#Interview

“Ohne eine vernetzte Community werden Unternehmen die Region verlassen”

Die xdeck-Macher beschleunigen Startups. "Wir hören uns an, in welchen Bereichen Unterstützung benötigt wird und initiieren individuelle Sparring-Sessions mit den Mentor:innen oder Expert:innen aus unserem großen Partnernetzwerk", sagt Macher Markus Gick.
“Ohne eine vernetzte Community werden Unternehmen die Region verlassen”
Mittwoch, 4. August 2021VonAlexander Hüsing

Der Kölner Accelerator xdeck unterstützt nun schon seit 2019 junge Unternehmen. “Wir haben in drei Batches insgesamt 25 vielversprechende Startups beschleunigt, darunter sowohl regionale Startups aus dem Rheinland als auch internationale Startups aus ganz Europa. Wir haben tolle Erfolgsgeschichten begleitet und ein starkes Netzwerk aufgebaut, das stetig wächst”, sagt xdeck-Macher Markus Gick. Die Rheinländer unterstützen dabei Jungfirmen wie Vytal, retraced und Behamics.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht xdeck-Macher Gick unter anderem über Big Data, den B2B-Hotspot NRW und unternehmerische Netzwerke.

Wie würdest Du Deiner Großmutter xdeck erklären?
Startups, also junge, noch nicht etablierte Technologieunternehmen, sind eigentlich nichts Neues – Miele zum Beispiel, ein Konzern mit mehreren Milliarden Umsatz, hat 1899 als ein Startup angefangen. Die Startups von damals sind die Großunternehmen von heute geworden. Und auch die Großunternehmen haben alle einmal klein angefangen. Wir beim xdeck helfen Startups mit Wissen, Netzwerken, und direktem Feedback ihre Entwicklung zu beschleunigen. Zusätzlich können die Startups bei uns im digitalsten Bürogebäude Deutschlands, THE SHIP, arbeiten. Mit so viel Unterstützung können sich die Gründer:innen voll und ganz auf die Entwicklung ihres Unternehmens konzentrieren und schneller am Markt erfolgreich sein. Das hat sich rumgesprochen, sodass sich Startups aus ganz Europa für das xdeck bewerben.

Wie ist denn die Eigenbezeichnung “Accelerator von Gründer:innen für Gründer:innen” zu verstehen?
Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, ein Accelerator zu sein, der weiß, wovon er spricht und echten Mehrwert für die Gründer:innen schafft. Initiiert wurde das xdeck von dem Gründertrio von Fond Of, das sein Wissen und die gesammelten Erfahrungen an junge Unternehmer:innen weitergeben will. Jedes Startup, mit dem wir gemeinsam beschleunigen, bekommt eine/n erfahrene/n Mentor:in an seine Seite, die/der bereits selbst Gründungserfahrung hat. Sie verstehen die Probleme und Herausforderungen von Gründer:innen besser als jeder andere und genau deshalb sind wir ein Accelerator von Gründer:innen. Auf der anderen Seite sind wir ebenfalls ein Accelerator für Gründer:innen und bieten den Startups ein maßgeschneidertes Angebot, zugeschnitten auf ihre Bedürfnisse, an. Daher gibt es bei uns keine generischen Workshops. Wir hören uns an, in welchen Bereichen Unterstützung benötigt wird und initiieren individuelle Sparring-Sessions mit den Mentor:innen oder Expert:innen aus unserem großen Partnernetzwerk. Außerdem wissen wir, dass in jungen Unternehmen oft viele Themen gleichzeitig auf dem Tisch liegen und passen uns den Startups flexibel an, wenn es um Frequenz und Intensität der Unterstützung geht. Darüber hinaus ist es beim xdeck möglich, komplett virtuell per Video dabei zu sein.

Im Gegensatz zum Start fokussiert ihr euch inzwischen auf datengetriebene B2B-Geschäftsmodelle. Warum habt ihr da euren Fokus verändert?
Wir glauben fest daran, dass Technologie unsere Zukunft gestalten wird und möchten daher insbesondere jene Startups fördern, die innovative Technologien entwickeln. Big Data ist dabei für uns nicht nur ein Buzzword, sondern birgt großes Potenzial, die Herausforderungen unserer Zeit zu lösen. Warum wir uns vermehrt auf B2B-Geschäftsmodelle konzentrieren wollen, ist aus unserem Standort entwachsen. Nordrhein-Westfalen wird als B2B-Hotspot bezeichnet und aufgrund seiner industriellen Stärke als Vorreiter im Bereich digitaler Marktplätze angesehen. Wenngleich sich unser Angebot an Startups aus ganz Europa richtet, liegt unsere Stärke und die unserer Partner vor Ort auf eben solchen Geschäftsmodellen.

