#Interview

“Von den Anfängen ist eigentlich nur der Name geblieben”

Voltaro startet erneut durch - diesmal als Startup, das Solaranlagen auf Gewerbeimmobilien bringt. "Nachdem wir gezeigt haben, dass es einen riesigen Markt dafür gibt, haben wir Voltaro neu gegründet, nur die Marke ist geblieben", sagen die Gründer. Hinter Voltaro steckt ansonsten weiter Alexander Samwer.
“Von den Anfängen ist eigentlich nur der Name geblieben”
Mittwoch, 22. September 2021VonAlexander Hüsing

Das Münchner Startup Voltaro unterstützt Immobilienunternehmen dabei, “Gewerbegebäude nachhaltiger zu betreiben”. Gelingen soll dies durch Photovoltaikanlagen auf den Dächern der jeweiligen Immobilien. “Wir realisieren Photovoltaikanlagen auf Dachflächen gewerblicher Immobilien. Unsere Modelle erfüllen die hohen Anforderungen des Gewerbebereichs und können für den Eigentümer und Mieter völlig ohne Aufwand umgesetzt werden”, teilt die Jungfirma in eigener Sache mit.

Die Marke Voltaro dürften dem ein oder anderen dabei bekannt vorkommen. Schon vor einigen Jahren schob Picus Capital, also Alexander Samwer, Voltaro als Thermondo-Konzeopt für die Photovoltaik-Branche auf die Startbahn. Onliner konnten über die Plattform damals – ähnlich wie bei Enpal – Photovoltaikanlagen konfigurieren, planen und installieren lassen. “Voltaro revolutioniert die Energielandschaft in Deutschland. Mit unseren innovativen Lösungen bringen wir die wirtschaftliche Stromversorgung mit erneuerbaren Energien in den Massenmarkt”, hieß es damals Stellenanzeigen des Unternehmens. Der Neustart ist nun auf B2B-Kunden ausgerichtet und somit deutlich fokussierter als der erste Voltaro-Versuch.

“Bei unseren beruflichen Reisen haben wir oft die vielen leeren Gewerbedächer von oben gesehen. Dieses Potential wollten wir wirtschaftlich nutzbar machen und haben Voltaro dorthin entwickelt. Nachdem wir gezeigt haben, dass es einen riesigen Markt dafür gibt und wir die ersten Kunden überzeugen konnten, haben wir Voltaro neu gegründet, nur die Marke Voltaro ist geblieben”, teilen Jannik Bounin und Alessandro Mauri, die neuen Macher von Voltaro mit. Hinter Voltaro steckt ansonsten weiter Alexander Samwer – diesmal aber mit Pelion Green Future, seine grünen Investmentgesellschaft.

Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die beiden Voltaro-Macher Bounin und Mauri über Solarparks, Strombedarf und Gewerbedächer.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Voltaro erklären?
Bei Voltaro verwandeln wir Gebäude in grüne Solar-Kraftwerke, die Strom vom Dach direkt an die Verbraucher im Gebäude liefern. Damit unsere Kunden dafür keine Kraftwerksplaner, -betreiber und Energieversorger werden müssen, machen wir das alles für sie. So schützen wir die Umwelt und das Klima, damit unsere Kinder und Enkel eine gute Zukunft haben.

Voltaro gab es vor einigen Jahren schon einmal. Wie viel vom alten Konzept steckt noch hinter dem neuen Voltaro?
Von den Anfängen ist eigentlich nur der Name geblieben. Wir haben früher beide an erneuerbaren Energien im großen Kontext gearbeitet. Bei unseren beruflichen Reisen haben wir oft die vielen leeren Gewerbedächer von oben gesehen. Dieses Potential wollten wir wirtschaftlich nutzbar machen und haben Voltaro dorthin entwickelt. Nachdem wir gezeigt haben, dass es einen riesigen Markt dafür gibt und wir die ersten Kunden überzeugen konnten, haben wir Voltaro neu gegründet, nur die Marke Voltaro ist geblieben.

