#Zahlencheck

McMakler kommt nach vier Jahren auf über 31 Millionen Euro Verlust

Das Berliner Makler-Startup McMakler peilt für 2020 einen Umsatz von bis zu 54 Millionen Euro an. 2019 waren es "nur" 31,5 Millionen und 2018 sogar nur 14 Millionen. Der Weg zu diesen Zahlen war aber teuer. Im schlimmsten Fall kostete der Aufbau bis Ende dieses Jahres knapp 65 Millionen.
McMakler kommt nach vier Jahren auf über 31 Millionen Euro Verlust
Montag, 30. November 2020VonTeam

Das junge Berliner Startup McMakler , das gerade Warburg Pincus als neuen Investor gewinnen konnte, legt neue Unternehmenszahlen vor – und zwar den Jahresabschluss zum Geschäftsjahr 2018. Das Makler-Startup erwirtschaftete demnach einen Umsatz in Höhe von knapp 14 Millionen Euro aus. Im Jahr zuvor waren es gerade einmal 5,3 Millionen. “Zu dieser erfreulichen Entwicklung haben hauptsächlich folgende Faktoren beigetragen: weiterhin positive makroökonomische Faktoren, stetige Weiterentwicklung der intern genutzten Technologie, sorgfältigster Einstellung von Immobilienmaklern sowie einer umfassenden Fort- und Weiterbildung des Vertriebspersonals”, teilt das Unternehmen mit.

Im Jahresabschluss gibt es zudem einen Ausblick auf 2019 und 2020. Nach vorläufigen Zahlen stieg der Umsatz 2019 auf 31,5 Millionen. “Für das Jahr 2020 liegt der Zielkorridor pandemiebedingt beim 1,4 bis 1,7-fachen (EUR 44-54 Mio.)”, heißt es weiter. McMakler ist somit deutlich auf Wachstumskurs! Die Verluste sind aber auch weiter extrem. 2018 lag der Jahresfehlbetrag bei 19,6 Millionen. Im Vorjahr waren es gerade einmal 6,7 Millionen. Für 2019 und 2020 sind Verluste in Höhe von zusammen rund 33 Millionen geplant.

Insgesamt kommt das Unternehmen so bis Ende 2020 im schlimmsten Fall auf einen Verlust in Höhe von knapp 65 Millionen. 2021 plant das McMakler-Team dann aber die komplette Kehrtwende: “Ausweislich der Planungsrechnungen geht die Gesellschaft davon aus ab dem Jahr 2021 mit positiven Jahresergebnissen. Es bestehen stille Reserven in Form von Maklerverträge mit einem voraussichtlichen Gesamtvolumen von 60 Mio Euro”.

Wie erwähnt, investierte Warburg Pincus gerade in McMakler. Dabei sollen rund 50 Millionen US-Dollar (42 Millionen Euro) geflossen sein. Zuvor investierten Target Global, Israel Growth Partners und weitere Bestandsinvestoren – darunter Frog Capital – rund 50 Millionen Euro in McMakler. Im Jahresabschluss heißt es dazu: “Am 31. Mai 2019 hat die McMakler GmbH eine Finanzierungsrunde (Series C) abgeschlossen. Im Zuge dessen wurde das gezeichnete Kapital um € 52.045.629,50 in die Kapitalrücklage eingezahlt, von denen € 15.459.001,00 bereits im Jahr 2018 im Rahmen von Wandeldarlehen ausgezahlt wurden. Eine bilanzielle Überschuldung liegt zum Zeitpunkt der Aufstellung nicht mehr vor. Die Gesellschaft hat sich im Oktober 2020 eine Kreditlinie über bis zu € 10.000.000,00 gesichert”. Zuvor flossen rund 25 Millionen in das Unternehmen. Die letzte Bewertung soll bei rund 400 Millionen gelegen haben.

Ein enormer Kostenfaktor bei McMakler ist das Personal. 2018 “wurden durchschnittlich 261 Mitarbeiter (Vorjahr: 119) beschäftigt, davon 209 in Vollzeit und 70 in Teilzeit”. Im Jahresabschluss für 2017 sind lediglich 119 aufgeführt. 2016 waren es sogar nur 66 Mitarbeiter. McMakler ist somit mitarbeiterseitig seit dem Start massiv gewachsen. Der Personalaufwand lag 2018 bei rund 11,2 Millionen. Vorjahr waren es gerade einmal 4,1 Millionen. Inzwischen wirken übrigens rund 300 Immobilienmakler und weiter rund 300 Mitarbeiter für McMakler.

