#Gastbeitrag

Wer nicht mit Startups zusammenarbeiten will, versteht die Szene nicht

Agenturen, die nicht mit Startups zusammenarbeiten wollen, haben keine Ahnung, wie sie funktionieren. Es wird genörgelt, dass Gründer zu hohe Erwartungen und keine Geschichten zu bieten haben. Dieses Gejammer ist für mich ein Indiz, dass man die DNA von Startups nicht verstanden hat. 
Wer nicht mit Startups zusammenarbeiten will, versteht die Szene nicht
Montag, 9. Dezember 2019VonTeam

Ein PR-Mann möchte nicht mehr mit Startups zuammenarbeiten. Seine jahrelangen Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Gründern zeigen drei grundsätzlich Probleme. Gründer verwechseln PR etwa häufig mit Marketing und Vertrieb. Das kann jeder im Gastbeitrag “Die Zusammenarbeit mit Startups schließe ich grundsätzlich aus” nachlesen. Der viel gelesene Beitrag erhitzte in der vergangenen Woche die Gemüter. Carina Goldschmid, Gründerin von Startup Communication, antwortet jetzt mit dem Gastbeitrag “Wer nicht mit Startups zusammenarbeiten will, versteht die Szene nicht”.

Agenturen, die nicht mit Startups zusammenarbeiten wollen, haben keine Ahnung, wie sie funktionieren und ticken. Es wird genörgelt, dass Gründer die Arbeit der Agentur nicht verstehen, dass sie insbesondere im Bereich Marketing und PR zu hohe Erwartungen haben und dass sie keine wirklich interessanten Geschichten zu bieten haben. Dieses Gejammer ist für mich ein Indiz, dass man die DNA von Startups überhaupt nicht verstanden hat.

Gründer sind sehr offen für neue Ideen

Wie auch im Startup gilt in der Kommunikation: Testen, testen, testen. Mit welchen Maßnahmen kann man die Zielgruppe am besten ansprechen? Welche Themen funktionieren gut und welche funktionieren nicht? Was sind passende Formate? Gründer sind sehr offen für diese Art der Zusammenarbeit und schätzen neue Ideen. Diese Einstellung sollten Agenturen und Berater schätzen und sich auch selber aus ihrer Komfortzone der klassischen Maßnahmen bewegen. Kommunikation ändert sich ständig und wer neue Möglichkeiten nicht ausprobiert, wird nicht gesehen oder gehört.

Gründer haben gute Geschichten
Auch wenn nicht jeder das nächste Google gründen wird, ist der Schritt, seinen sicheren Job an den Nagel zu hängen, sich selbstständig zu machen und alles zu geben, um sein Unternehmen zum Erfolg zu führen, bereits eine Entscheidung, die sich viele gar nicht erst trauen. Auf diesem Weg geht der Gründer durch Höhen und Tiefen, Erfolg und Scheitern liegen oft sehr nah beieinander. Genau hier liegen die spannenden Geschichten, die eine Marke ausmachen. Nämlich in den Personen, die sie aufbauen und prägen. Für Berater heißt es: Zuhören und verstehen. 

Gründer verstehen alles
Wer in der Lage ist, ein eigenes Business aufzubauen, der versteht auch ganz genau wie PR und Marketing funktionieren. Die Aufgabe der Agentur ist es zu beraten. Am Anfang fragen wir ganz genau ab, was der Gründer erreichen möchte. PR ist ein Instrument, um Aufmerksamkeit zu schaffen und Vertrauen in die Marke aufzubauen, aber kein direktes Sales-Tool. Darum ist es wichtig, zu zeigen, was PR leisten kann und was nicht. Außerdem sollte man den Gründer beraten, mit welchen Maßnahmen direkt verkauft werden kann. Viele Agenturen sind nicht nur auf PR, sondern auch auf Social Media und Performance Marketing spezialisiert. Sie entwickeln eine passende Gesamtstrategie für Markenaufbau und Verkauf.

PR wird häufig falsch eingeordnet
PR ist ein weitgefasster Begriff. Darum gibt es hier auch häufig Verständnisprobleme auf beiden Seiten. Während der eine an die klassische Pressemitteilung denkt, sieht sich der andere auf der Bühne oder in Podcasts platziert. Es ist wichtig, dass die Agentur erklärt, welche Maßnahmen es überhaupt gibt und welches Ziel sie unterstützen können.

Wer nicht zielorientiert arbeitet, ist nicht der richtige Partner für Startups
Viele Agenturen argumentieren ihr Honorar, indem sie erklären, wie viele Stunden man für welche Leistungen braucht und welche Maßnahmen man vorschlägt. Meiner Erfahrung nach ist das den meisten Startups egal. Gründer sind zahlengetrieben und müssen die Marketingaktivitäten so planen, dass sie möglichst effektiv und kosteneffizient sind. Das heißt nicht, dass Startups grundsätzlich kein Geld für PR und Marketing ausgeben möchten, sondern dass ihnen der Wert der Arbeit einfach nicht klar ist. Darum ist es wichtig, klare KPIs zu definieren, die den Gründern wichtig sind. Es muss für beide Seiten klar sein, wann die Arbeit mit der Agentur für das Startup ein Erfolg ist. 

Über die Autorin
Carina Goldschmid ist Gründerin von Startup Communication, einer PR und Social Media Agentur, die sich auf Brand Building und Lead Generierung für Startups, Accelerator und Investoren spezialisiert hat.