#Hintergrund

Ein Startup, das Anteile an Wohnimmobilien kauft

Mit wertfaktor können Hausbesitzer ihr Haus zu Geld machen und trotzdem weiter bewohnen. 30 Mitarbeiter wirkten bereits für das junge Startup, das von Christoph Neuhaus, der zuletzt bei Endeit Capital aktiv war, und Alexander Ey, früher BillSafe, geführt wird.
Ein Startup, das Anteile an Wohnimmobilien kauft
Freitag, 10. April 2020VonAlexander Hüsing

Zu den vielen Startups, die man unbedingt im Blick behalten sollte, gehört das junge Unternehmen wertfaktor. Das 2018 gegründete Hamburger Startup kümmert sich um das Thema Immobilienverrentung. “Wir bieten mit dem von uns entwickelten Konzept älteren Haus- oder Wohnungsbesitzern eine neue Option: Unser Modell schafft finanzielle Freiheit durch einen Teilverkauf des Eigentums – bei alleinigem und im Grundbuch eingetragenen Nießbrauchrecht. Zudem partizipiert der Eigentümer weiterhin von einer möglichen Wertsteigerung seiner Immobilie”, erklärt Gründer Christoph Neuhaus, der zuletzt bei Endeit Capital aktiv war, das Konzept hinter wertfaktor. 30 Mitarbeiter wirkten bereits für das junge Startup.

Und so funktioniert das Startup ganz genau: “Die Senioren teilen uns mit, welche Wunschsumme sie ausgezahlt bekommen möchten und können somit die Höhe des Anteils des Teilverkaufs selbst bestimmen, wobei die Summe mindestens 100.000 Euro betragen muss. Die Immobilie wird von einem unabhängigen Gutachter geschätzt und wir erwerben dann bis zu 50 %. Im Schnitt sind die Immobilien etwa 450.000 bis 500.000 Euro wert und wir kaufen etwa 40 % an. Nach dem Verkauf der Anteile einer Immobilie an wertfaktor wird den Verkäufern ein lebenslanges Nießbrauchrecht ins Grundbuch eingetragen. Für den verkauften Teil der Immobilie wird ein jährliches Nutzungsentgelt in Höhe von etwa 3 % der ausgezahlten Wunschsumme berechnet, welches in monatlichen Raten zu zahlen ist. Sollten sich die Eigentümer oder die Erben endgültig dazu entscheiden, die Immobilie nicht mehr bewohnen oder vermieten zu wollen, wird das gesamte Objekt veräußert. Wir kümmern uns in diesem Fall um die komplette Verkaufsabwicklung – von der Instandsetzung bis hin zur Erstellung eines professionellen Exposés und der Veräußerung der Immobilie. Für diese Dienstleistungen erhalten wir laut Vertrag eine Verkaufsprovision von 6,5 %”.

Neben Neuhaus gehört noch Alexander Ey, früher BillSafe, Paypal und Co., zum Gründerteam von wertfaktor. “In unseren früheren beruflichen Stationen hatten wir immer wieder Berührungspunkte mit Kreditvergaberichtlinien – und auch im privaten Umfeld wurden wir häufig von Immobilienbesitzern angesprochen, die sich im Alter keine oder nur wenige Wünsche erfüllen konnten, weil sie im wahrsten Sinne des Wortes auf ihrem Kapital sitzen. Davon waren wir immer wieder überrascht, da sie tolle Immobilien hatten, bei denen sich ein substantieller Wert aufgebaut hatte. Das hat uns motiviert ein neuartiges Finanzierungskonzept für diese Menschen zu entwerfen und es ihnen möglich zu machen, das Vermögen auch zu genießen”, sagt Neuhaus.

Bisher geht das Konzept auf. Das Startup nennt für das erste volle Geschäftsjahr bereits eine “mehr als dreistellige” Kundenanzahl, “die bis zu 50 % ihrer Immobilie an wertfaktor veräußert haben”. Im besten Fall dauert der Prozess bei wertfaktor nur drei Monate, dann haben die Hausbesitzer ihr Geld. Der Vorteil bei wertfaktor liegt auf der Hand: Die Besitzer profitieren bei einem Teilverkauf weiter von den hoffentlich steigenden Preisen am Immobilienmarkt. Das Startup muss aber im schlimmsten Fall sehr lange warten, bis das gebundene Kapital wieder verfügbar ist. Sprich: Das wertfaktor-Team braucht viel Geld, um das Geschäft im ganz großen Stil umzusetzen.

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.