup Quandoo, eine Reservierungsplattform für Restaurants, legt neue Unternehmenszahlen vor – und zwar den Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2020.Das Corona-Jahr hat das Unternehmen, das bereits seit 2015 zu Recruit Holdings gehört, hart getroffen. “Das Unternehmen verzeichnete im Geschäftsjahr eine Verschlechterung des Rohergebnisses um TEUR 17.056 auf TEUR 4.350. Das entspricht einem Rückgang von 80 % gegenüber dem Vorjahr”, heißt es im Jahresabschluss.

Die Begründung dafür ist einfach: “Der Rückgang des Umsatzes im Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr erklärt sich einerseits mit dem erheblichen Rückgang bei den Online-Reservierungen aufgrund der Restaurantsschließungen und andrerseits mit der Erlassung der monatlichen Gebühren, die viele der Restaurants unter normalen Umständen an Quandoo zahlen müssen”. Der Jahresfehlbetrag stieg 2020 auf 61,4 Millionen, nach 25,8 Millionen im Jahr zuvor. Insgesamt kostete der Aufbau von Quandoo bereits 157,7 Millionen.

Somit ging es 2020 auch um die Existenz von Quandoo. Dazu teilt das Unternehmen mit: “Durch die Gewährung eines Darlehens durch die Recruit Global Treasury Services Ltd, London, England, in Höhe von TEUR 30.600 konnte im Geschäftsjahr 2020 die Zahlungsfähigkeit der Quandoo GmbH aufrechterhalten werden. Die Kapitalrücklage blieb unverändert zu 2019 auf TEUR 154.070. Quandoo weist am Ende des Berichtsjahres einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von TEUR 3.575 aus”.

Im Jahresabschluss für 2020 gibt es auch schon einen kurzen Ausblick auf 2021: “Für das Geschäftsjahr 2021 planen wir aufgrund der andauernden Restriktionen in der COVID19-Krise und der Schließung vieler Restaurants mit 35 bis 40 % weniger Umsatzerlösen im Vergleich zu dem umsatzstarken Jahr 2019 jedoch mit 100 % mehr im Vergleich zu 2020. Wir werden weiterhin in das Wachstum des Unternehmens investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und mit starkem Rabattpaket Marktanteile zu gewinnen. Für das Geschäftsjahr 2021 erwarten wir ein negatives EBITDA. Durch die geplanten Sparmaßnahmen wird es jedoch um 10-15 % besser ausfallen als im Geschäftsjahr 2020”.

Von schwarzen Zahlen ist Quandoo somit auch sechs bzw. sieben Jahre nach der Übernahme durch Recruit Holdings meilenweit entfernt. Bisher steht das Unternehmen aber weit zu Quandoo. “Mit einer Patronatserklärung vom 11. Juni 2021 verpflichtet sich diese bis 31. Dezember 2022 die Gesellschaft finanziell bis zu einem Gesamtbetrag von 80 Mio. EUR so auszustatten, dass diese jederzeit in der Lage ist, ihre Verbindlichkeiten bei Fälligkeit zu erfüllen”.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2020

* Die finanziellen Ergebnisse und Aussichten des Unternehmens hängen fast ausschließlich vom Verkauf von Restaurantdienstleistungen ab. Unsere Ergebnisse für das Geschäftsjahr wurden erheblich und negativ beeinflusst. Das Unternehmen verzeichnete im Geschäftsjahr eine Verschlechterung des Rohergebnisses um TEUR 17.056 auf TEUR 4.350. Das entspricht einem Rückgang von 80 % gegenüber dem Vorjahr. Die Gründe dafür sind der Rückgang der Umsatzerlöse um 69 %, der Rückgang bei den sonstigen betrieblichen Erträgen um 72 % und die Nicht-Aktivierung der Entwicklungskosten als selbst geschaffene immaterielle Vermögensgegenstände. Der Rückgang des Umsatzes im Geschäftsjahr gegenüber dem Vorjahr erklärt sich einerseits mit dem erheblichen Rückgang bei den Online-Reservierungen aufgrund der Restaurantsschließungen und andrerseits mit der Erlassung der monatlichen Gebühren, die viele der Restaurants unter normalen Umständen an Quandoo zahlen müssen.
* Das Rohergebnis hat sich um TEUR 17.056 auf TEUR 4.350 verschlechtert. Die im Rahmen des Prognoseberichtes im Lagebericht für das Geschäftsjahr 2019 für das Geschäftsjahr 2020 gesetzten Umsatzziele konnten um 9 % nicht erreicht werden. Die Umsatzerlöse sind im Vergleich zum Vorjahr um 69 % gefallen.
* Insgesamt weist Quandoo ein negatives EBITDA in Höhe von TEUR 21.703 auf. Damit weist das EBITDA gegenüber dem Vorjahr eine negative Veränderung um TEUR 1.469 auf. Das in 2019 für 2020 gesetzte EBITDA-Ziel eines ähnlichen EBITDAs wie in 2019 wurde leicht verfehlt, was insbesondere auf die niedrigeren Umsatzerlösen zurückzuführen ist.
* Durch die Gewährung eines Darlehens durch die Recruit Global Treasury Services Ltd, London, England, in Höhe von TEUR 30.600 konnte im Geschäftsjahr 2020 die Zahlungsfähigkeit der Quandoo GmbH aufrechterhalten werden. Die Kapitalrücklage blieb unverändert zu 2019 auf TEUR 154.070. Quandoo weist am Ende des Berichtsjahres einen nicht durch Eigenkapital gedeckten Fehlbetrag von TEUR 3.575 aus.
* Mit einer Patronatserklärung vom 11. Juni 2021 verpflichtet sich diese bis 31. Dezember 2022 die Gesellschaft finanziell bis zu einem Gesamtbetrag von 80 Mio. EUR so auszustatten, dass diese jederzeit in der Lage ist, ihre Verbindlichkeiten bei Fälligkeit zu erfüllen.
* Die finanzielle Abhängigkeit von dieser finanziellen Unterstützung stellt damit eine wesentliche Unsicherheit dar, die bedeutsame Zweifel an der Fähigkeit der Gesellschaft zur Fortführung der Unternehmenstätigkeit aufwerfen kann und die damit ein bestandsgefährdendes Risiko darstellt.
* Für das Geschäftsjahr 2021 planen wir aufgrund der andauernden Restriktionen in der COVID19-Krise und der Schließung vieler Restaurants mit 35-40 % weniger Umsatzerlösen im Vergleich zu dem umsatzstarken Jahr 2019 jedoch mit 100 % mehr im Vergleich zu 2020. Wir werden eiterhin in das Wachstum des Unternehmens investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben und mit starkem Rabattpaket Marktanteile zu gewinnen. Für das Geschäftsjahr 2021 erwarten wir ein negatives EBITDA. Durch die geplanten Sparmaßnahmen wird es jedoch um 10-15 % besser ausfallen als im Geschäftsjahr 2020.

Quandoo im Zahlencheck

2020: 4,4 Millionen Euro (Rohergebnis); 61,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2019
: 21,4 Millionen Euro (Rohergebnis); 25,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2018
: 17,8 Millionen Euro (Rohergebnis); 18,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2017:
 10,6 Millionen Euro (Rohergebnis); 13,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 4,6 Millionen Euro (Rohergebnis); 13,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 2,9 Millionen Euro (Rohergebnis); 14,4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 1,5 Millionen Euro (Rohergebnis); 7,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.