#Interview

Ein Startup, auf das Borussia Dortmund total steht

"Unternehmen müssen innovativ sein. Es handelt sich um eine Frage des Überlebens. Dafür sind viele gute Ideen notwendig! Nicht nur vom Management selbst, sondern gerade von denen, die tagtäglich die Aufgaben selbst ausführen", sagt Niklas Schwichtenberg von Idea-ly.
Ein Startup, auf das Borussia Dortmund total steht
Freitag, 14. August 2020VonAlexander Hüsing

Das junge Duisburger Startup Idea-ly tritt an, um das Umsetzen von Ideen zu vereinfachen. “Damit jede Idee ihren Weg zum Unternehmen findet, haben wir ein Programm entwickelt, dass sehr einfach für Mitarbeiter und Kunden zu bedienen ist. Du kannst mit Hilfe eines Smartphones, oder am PC, eigene Ideen in wenigen Schritten einreichen. Einmal eingereicht, kannst du deine Idee “nachverfolgen” und weißt, wer sie sich anschaut und ob sie auch umgesetzt wird”, sagt Mitgründer Niklas Schwichtenberg.

Der achtmalige Deutschen Meister Borussia Dortmund setzt bereits auf Idea-ly. “Wir haben eine sehr große und kreative Fanszene, die uns immer wieder mit guten Ideen konfrontiert. Diese in das laufende Tagesgeschäft einzubinden und für alle Seiten zum Wohle des Vereins umzusetzen, ist eine Herausforderung. Mit dem Ansatz und der Unterstützung von Idea-ly können wir diese Ideen schneller und transparenter bewerten und letztlich auch umsetzen – ein spürbarer Mehrwert für Fans und Verein”, sagt BVB-Geschäftsführer Carsten Cramer.

Im Interview mit deutsche-startups.de stellt Idea-ly-Macher Schwichtenberg das Konzept einmal ganz genau vor. Zudem redet er über die Startup-Szene im Ruhrgebiet.

Wie würdest Du Deiner Großmutter idea-ly erklären?
Auch kleine Ideen können viel bewirken: Eine amerikanische Fluggesellschaft hat aus ihren Salaten eine Olive entfernt und konnte dadurch jährlich 40.000 US-Dollar sparen – keinem der Fluggäste ist die fehlende Olive aufgefallen. Damit jede Idee auch ihren Weg zum Unternehmen findet, haben wir ein Programm entwickelt, dass sehr einfach für Mitarbeiter und Kunden zu bedienen ist. Du kannst mit Hilfe eines Smartphones, oder am PC, eigene Ideen in wenigen Schritten einreichen. Einmal eingereicht, kannst du deine Idee “nachverfolgen” und weißt, wer sie sich anschaut und ob sie auch umgesetzt wird.

Welches Problem genau wollt Ihr mit idea-ly lösen?
Unternehmen müssen innovativ sein, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Es handelt sich um eine Frage des Überlebens. Dafür sind viele gute Ideen notwendig! Nicht nur vom Management selbst, sondern gerade von denen, die tagtäglich auch die Aufgaben selbst ausführen. Unternehmen können durch funktionierendes Ideenmanagement durchschnittlich fast 700 Euro pro Mitarbeiter einsparen. Das Problem: Niemand hat noch Lust handschriftlich Formulare auszufüllen und dann nie wieder etwas zu seiner Idee zu hören. Genau das ändern wir: Die Ideeneinreichung wird per Smartphone oder Webbrowser deutlich schlanker und jeder Ideengeber kann seinen Vorschlag „tracken“, ähnlich wie bei der Paketzustellung. Idee geöffnet – Idee weitergeleitet – Idee begutachtet – Idee umgesetzt. Ideen- und Innovationsmanagern ist es das erste Mal möglich, alle Ideen in einem ordentlichen Dashboard zu sichten und zu bearbeiten.

Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet idea-ly ein Erfolg?
Wir legen sehr viel wert auf Feedback zu unserem Produkt! Deshalb haben wir es von Anfang an mit dem Accelerator startport und seinen Partnern entwickelt und immer wieder angepasst. Gleichzeitig starten wir zu einem guten Zeitpunkt: Corona hat gezeigt, wie wichtig die Flexibilität und Kreativität der Mitarbeiter im eigenen Unternehmen sind. Trotzdem ist das Ideenmanagement in Unternehmen ist häufig noch unterentwickelt. 85% der Firmen sollen über ein Ideenmanagement verfügen. Sie sind jedoch sehr unzufrieden damit, weil es weder digital noch effizient ist. Es gibt häufig eine Person, die sich mit ellenlangen Excel-Tabellen rumschlagen muss. Wir merken deshalb, dass der Bedarf da ist und sind sehr offen für Partner, die uns unterstützen. Man darf nicht zu verliebt in seine Lösung sein. Man darf nicht eitel sein. Und das sind wir nicht.