Wie ist die Idee für Voltaro 2.0 entstanden?
Wir haben in unseren vorherigen Jobs beide im Bereich Energie gearbeitet und beispielsweise große Solarparks projektiert und gemanagt. Dafür mussten wir häufig fliegen. Dabei sind uns eben die vielen leeren Dachflächen in deutschen Städten aufgefallen. Oft haben wir uns gedacht: “Es muss doch möglich sein, diese freien Flächen wirtschaftlich zu nutzen.” Hinzu kommt, dass derzeit circa 36 % der europäischen CO2-Emissionen auf den Gebäudesektor entfallen und dass deutsche Gewerbedächer mit Solar ungefähr ein Viertel des deutschen Strombedarfs decken könnten. Dieses ökologische und ökonomische Potenzial grüner Gebäude ist der Grund, warum wir uns entschieden haben, hier unternehmerisch tätig zu werden.

Wie genau funktioniert denn nun euer Geschäftsmodell?
Wir bieten Immobiliengesellschaften und Entwicklern eine Plattform, um Photovoltaik einfach und wirtschaftlich umzusetzen. Wir können in kürzester Zeit, mit ein paar einfachen Datenpunkten das Potential eines Gebäude-Portfolios ermitteln und gemeinsam mit geprüften Plattform-Partnern das beste Angebot für die Umsetzung liefern. Wenn die Anlagen stehen, übernehmen wir den Betrieb und die Stromlieferung im Gebäude, damit unsere Kunden kein großes spezialisiertes Energieteam aufbauen müssen und trotzdem die Vorteile grüner Gebäude genießen können.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt teilweise hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Zu Beginn gab es natürlich eine gewisse Unsicherheit und viele unserer Kunden waren erst einmal mit sich selbst beschäftigt. Nach einer kurzen Orientierungsphase hat die Krise dann aber das Thema Nachhaltigkeit weiter in den Fokus gerückt und wir haben viele gute – virtuelle – Gespräche geführt, die sich jetzt auch in den Vertriebszahlen widerspiegeln.

Wie hat sich Voltaro seit dem Neustart entwickelt?
Wir haben früh den Kontakt zu Immobiliengesellschaften und Unternehmen gesucht, um deren Bedürfnisse besser zu verstehen und das richtige Angebot zu entwickeln. Die ersten Kunden haben wir dann zum Glück schnell überzeugen können. Das war wichtig und hat uns nochmal einen Schub gegeben. Mit dieser Erfahrung sind wir dann breiter in den Markt gegangen und haben weiteres positives Feedback bekommen und verschiedene Modelle entwickelt, um den unterschiedlichen Kundenbedürfnissen gerecht zu werden. Unter anderem haben wir Partnerschaften für die Finanzierung von Anlagen aufgebaut und unser Partner-Ökosystem erweitert. Zu unseren positiven Outbound-Kampagnen kamen dann auch immer öfter Inbound Leads, da der Trend zu nachhaltigen Immobilien durch Investoren und die Politik weiter zunimmt. Heute arbeiten wir schon mit einer Vielzahl von Immobiliengesellschaften daran, Solar im Portfolio auszurollen und haben erste Projekte live.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Voltaro derzeit?
Wir haben ein starkes Team mit knapp 10 Personen. Von Ex-Arbeitgebern wie McKinsey, E.ON oder Tesla, bis zu Werkstudenten und Praktikanten von Top-Unis wie der TU München oder der WHU. Aktuell betreuen wir über 10 Gewerbeimmobilien auf unserer Full-Service Plattform und haben mit unserem Auswertungstool bereits über 1.000 Gebäude für mehr als 50 Kunden analysiert.

Wo steht Voltaro in einem Jahr?
In einem Jahr werden wir mit einigen der größten deutschen Immobiliengesellschaften Photovoltaikanlagen umgesetzt haben und grünen Strom in den Gebäuden liefern. Geplant ist in der Zwischenzeit auch eine Finanzierungsrunde, die es uns ermöglicht, noch mehr Kunden von unserem Angebot zu überzeugen und schneller zu wachsen, um Solar auf jedes geeignete Gewerbedach in Deutschland zu bringen.

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Foto (oben): Voltaro

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.