Ihr seid jetzt seit 2019 unterwegs. Was ist in der Zeit passiert?
Wir haben in drei Batches insgesamt 25 vielversprechende Startups beschleunigt, darunter sowohl regionale Startups aus dem Rheinland als auch internationale Startups aus ganz Europa. Wir haben tolle Erfolgsgeschichten begleitet und ein starkes Netzwerk aufgebaut, das stetig wächst. Vor allem in der Zusammenarbeit mit unseren Corporate Partnern sind immer wieder zukunftsfähige Pilotprojekte für die Startups entstanden, wie zum Beispiel retraced & Fond Of, VRxs & Duravit sowie Behamics & REWE. Daneben haben wir trotz der herausfordernden Zeit während der Corona-Pandemie spannende digitale Veranstaltungen für unser Netzwerk und alle Interessierten ausgerichtet, so zum Beispiel die virtuelle Konferenz “VUCA is the new normal”.

Gab es bei den bisher drei Batches Startups, die besonders herausgestochen haben?
Am bisher bekanntesten ist sicherlich Vytal mit ihrem nachhaltigen Mehrweg-System, die derzeit vor allem durch das neue EU-Einwegplastikverbots noch schneller wachsen als zuvor. Aber auch behamics, retraced, forenamics und Olav haben bereits eine beeindruckende Entwicklung hinter sich. So ist retraced auf einem vielversprechenden Weg, Marktführer in ihrem Bereich zu werden und das Startup Olav hat eine zweite Marke gelauncht während sie die Internationalisierung ihres Unternehmens in 5 Ländern vorantreiben. Wir sind sehr stolz, sie in ihren Erfolgsgeschichten unterstützen zu können.

Wie ist denn euer Blick auf das Rheinland bzw. die Gründerszene in Köln und Umgebung?
Viele vielversprechende, lokale Gründer:innen ziehen nach Berlin oder München. Dabei sind alle Voraussetzungen für eine Unternehmensgründung und ein unternehmerisches Ökosystem im Rheinland bereits vorhanden: Gründer:innen, B2C und B2B-Kunden, Zugang zu studentischen Talenten und ein gründerfreundliches Klima – “Neue Gründerzeit NRW”. Dennoch verlassen viele wachstumsstarke Startups das Rheinland – vor allem, weil es an starken unternehmerischen Netzwerken mangelt. Ohne eine vernetzte Community werden Unternehmen die Region verlassen, wodurch Arbeitsplätze und Humankapital verloren gehen. Durch unser Regional Affiliate-Network wollen wir genau diese fehlenden Brücken bauen. Dieses Netzwerk wird Gründer:innen aus verschiedenen Städten im Rheinland verbinden. Sie können sich über unsere Slack-Community sowie in zweimonatlichen Meetups über ihre Expertise und Best Practices austauschen. Ausgewählte Unternehmenspartner werden an diesen Sitzungen teilnehmen und ihr Fachwissen und ihre Netzwerke teilen. Wir hoffen auf diese Weise, das Gründertum im Rheinland zu fördern und noch mehr Startups davon zu überzeugen, dass das Rheinland alles bietet, was für eine Unternehmensgründung nötig und hilfreich ist.

Wo steht xdeck in einem Jahr?
In einem Jahr möchten wir als DER Accelerator von Gründer:innen für Gründer:innen nicht nur im Rheinland, sondern in ganz Deutschland und darüber hinaus bekannt sein. Gemeinsam mit neuen Teammitgliedern, vielen spannenden Startups und neuen Partnern wollen wir wachsen und das gesamte Startup-Ökosystem weiter in Schwung bringen. Neben der Förderung des Gründertums im Rheinland möchten wir im nächsten Jahr einen weiteren Schwerpunkt auf Diversität legen. Hier liegt uns besonders das Thema Female Entrepreneurship am Herzen und wir arbeiten derzeit an neuen Formaten, um insbesondere Gründerinnen zu ermutigen und ihre Vernetzung im Startup-Ökosystem zu fördern.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen genaueren Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründerinnen und Gründer, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen gerade von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

KoelnBusiness

Foto (oben): xdeck

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.