#Interview

Ein Startup, das Helfer für die Gartenarbeit findet

Bei Helpmade geht es um spontane Nachbarschaftshilfe. Über die App sollen Nutzer "Helfer zur Hilfe bei Tätigkeiten im Alltag" finden können. "In einem Jahr sollen neben den Großstädten in Nordrhein-Westfalen, weitere Großstädte in anderen Bundesländern folgen", sagt Gründer Daniel Götting.
Ein Startup, das Helfer für die Gartenarbeit findet
Mittwoch, 5. August 2020VonAlexander Hüsing

Das junge Kölner Startup Helpmade positioniert sich als “Online-Marktplatz für private Dienstleistungsaufträge”. Über die App sollen Nutzer “spontane Helfer nach individuellen Kriterien zur Hilfe bei Tätigkeiten im Alltag, rund ums Haus und den Garten uvm.” finden können. “Wir glauben daran, dass man für Alltags-, Nachbarschafts- und Soforthilfe keine Termine braucht und haben das Ziel die App zunächst in NRW mit weiteren Partnern aus dem B2B-Bereich zu einem neuen Bestandteil im Leben der Menschen insbesondere im anonymisierten urbanen Raum zu machen”, sagt Daniel Götting, der das Startup gemeinsam mit Joel Urban, gegründet hat. Im Interview mit deutsche-startups.de stellt der Helpmade-Macher das Konzept einmal ganz genau vor.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Helpmade erklären?
Oma, wir haben eine Liste, bei der sich Personen eintragen in eine Landkarte mit Stecknadeln umgesetzt, die du auf einem Telefon mit Bildschirm anklicken kannst, wenn du gerade jemanden brauchst der in der Nähe ist. Die Personen helfen Dir dann sofort bei den Dingen, die du gerade in dem Moment mit Unterstützung zu erledigen hast! Dein Bargeld brauchst Du auch nicht rausholen, da die Bezahlung automatisch über deine Bank funktioniert. Nicht nur das ist sicher: Falls sich dein Helfer währenddessen verletzt oder für einen Schaden sorgt, ist er dazu noch versichert.

Welches Problem genau wollt Ihr mit Helpmade lösen?
Termine. Wir leben in einer Gesellschaft, in der man sich dann etwas zu essen bestellt, sich dann fortbewegt und sich dann unterhalten lässt, wenn man es gerade braucht oder möchte. Durch die notwendige Planung von Terminen auch bei kleinen Problemen, bei welchen man lediglich eine helfende Hand braucht, die geringe Attraktivität von Handwerksberufen mit den einhergehenden Probleme für den Kunden Hilfe bei Kleinigkeiten zu bekommen, sowie durch die Anonymisierung insbesondere im urbanen Raum, benötigen wir eine Plattform, die On-Demand Hilfe ermöglicht. Ein Freund aus China sagte „Bei euch in Deutschland brauche ich für alles einen Termin“. Und genau das wollen wir ändern.

Jede Woche entstehen dutzende neue Startups, warum wird ausgerechnet Helpmade ein Erfolg?
Erfolg ist eine Definitionsfrage. Es gibt viele gute Ideen, die Prozesse digitalisieren, Einfachheit fördern und durch guten Vertrieb finanziell erfolgreich sind. Insbesondere in Zeiten der Corona-Krise und dessen Folgen für verschiedene Gesellschaftsschichten, der Veränderung des alltäglichen Lebens und den Auswirkungen auf den Wohlstand der Gesellschaft, muss sich der Fokus von Unternehmen unserer Meinung nach noch stärker auf die Erschaffung eines Mehrwerts für das tagtägliche Leben der Menschen und der sozialen Nachhaltigkeit konzentrieren. In Kooperation mit Unternehmen, die alles rund um das tägliche Leben von Menschen optimieren, können wir ein Netzwerk erschaffen, dass Jedem immer und überall zu Gute kommt.

