#Interview

“Insgesamt haben wir bisher über 5 Millionen Produkte verkauft”

Bei happybrush dreht sich alles um Mundpflege. Inzwischen arbeiten 20 Mitarbeiter für das Unternehmen. "Auch im Retail sind wir stark gewachsen: Unsere Produkte sind mittlerweile in etwa 5.000 Filialen in Deutschland und Österreich erhältlich", sagt Mitgründer Stefan Walter.
“Insgesamt haben wir bisher über 5 Millionen Produkte verkauft”
Mittwoch, 9. Dezember 2020VonAlexander Hüsing

Mit happybrush, einer elektrischen Zahnbürste, fordern Florian Kiener und Stefan Walter seit einigen Jahren ihren alten Arbeitgeber Procter & Gamble heraus. Inzwischen ist aus dem Zahnbürsten-Startup ein Unternehmen rund um das Thema Mundpflege geworden. “Wir haben unser Portfolio stark ausgebaut und mittlerweile sind neben elektrischen Zahnbürsten und Zahnpasten viele Produkte dazugekommen: antibakterielle Zahnseide in einem Rezyklat-Spender, hochwertige Interdentalbürsten aus Bambus in verschiedenen Größen, limitierte Farbvarianten unseres Bestsellers VIBE 3 oder das praktische TravelCase für unterwegs”, sagt Mitgründer Walter.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der happybrush-Macher außerdem über Entscheidungen, logistische Engpässe und den Einzelhandel.

Wie würdest Du Deiner Großmutter happybrush erklären?
Wir verfolgen mit happybrush die Mission die fortschrittlichsten und nachhaltigsten Mundpflegeprodukte zu entwickeln – und das im ästhetischen Design und zum fairen Preis. Derzeit haben wir unsere vielfach ausgezeichnete Schallzahnbürsten VIBE 3 mit bis zu sechs Wochen Power-Akku und Aufsteckbürsten aus nachwachsenden Rohstoffen im Sortiment. Daneben auch Zahnpasten, die in einer 100 % recycelbaren und 30 % recycelten Tube verpackt sind oder Mundspülungen in 100 % recycelten Flaschen – damit sehen wir uns als nachhaltigste Mundpflegemarke im deutschsprachigen Raum und haben noch viel vor, Oma.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Wir haben unser Portfolio stark ausgebaut und mittlerweile sind neben elektrischen Zahnbürsten und Zahnpasten viele Produkte dazugekommen: antibakterielle Zahnseide in einem Rezyklat-Spender, hochwertige Interdentalbürsten aus Bambus in verschiedenen Größen, limitierte Farbvarianten unseres Bestsellers VIBE 3 wie die AllBlack oder Zubehör wie der Cube aus Buchenholz als Halter für die Aufsteckbürsten oder das praktische TravelCase für unterwegs.

Wie kommen eure Produkte im Markt an?
Insgesamt haben wir bisher über 5 Millionen Produkte verkauft, viele renommierte Awards gewonnen, mit unserer Initiative #BrushForWater über 150 Millionen Liter Wasser für Menschen in Not gespendet und eine loyale Kundenbasis aufgebaut, mit der wir regelmäßig kommunizieren und die wir auch in die Produktentwicklung einbeziehen. Wir sind mittlerweile auch stolzes Mitglied bei B-Corp und damit eines der wenigen zertifizierten deutschen Unternehmen.

Die Corona-Krise traf die Startup-Szene zuletzt hart. Wie habt ihr die Auswirkungen gespürt?
Wir haben die Effekte der Corona-Situation ebenfalls gespürt, aber glücklicherweise sehr schnell die richtigen Entscheidungen für unser Startup treffen können. Somit sind wir in diesem Jahr in allen Bereichen stark gewachsen und unser Team ist gesund geblieben. Wir haben auch als eines der ersten Unternehmen am Anfang der Pandemie spezielle Mund-Nasen-Masken in unser Portfolio aufgenommen, um unsere Kunden zu schützen und mit jedem Produkt gleichzeitig eine Spende an “Ärzte ohne Grenzen” zu leisten.

Was waren denn die “richtigen Entscheidungen”, die ihr getroffen habt?
Wir haben gleich am Anfang für das gesamte Team die Umstellung auf Home Office vorgenommen und alles 100 % digital sowie remote eingerichtet, so dass wir hier weiterhin produktiv und effizient zusammenarbeiten konnten. Zudem haben wir schnell die Auswirkungen der Krise auf unsere Abläufe analysiert und dann dementsprechend gehandelt, z.B. logistische Engpässe und die starke Nachfrage im Webshop. Daneben haben wir auch Potentiale wie die eben angesprochenen Mund-Nasen-Masken schnell erkannt, um hier als kleines Unternehmen auch einen Beitrag zu leisten.

Wie viele andere Startups habt ihr bereits an der Vox-Show “Die Höhle der Löwen” teilgenommen. Hat sich die Teilnahme an der Show für euch – auch ohne abgeschlossenen Deal – gelohnt?
Die “Höhle der Löwen”-Teilnahme war für uns eine super wichtige Erfahrung und eine abenteuerliche Zeit. Und wir profitieren auch heute noch von unserer Teilnahme.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist happybrush inzwischen?
Unser Team besteht aus circa 20 Mitarbeitern in der Schall-Zentrale im Herzen Münchens. Wir haben bisher über 5 Millionen Produkte verkauft, einen Net Promoter Score von 74 und wachsen im Jahresvergleich bis zu 70 %. Auch im Retail sind wir stark gewachsen: Unsere Produkte sind mittlerweile in etwa 5.000 Filialen in Deutschland und Österreich erhältlich. Dabei haben wir auch unsere Nachhaltigkeitsziele übertroffen und bisher schon über 40 Tonnen Plastik mit unseren nachhaltigen Produkten eingespart. Der “Tube of the Year”-Award für unsere Zahnpasten ist für uns ein weiteres positives Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Wie wichtig ist denn der Einzelhandel für euer Produkt?
Der Einzelhandel spielt für uns eine wichtige Rolle neben dem E-Commerce-Bereich. Wir wollen möglichst viele Menschen erreichen und gehen hier nach dem Omni-Channel-Ansatz vor. Allein in diesem Jahr sind etwa 1.500 neue Stores hinzugekommen, in denen es unsere Produkte zu kaufen gibt. Insgesamt hat jeder Kanal seine Vor- und Nachteile und durch die Verschmelzung erreichen wir hier eine sich positiv ergänzende Kombination. Die Reichweite und Vertrauensbildung des Einzelhandels ist für uns als Start-up hilfreich, während im E-Commerce-Bereich die starke Agilität, direkte Kundennähe und Individualität punktet.

Wo steht happybrush in einem Jahr?
Unser Produktportfolio ist um wichtige Segmente gewachsen, die wir bereits dieses Jahr angestoßen haben. Wir wollen bis Ende 2021 auch unsere Nachhaltigkeits- und BrushForWater-Ziele weiter ausbauen: Neuartige, nachhaltige Materialien, mit denen wir Neuland betreten und technologisch Vorreiter sein werden. Auch unser Team wird größer und internationaler aufgestellt sein – wir freuen uns übrigens über Bewerbungen auf unsere aktuellen Stellen.

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Foto (oben): VOX

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.