Wo steht Idea-ly in einem Jahr?
In einem Jahr haben wir hoffentlich zwei erfolgreiche Finanzierungsrunden hinter uns und schon einige Kunden, die idea-ly zufrieden nutzen. Wir wollen uns dann schon selbst tragen können und ein gutes Sales- und Marketing-Team aufgebaut. Unser großer Traum ist es, dass jede Idee der Welt einmal durch unsere Software gelaufen ist. Das sagen wir zwar immer augenzwinkernd und scherzen, aber eigentlich meinen wir das todernst!

Reden wir zudem noch über das Ruhrgebiet. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für das Ruhrgebiet als Startup-Standort?
Wir lieben das Ruhrgebiet und müssen eine große Lanze für diese Region brechen! Eigentlich wollten wir in Osnabrück gründen. Aber in Duisburg unterstützt uns seit Januar der startport Accelerator und hat uns unsere ersten beiden Pilotkunden beschert: keine geringeren als den Duisburger Hafen und Borussia Dortmund. Mit beiden konnten wir sofort starten und waren überwältigt von der Herzlichkeit und der Anpacker-Mentalität, die alle Beteiligten mitgebracht haben. Wenn ein Satz das Ruhrgebiet beschreibt, dann sicher: „Nicht lang labern und einfach machen!“. Das Ruhrgebiet war sehr gut zu uns – deshalb sind wir nun die Neuen im Pott.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Duisburg aus?
Wir arbeiten deutschlandweit überwiegend remote, unser Unternehmenssitz ist aber startport im Duisburger Innenhafen. Dort trifft alte Industrie auf neue Geschäftsmodelle! Die anderen Gründer sind auch häufig bei startport und es hat sich eine Gemeinschaft gebildet, die sich gegenseitig unterstützt. Das ist echt klasse!

Was ist in Duisburg einfacher als im Rest der Republik?
Mit der Hilfe des startport Accelerators, aber auch mit dem Ruhrhub und der Gründerallianz Ruhr, wird es Startups im Ruhrgebiet erleichtert mit Unternehmen in Kontakt zu kommen. Das läuft unkompliziert und schnell, die Unternehmen sind gleichzeitig sehr aufgeschlossen und experimentierfreudig. Man merkt einfach, dass sich die Region schon öfter neu erfinden musste. Das hat die Arbeitsweise der Unternehmen am Standort geprägt. Hier gibt es fruchtbaren Boden für Startups mit Innovationen!

Was fehlt in Duisburg bzw. im Ruhrgebiet noch?
Für Startups in der Frühphase, die zum Beispiel einen Business-Angel suchen, ist es nicht ganz so leicht. Geld wird immer noch sehr zögerlich investiert, das könnte sich noch im Ruhrgebiet bessern. In Düsseldorf oder in Berlin ist das noch ein bisschen einfacher.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Ruhrgebiet?
Unser erster Wunsch wäre, dass mehr Menschen die Gründung oder das Arbeiten in einem Startup als Berufsweg für sich entdecken: in einem großen Konzern zu arbeiten, muss nicht das non plus ultra sein! Ganz großartig wäre es auch, wenn sich immer mehr Unternehmen für die Zusammenarbeit mit Startups interessieren – das läuft schon sehr gut, aber Luft nach oben ist natürlich immer. Abschließend wünschen wir uns, dass die Gründungsinitiativen wie startport auch weiterhin so gute Arbeit leisten und mehr Startups das Ruhrgebiet für sich entdecken, damit das Startup-Ökosystem am Standort weiter wächst.

Themenschwerpunkt Ruhrgebiet

#Ruhrgebiet: Gemeinsam mit dem ruhr:HUB berichtet deutsche-startups.de regelmäßig über die Startup-Szene im Ruhrgebiet. Mit hunderten Startups, zahlreichen Gründerzentren und -initativen, diversen Investoren sowie dutzenden Startup-Events bietet das Ruhrgebiet ein spannendes Ökosystem für Digital-Gründer – mehr im Startup Guide Ruhrgebiet. Das Buch “Wann endlich grasen Einhörner an der Emscher” wiederum erzählt die spannendsten Startup- und Grown-Geschichten aus dem Ruhrgebiet.

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Foto (oben): idea-ly

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.