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“Beim Launch hatten wir vergessen, die Payment-Screens einzubauen”

Mit Keleya können Schwangere sich auf die Geburt vorbereiten. Derzeit verfügt die App monatlich über 20.000 aktive Nutzerinnen. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Gründerin Victoria Engelhardt über fehlende Payment-Screens, Krankenkassen und Corona.
“Beim Launch hatten wir vergessen, die Payment-Screens einzubauen”
Dienstag, 2. Februar 2021VonAlexander Hüsing

Mit Keleya haben Yogalehrerin Victoria Engelhardt und Sarah Müggenburg vor einigen Jahren einen Fitness- und Ernährungscoach für werdende Mütter ins Netz geschoben. “Wir helfen Schwangeren, sich fit zu fühlen, sich ausgewogen zu ernähren und sich gut auf die Geburt vorzubereiten”, erklärt Mitgründerin Engelhardt das Konzept hinter Keleya. Anfangs war Keleya eher eine Lifestyle-App, inzwischen ist die Keleya-App ein medizinisch zertifiziertes Angebot.

Vier Jahre nach dem Start beschäftigt das Unternehmen 18 Mitarbeiter:innen und verfügt monatlich über 20.000 aktive Nutzerinnen. “Wir kooperieren mit 18 Krankenkassen und Woche für Woche kommen weitere Partner dazu. Seit kurzem sind wir auch im postnatal Bereich aktiv und weiten unser Angebot schrittweise aus”, sagt Engelhardt.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht die Keleya-Macherin außerdem über fehlende Payment-Screens, Krankenkassen und Corona.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Keleya erklären?
Wir helfen Schwangeren, sich fit zu fühlen, sich ausgewogen zu ernähren und sich gut auf die Geburt vorzubereiten. Wir unterstützen frischgebackene Mütter, nach der Geburt wieder fit zu werden. Dafür arbeiten wir mit ausgewählten Experten zusammen. Es sind alles Online-Angebote, die ganz einfach von Zuhause aus zeitlich flexibel genutzt werden können.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Ja! Am Anfang hatten wir eine App für die Schwangerschaft mit einem Fokus auf Bewegung und Ernährung. Es war eher eine Lifestyle-App. Wir haben uns im Laufe der Zeit dank der Zusammenarbeit mit Hebammen, Gynäkologinnen, Psychologinnen und Prä- und Postnataltrainern und Ernährungsexperten zu einer medizinisch relevanten App weiterentwickelt. Seit Ende 2019 ist die Keleya-App ein medizinisch zertifiziertes Produkt. Die App inklusive des darin enthaltenen Geburtsvorbereitungskurses wird bereits von zahlreichen Krankenkassen erstattet.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Da wir ein digitales Produkt haben, hat Corona die Nutzung nicht beeinträchtigt. Im Gegenteil: Dadurch, dass weder Sport- noch Geburtsvorbereitungskurse während der Lockdowns vor Ort stattfinden konnten, sind digitale Alternativen gefragter denn je. Das haben wir auch an der Entwicklung unserer Nutzerzahlen feststellen können.

Wie ist überhaupt die Idee zu Keleya entstanden?
Wir wollten eine Ergänzung zu den Angeboten vor Ort schaffen, gerade für Frauen, die keine Kurse in der Nähe haben, keine Plätze finden oder es sich zeitlich nicht einrichten können, diese zu besuchen. Zudem ist es nicht so einfach, im Netz die richtigen Tipps und Informationen zu finden. Wir haben alle Informationen mit Experten erstellt und sie werden regelmäßig geupdated. Keleya ist sozusagen ein Coach für die Hosentasche, der sich an die Schwangerschaftswoche und die individuellen Beschwerden anpasst. Wir zeigen keine Verbote auf, sondern, was alles möglich ist und wie man die Schwangerschaft trotz aller Wehwehchen genießen kann.

Wie genau funktioniert eigentlich euer Geschäftsmodell?
Die Keleya-App ist ein klassisches Freemium-Modell. Wir bieten kostenlose Informationen und Premium-Inhalte an, dazu zählen unter anderem unsere Kurse. Frauen können diese selbst abschließen. Wenn sie Glück haben, bekommen sie die Kosten von ihrer Krankenkasse erstattet. Mittlerweile haben wir haben 18 Partnerkrankenkassen, die die Gebühren für den Geburtsvorbereitungskurs übernehmen. Zusätzlich arbeiten wir bei der Hebammenvermittlungs-Plattform Ammely mit einigen ausgewählten Premium-Partnern

Wie hat sich Keleya seit der Gründung entwickelt?
Wir haben uns von einem “Fitness only” zu einem holistischen Schwangerschafts-Angebot entwickelt. Vor allem in den letzten zwei Jahren haben wir unser Konzept in Richtung Gesundheitsprodukt ausgeweitet, inklusive CE Zertifizierung. Mittlerweile haben wir Kooperation mit dem Deutschen Hebammenverband und Krankenkassen abgeschlossen.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Keleya inzwischen?
Wir sind mittlerweile ein Team von 18 Mitarbeitern und haben monatlich über 20.000 aktive Nutzerinnen. Wir kooperieren mit 18 Krankenkassen und Woche für Woche kommen weitere Partner dazu. Seit kurzem sind wir auch im postnatal Bereich aktiv und weiten unser Angebot schrittweise aus.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Direkt beim Launch der ersten App ging etwas wichtiges schief. Damals hatten wir tatsächlich vergessen, die Payment-Screens einzubauen. So konnte kein Kunde überhaupt Premium-Abos abschließen. Das war nicht gerade ideal.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Im Aufbau eines guten, heterogenen Teams und darin, uns mehr in die medizinische Richtung zu entwickeln. Mittlerweile sind bereits große Krankenhäuser und Krankenkassen an Kooperationen interessiert. Auch die exklusive Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hebammenverband und die Entwicklung von “Ammely”, der größten deutschlandweiten Plattform für Hebammenvermittlung, war eine goldrichtige Entscheidung.

Wo steht Keleya in einem Jahr?
Wir wollen ein umfassendes Ökosystem entwickeln mit allen Themen für Eltern rund um die Schwangerschaft und junge Familien. Hierbei wollen selbst viele Unterstützungsangebote bieten, aber auch die richtige Anbindung zu den Ärzten, Hebammen und Krankenhäusern schaffen.

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Foto (oben): Keleya

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.