#Interview

“Am Anfang saßen wir zu fünft im Büro und haben Tag und Nacht gearbeitet”

Die junge Diät-App Fastic kann bereits über 10 Millionen Downloads aufweisen. Knapp 50 Mitarbeiter wirken bereits für das Startup aus Dresden, das 2019 an den Start ging. "Wir sind profitabel und wachsen stetig", sagt Gründer Philipp Wayman.
“Am Anfang saßen wir zu fünft im Büro und haben Tag und Nacht gearbeitet”
Mittwoch, 3. März 2021VonAlexander Hüsing

Die junge Diät-App Fastic wurde von Sebastian Wettcke und Philipp Wayman ins Leben gerufen. Mit Fastic, 2019 gegründet, sollen Nutzer leichter abnehmen können. Konkret geht es dabei um das Trendthema Intervallfasten. Seit dem Start haben bereits mehr als 10 Millionen Nutzer die App heruntergeladen. “Knapp 50 Angestellte arbeiten mit uns und es werden weiterhin Mitarbeiter/innen eingestellt. Bis jetzt wurden mit Fastic 2500 Tonnen abgenommen”, sagt Gründer Wayman.

trivago-Gründer Rolf Schrömgens, Ioniq-Macher Jan Beckers, Tier-Mobility-Gründer Lawrence Leuschner und Benjamin Bak (Lovoo) investierten kürzlich 5 Millionen Euro in Fastic. “Mit dem Geld wollen wir das Intervallfasten via App noch bekannter machen und investieren daher weiter in das Wachstum vor allem auf dem amerikanischen Markt. Zudem profitieren wir sehr von der Expertise unserer Investoren, die uns mit ihrer Erfahrung einen extremen Mehrwert bieten”, berichtet Wayman.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Fastic-Macher außerdem über gesunde Ernährung, gute Entscheidungen und beste Learnings.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Fastic erklären?
Mit der Fastic-App erhalten die Nutzer eine Anleitung zum gesunden Intervallfasten. Das Besondere dabei ist, dass die App spielerische Elemente enthält, die die Nutzer zum Durchhalten motivieren. Somit können sie sich eine gesunde Lebensweise spielerisch aneignen und lernen zudem in interessanten Lektionen etwas über gesunde Ernährung, die richtige Fastenmethode und ihre mentale Gesundheit.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Seit der Gründung im April 2019 hat sich gezeigt, dass unser Konzept von Anfang an gut funktioniert hat. Besonders unser ganzheitlicher Ansatz, motiviert die Nutzer, dabei zu bleiben und neben dem Abnehmen auch ein ganzheitliches Gesundheitsverständnis zu entwickeln. Wir haben im Laufe der Zeit viel über unsere Kunden und deren Bedürfnisse lernen können. Uns ist aufgefallen, wie wenig manche Menschen über für uns offensichtliche Dinge wissen. Für uns ist es wichtig, auch diese Menschen mit unserem Produkt abzuholen und ihnen einfach und unkompliziert verständlich machen, wie sie am besten starten und weiter machen um langfristige, gesundheitliche Erfolge zu erreichen.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Durch die Corona-Pandemie und dem Lockdown konnten wir seit April letzten Jahres, auf jeden Fall eine erhöhte Nachfrage feststellen. Durch mangelnde Bewegung aufgrund des Home Offices und den geschlossenen Fitnessstudios, haben sich viele eine Alternative gesucht, um fit und gesund zu bleiben. Mittlerweile haben sich mehr als 10 Millionen Menschen weltweit die Fastic-App heruntergeladen. Wir waren gerade dabei unser Team lokal aufzubauen, als die Regierung den Lockdown beschlossen hat. Aufgrund Dessen, haben wir uns schnell dazu entschieden, eine internationale remote Company aufzubauen. Somit können wir unabhängig weltweit miteinander zusammenarbeiten und weiter wachsen. Rückblickend war das eine sehr gute Entscheidung.

Wie ist überhaupt die Idee zu Fastic entstanden?
Mein Co-Founder Sebastian und ich haben uns in Australien kennengelernt. Wir wussten schon damals beide, dass wir – zurück in Deutschland – etwas Eigenes aufbauen wollten und das mit unserer Leidenschaft für Sport und Gesundheit verbinden wollten. Gleichzeitig ist hier Sebastians Hintergrund spannend: Er ist im Fastenhotel seiner Eltern groß geworden. Diese besitzen seit 25 Jahren ein Fastenhotel im Schwarzwald und begleiteten schon über 25.000 Gäste beim Heilfasten. Durch den intensiven Kontakt mit den Fastengästen und ihren Erzählungen, wie positiv sich das Fasten auf ihren Körper auswirkt, wurde uns klar, dass wir das Wissen rund um das Fasten einem viel breiteren Publikum als den Fastengästen zur Verfügung stellen müssen. Mit der Idee im Kopf haben wir ein Netzwerk aus Entwicklern, Gründern und Tech-Spezialisten aufgebaut, sodass wir im April 2019 mit der Gründung von Fastic eine App auf den Markt gebracht haben, die das Wissen um die uralte Tradition des Fastens bündelt. Unsere Vision: “Fasting for everyone”. Wir sind sehr stolz, sagen zu können, dass wir mit allein 8 Millionen Downloads 2020 und über 50 Mitarbeiter/innen 2020 die erfolgreichste Intervallfasten-App weltweit waren.

Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Fastic funktioniert als Freemium-Variante, sodass alle Menschen Zugang zur App und dem Intervallfasten haben. Wir möchten in erster Linie allen Menschen aufzeigen, wie sie ganz einfach gesünder leben können. Unsere Nutzer können jedoch auch zwischen einem 1-, 3- und 12-Monatsmodell wählen. Sie erhalten dann beispielsweise einen individuell auf ihre Ziele und Wünsche zugeschnittenen Plan. Dieser passt nicht nur die Fastenzeit auf das Fastenverhalten des Nutzers an, ebenfalls hat der Nutzer Zugriff auf eine Gesundheitsakademie. Außerdem werden unseren Kunden Mahlzeiten vorgeschlagen, die zum Fasten passen und aus unserer eigenen Rezepteküche kommen.

Angel-Investoren wie Rolf Schrömgens, Lawrence Leuschner und Benjamin Bak investierten zuletzt 5 Millionen in Fastic. Wofür braucht ihr das Geld?
Wir sind bootstrapped. Das bedeutet, wir haben in das Unternehmen unser Eigenkapital eingebracht – worauf wir sehr stolz sind, bei der positiven Entwicklung der App. Mit dem Geld wollen wir das Intervallfasten via App noch bekannter machen und investieren daher weiter in das Wachstum vor allem auf dem amerikanischen Markt. Zudem profitieren wir sehr von der Expertise unserer Investoren, die uns mit ihrer Erfahrung einen extremen Mehrwert bieten.

Ihr sitzt mit Fastic in Dresden. Was zeichnet die Startup-Szene vor Ort aus?
Dresden gehört neben Berlin und Leipzig zum Gründerdreieck Deutschlands und ist deshalb ein attraktiver Standort für uns. Zugleich profitieren wir von Tag eins von einem hervorragenden Tech-Netzwerk. Dresden ist jung, bietet durch die Universität zahlreiche junge motivierte Talente, ist kulturell geprägt und bodenständig.

Wie hat sich Fastic seit der Gründung entwickelt?
Am Anfang saßen wir zu fünft im Büro in Dresden und haben Tag und Nacht an Fastic gearbeitet. Da wir eine große Vision haben, haben wir bald damit angefangen, neue Mitarbeiter/innen zu suchen, die uns auf unserem Weg unterstützen. Heute zählen wir knapp 50 Angestellte. Mittlerweile haben wir Nutzer/innen aus mehr als 50 verschiedenen Ländern. Wir sind profitabel und wachsen stetig. Durch unsere Investoren erhalten wir zum einen Geld und profitieren zusätzlich von einem riesigen Netzwerk, um schneller wachsen zu können.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Fastic inzwischen?
Bis 2020 hatten wir 8 Millionen Downloads weltweit und Ende Januar 2021 haben wir die 10 Millionen-Marke geknackt. Knapp 50 Angestellte arbeiten mit uns und es werden weiterhin Mitarbeiter/innen eingestellt. Bis jetzt wurden mit Fastic 2500 Tonnen abgenommen. Unsere Nutzer sind sehr zufrieden mit der App, das zeigt sich auch im Appstore und Playstore: Insgesamt haben wir über 350.000 positive Bewertungen mit einem Durchschnitt von 4,8 Sternen.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Natürlich läuft nicht immer alles nach Plan. Aber wir haben die Ansicht, dass es nicht immer schlecht ist, wenn Fehler passieren. Das ist für uns das beste Learning für die Zukunft, um Dinge im Nachhinein anders bzw. besser zu machen. Seit der Gründung haben wir viele Erfahrung gesammelt, sind aber in einigen Sachen selbstverständlich noch unerfahren und profitieren dafür von Empfehlungen anderer.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir waren nicht nur zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Unser Produkt ist einzigartig und fährt einen ganz neuen Ansatz den wir verfolgen. Außerdem haben wir durch die Hilfe von unseren Kollegen viele Fehler vermeiden können. Dadurch hat unser Produkt schnell funktioniert.

Wo steht Fastic in einem Jahr?
Unsere Philosophie bleibt dieselbe: Wir wollen es jedem ermöglichen, ein gesünderes Leben zu führen und dabei das Fasten in den Mittelpunkt rücken. Wir stellen uns das so vor: Jeder soll seinen persönlichen Coach jederzeit verfügbar in der Hosentasche haben, um nachhaltig seine Ziele zu erreichen. Dafür wollen wir in den nächsten ein bis zwei Jahren mit unserer App über 30 Sprachen abdecken.

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Foto (oben): Fastic

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.