#Interview

“Wir haben jeden Stolperstein als Chance gesehen”

Beim jungen FinTech Carl dreht sich alles um den Mittelstand und die Suche nach Unternehmensnachfolgern. "Wir haben uns in den vergangenen Jahren von einem kleinen Startup, zu einer festen Größe im Markt entwickelt", sagt Gründer Kurosch Habibi.
“Wir haben jeden Stolperstein als Chance gesehen”
Mittwoch, 26. Januar 2022VonAlexander Hüsing

Hinter dem Berliner FinTech Carl, das 2016 von Kurosch Habibi und Pascal Stichler gegründet wurde, verbirgt sich eine Plattform für mittelständische Unternehmensverkäufe. “Carl unterstützt durch Technologien und persönliche Beratung Unternehmerinnen und Unternehmer dabei, ihre Firma zu verkaufen. Damit trägt Carl einen großen Beitrag dazu bei das immer größer werdende Nachfolgeproblem im Mittelstand zu lösen”, erklärt Gründer Habibi das Konzept der Jungfirma.

Der Berliner Kapitalgeber Project A Ventures, die Familie Unger (Auto-Teile-Unger – ATU) und diverse Business Angels investierten in den vergangenen Jahren rund 6 Millionen Euro in das Unternehmen. Derzeit wirken 40 Mitarbeiter:innen für das FinTech. “Dass wir bereits dutzende Transaktionen erfolgreich begleiten durften sowie tausenden Investoren einen verbesserten Zugang in diesen Markt bieten konnten, freut uns dabei natürlich ganz besonders”, sagt der Carl-Macher.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründer Habibi außerdem über Verzögerungen, die Anfangsphase und Stolpersteine.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Carl erklären?
Carl unterstützt durch Technologien und persönliche Beratung Unternehmerinnen und Unternehmer dabei, ihre Firma zu verkaufen. Damit trägt Carl einen großen Beitrag dazu bei das immer größer werdende Nachfolgeproblem im Mittelstand zu lösen.

Hat sich das Konzept, das Geschäftsmodell, in den vergangenen Jahren irgendwie verändert?
Unser Konzept hat sich in den vergangenen Jahren stets weiterentwickelt, aber nie grundlegend verändert. Unser Ziel ist es einen möglichst professionellen, verlässlichen und schnellen Verkaufsprozess zu ermöglichen und dahingehend bauen wir kontinuierlich unsere Software aus und optimieren die Geschäftsprozesse.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Wir arbeiten in der Regel im Auftrag der Gesellschafter eines Unternehmens an einem Verkauf und werden weitestgehend erfolgsbezogen vergütet. Durch unsere Plattform Carl Connect schaffen wir es Unternehmer, Berater und Investoren zusammenzubringen und bestmöglich miteinander zu verknüpfen.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Glücklicherweise können wir sagen, dass wir recht gut durch die Corona-Pandemie gekommen sind. Auch bei uns kam es in 2020 sowie zu Teilen in 2021 gelegentlich zu Verzögerungen oder zu Unsicherheiten über den Fortgang von Projekten, aber im Gesamtbild sind wir mit dem Erfolg der Transaktionen und unserer eigenen Entwicklung dennoch sehr zufrieden.

Wie ist überhaupt die Idee zu Carl entstanden?
Wir wollten mittelständischen Unternehmern die Möglichkeit geben ihr Potenzial zu entfalten. Eine ungelöste Nachfolge hemmt viele Unternehmen sehr stark und zugleich haben wir gesehen, dass große Firmen einen sehr guten Zugang zu Lösungen dieser Art haben. Diese Möglichkeiten in den Mittelstand zu bringen, das treibt uns an.

Wie hat sich Carl seit der Gründung entwickelt?
Wir haben uns in den vergangenen Jahren von einem kleinen Startup, zu einer festen Größe im Markt entwickelt. Aktuell sind wir ein Team von rund 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, größtenteils aus Berlin heraus aber in ganz Deutschland aktiv. Dass wir bereits dutzende Transaktionen erfolgreich begleiten durften sowie tausenden Investoren einen verbesserten Zugang in diesen Markt bieten konnten, freut uns dabei natürlich ganz besonders.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Jedes Unternehmen, besonders in der Anfangsphase, geht durch Höhen und Tiefen. Nicht alles, was wir angegangen haben, hat funktioniert. Viel wichtiger ist es aber, was man daraus macht. Wir haben jeden Stolperstein als Chance gesehen, daran zu wachsen, daraus zu lernen und uns zu verbessern.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Die Entscheidung für den Mittelstand eine Lösung aus einer Mischung von Mensch und Maschine anzubieten war definitiv die richtige. Wir sehen, dass unser Angebot immer besser am Markt angenommen wird und ein wirkliches Problem löst.

Wo steht Carl in einem Jahr?
Wir wollen der klare Marktführer im deutsche Mittelstand werden für alle Themen rund um Nachfolge und Unternehmensverkauf. Ob wir bereits in einem Jahr die klare Nummer eins sein werden lässt sich noch nicht abschließend sagen, wir werden jedoch unser Bestes geben.

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Carl

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.