McMakler wurde 2015 von Felix Jahn (Gründungsinvestor), Hanno Heintzenberg und Lukas Pieczonka gegründet. Die letztgenannten sind nicht mehr bei McMakler an Bord. Auf dem Faktenblatt des Unternehmens werden die Gründer nicht einmal mehr erwähnt. Dort heißt es: “Felix Jahn gründete 2009 das Unternehmen Home24 und führte es bis 2014 als Co-CEO. Nebenbei ist er seit mehr als 10 Jahren aktiver Business Angel und investierte unter anderem in Zalando, Auto1 und HomeToGo. Bei McMakler ist er als Gründungsinvestor und Beiratsvorsitzender von Anfang dabei, 2018 übernahm er zusätzlich die Rolle als Geschäftsführer”.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2018

* Im Jahr 2018 konnte McMakler am Wachstumserfolg der Vorjahre anknüpfen: So konnten aus der Immobilienvermittlung in Deutschland EUR 14,0 Mio. erlöst werden, was einem Anstieg um mehr als das 2,5-fache (Vorjahr: EUR 5,3 Mio.) entspricht.
* Die Belegschaft hat im Jahr 2018 einen deutlichen Anstieg erlebt. Dieser Anstieg machte sich hauptsächlich im Vertrieb bemerkbar, wo insbesondere im Außendienst eine Vielzahl neuer Mitarbeiter gewonnen werden konnten. Dieser Effekt wurde zudem dadurch verstärkt, dass es im Vertriebsansatz einen strategischen Umbau gab: Erwiesenermaßen leisten bei McMakler festangestellte Makler durch den Fokus auf das Unternehmensgeschäft i.d.R. bessere Ergebnisse für sich und das Unternehmen
* Die Kapitalstruktur ergibt sich zum Bilanzstichtag aus der durch Investoren aufgenommene Kapitalrücklage, welche durch den Jahresfehlbetrag sowie den Verlustvortrag gemindert wird. Auch im Jahr 2018 konnte McMakler neues Kapital in Form eines Wandeldarlehens aufnehmen, welches dem fortdauernden Umsatzwachstum dient. Die hierfür notwendigen Investitionen machen sich zuvorderst im Jahresfehlbetrag bemerkbar. Die Kapitalrücklage ist zum Bilanzstichtag allerdings ausreichend, um den im Jahr 2018 eingeschlagenen Kurs vorerst fortzusetzen.
* Am 31. Mai 2019 hat die McMakler GmbH eine Finanzierungsrunde (Series C) abgeschlossen. Die Finanzierung hatte ein Gesamtvolumen iHv. EUR 50 Mio., von der EUR 15 Mio. bereits im Jahr 2018 im Rahmen eines Wandeldarlehens der bisherigen Kapitalgeber ausbezahlt wurden. Mit dem neuen Kapital soll der bisherige Wachstumskurs fortgesetzt werden. Dies äußert sich einerseits im Ausbau der Marketing-Präsenz, wie z.B. Pop-Up Stores in Einkaufshäusern in Großstädten Deutschlands sowie mehr TV-Spots über alle Kanäle. Andererseits wurde eine deutlich höhere Anzahl von Neueinstellungen, v. A. Immobilienmakler verbucht. Ergänzend hat sich die Gesellschaft im Oktober 2020 eine Kreditlinie von bis zu EUR 10 Mio. gesichert.
* Der Umsatz wird weiterhin wachsen, allerdings nicht in dem rasanten Ausmaß wie in den Vorjahren. Ist der Umsatz im Jahr 2018 noch um das 2,5-fache ggü. dem Vorjahr gewachsen, konnte auch im Jahr 2019 eine deutliche Umsatzsteigerung auf EUR 31,5 Mio. (Ergebnis vorläufig) erzielt werden. Für das Jahr 2020 liegt der Zielkorridor pandemiebedingt beim 1,4-1,7-fachen (EUR 44-54 Mio.).
* Da die Kosten kurzfristig noch den Umsatz überwiegen werden, wird auch im Jahr 2020 noch ein vergleichbarer Fehlbetrag erwirtschaftet (2019 vorläufig: EUR -19,0 Mio.).
* Die Gesellschaft ist zum 31. Dezember 2018 bilanziell überschuldet. Am 31. Mai 2019 hat die McMakler GmbH eine Finanzierungsrunde (Series C) abgeschlossen. Im Zuge dessen wurde das gezeichnete Kapital um € 52.045.629,50 in die Kapitalrücklage eingezahlt, von denen € 15.459.001,00 bereits im Jahr 2018 im Rahmen von Wandeldarlehen ausgezahlt wurden. Eine bilanzielle Überschuldung liegt zum Zeitpunkt der Aufstellung nicht mehr vor. Die Gesellschaft hat sich im Oktober 2020 eine Kreditlinie über bis zu € 10.000.000,00 gesichert.
* Die Bilanzierung erfolgt unter Annahme der Unternehmensfortführung. Das voraussichtliche Ergebnis des Geschäftsjahres 2019 beträgt -19.340.994,45 €. Die Gesellschaft rechnet für das Jahr 2020 mit einem operativen Jahresergebnis von -14.198.825,00 €. Ausweislich der Planungsrechnungen geht die Gesellschaft davon aus ab dem Jahr 2021 mit positiven Jahresergebnissen. Es bestehen stille Reserven in Form von Maklerverträge mit einem voraussichtlichen Gesamtvolumen von 60 Mio €.

McMakler im Zahlencheck

2020: 44 – 54 Millionen Euro (Umsatz); 14,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag) *
2019: 31,5 Millionen Euro (Umsatz); 19,3 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag) *
2018: 14,0 Millionen Euro (Umsatz); 19,6 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2017: 5,3 Millionen Euro; 6,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2016: 3,7 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 1,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

* Zahlen für 2019/2020 sind vorläufig