Wer sind eure Konkurrenten?
Es gibt verschiedene Ansätze wie das Netzwerk genutzt werden kann. Neben nachbarn.de und Helpling, sowie taskrabbit auf amerikanischer Seite, finden sich neue Startups mit ähnliche Ideen. Die durch die Digitalisierung gewachsene On-Demand Economy ist progressiv und zukunftsweisend. Das ist sehr attraktiv für Unternehmen und Gründer, aber auch für Investoren.

Wo steht Helpmade in einem Jahr?
In einem Jahr sollen neben den Großstädten in Nordrhein-Westfalen, weitere Großstädte in anderen Bundesländern folgen. Netzwerke sind nur erfolgreich, wenn sie genutzt und stetig verbessert werden. Uns ist es wichtig, dass jeder Nutzer sein Feedback kommuniziert und aktiv das Netzwerk und die App mitgestaltet. Dementsprechend werden innerhalb des nächsten Jahres weitere Updates mit Vorteilen für Nutzer folgen, die uns und der gesamten Community nachhaltig nutzen.

Reden wir zudem noch über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Die Startup Szene hier in Köln boomt und das merkt man selbst in den Kneipen. Der Standort Köln eignet sich gut, aufgrund der geografischen Lage in Nordrhein-Westfalen. Die gesamte Szene in Nordrhein-Westfalen ist sehr fortschrittlich und ermöglicht dezentralisiert Zugang zu verschiedenen Top-Events, Möglichkeiten und Unterstützungsangeboten.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Mit der Uni Köln und der RWTH Aachen in nächster Nähe, hat Köln eine starke Grundlage qualitativ mit neuen jungen Gründern insbesondere im Tech-Sektor weiter zu wachsen. Der Austausch in Köln funktioniert grundsätzlich sehr gut, sodass die Begebenheiten eines optimalen Netzwerks auch zukünftig vorhanden sind.

Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
Unseren Erfahrungen nach, ist die Mentalität und Kultur der Kölner ein nicht zu unterschätzender Faktor. Wir Gründer kommen beide nicht direkt aus Köln und haben bemerkt, dass man hier schlichtweg einfacher ins Gespräch mit Partnern, Mitstreitern und Mentoren kommt. Auch der „Kölsche Klüngel“ trägt hier seinen Teil zum Erfolg von Startups bei – das Leben in Köln ist einfach einzigartig.

Was fehlt in Köln noch?
In jedem Startup steckt etwas Gutes. Ob das nun in der Moral der Gründern, in der Idee oder in den Fähigkeiten steckt – wenn Köln es schafft die Möglichkeiten der Förderung auszubauen, dann kann hier etwas ganz Großes entstehen. Wir denken hier insbesondere an Startups, die weder von dem Digital Hub, Startplatz oder anderen Acceleratoren und Inkubatoren, noch für das Gründerstipendium.NRW oder Co-Working-Spaces angenommen oder von diesen gefördert werden. Eine Idee umzusetzen und damit ein Risiko einzugehen, ist ein Schritt, den viele nicht wagen. Doch allein dieser zeugt von Persönlichkeit und Durchsetzungswillen von jungen Gründern, der in positiven Mehrwert an anderer Stelle umgesetzt werden könnte. Das gleiche gilt für die Fähigkeiten oder Ideen dieser.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Einerseits zum Punkt der letzten Frage: Noch mehr Organisation im System. Mehr und vor allem das Richtige aus den jungen, motivierten Gründern rauszuholen. Zweites wäre es schön, die Szene internationaler zu bewerben, um noch attraktiver für ausländische Investoren zu sein. Drittens: Gebündelte Möglichkeiten. Eine zentrale Anlaufstelle, die dann zum passenden Status des Startups weitervermittelt, würde den Prozess für neue Startups vereinfachen.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit circa 400 Startups, über 60 Coworking Spaces, Acceleratoren und Inkubatoren sowie attraktiven Investoren, zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH#Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

KoelnBusiness

Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.