#Gastbeitrag

Die Zusammenarbeit mit Startups schließe ich grundsätzlich aus

Der PR-Mann Maximilian Flügge möchte nicht mehr mit Startups zuammenarbeiten. Seine jahrelangen Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Gründern zeigen drei grundsätzlich Probleme. Gründer verwechseln PR etwa häufig mit Marketing und Vertrieb.
Die Zusammenarbeit mit Startups schließe ich grundsätzlich aus
Montag, 2. Dezember 2019VonTeam

Gründer haben häufig falsche Erwartungen an PR-Arbeit. Damit machen sie (nicht nur) sich selbst das Leben schwer. Der Berliner PR-Berater Maximilian Flügge nennt in diesem Gastbeitrag die Gründe, warum er die Zusammenarbeit mit Startups grundsätzlich ausschließt. Gibt aber auch Tipps, worüber sich Gründer klar sein sollten, bevor sie PR-Maßnahmen für sich und ihr Startup in Betracht ziehen.

PR-Maßnahmen sind für jedes Unternehmen, egal welcher Größe oder welchen Alters, ein wichtiger Baustein zum Erfolg, das ist meine Überzeugung. Auch für Startups , da möchte ich nicht falsch verstanden werden. Warum möchte ich dann nicht mehr mit Startups zusammenarbeiten? Meine Erfahrungen aus der Zusammenarbeit mit Gründern zeigen drei grundsätzlich Probleme.

1. Gründer verwechseln PR häufig mit Marketing/Vertrieb
„Wie viele Produkte haben wir nach der PR-Maßnahme X verkauft?“, lautet eine beliebte Fragestellung. Thema verfehlt, denn bei dieser Erwartungshaltung sollte man besser zu Google Ads etc. greifen.

2. Gründer träumen von PR-Stunts à la Tesla
Über Nacht die Nachrichtenlage der Republik dominieren und am besten noch kostenfrei, so wird nicht selten fabuliert. Realität ist: Kaum ein Startup hat (leider) eine derart interessante Geschichte zu bieten. Und zur Wahrheit gehört auch: Man kann nur bedingt daran arbeiten. Und wenn man das möchte, wird es meistens teuer – das wiederum kann kaum ein Gründer bezahlen.

3. Gründer verlangen immer mehr PR in eigener Sache – „Mach´mich zum Speaker!“
Aktuell herrscht ein Run auf die Konferenzbühnen der Branche. Nicht selten, bevor Gründer überhaupt ein marktreifes Produkt vorweisen können. Ist das eine sinnvolle Vorgehensweise aus PR-Sicht? Wirkt sich das Predigen positiv auf Vorankommen eines Unternehmens aus? Ich bezweifle es stark.

Was sollten Startups, die PR-Arbeit für sich in Betracht ziehen, auf jeden Fall beachten? Folgende drei Hinweise sollen helfen, dies sinnvoll zu prüfen.

1. Ist PR wirklich im Sinne meines Startups ?
Gründer sollten sich gerade in der Frühphase ihres Unternehmens die folgende Frage ganz ehrlich beantworten: Ist PR wirklich im Sinne meines Unternehmens, insbesondere meiner Investoren bzw. meines Businessplans? Oder versuche ich mit aller Kraft, erstmal mein Produkt auf die Straße zu bringen? Die Zeit ist vorbei, dass sich Medien mit „Dieses Startup möchte die Branche X auf den Kopf stellen“ zufriedengeben, ohne dass es etwas vorzuzeigen gibt.

2. Profis beauftragen
Viele Gründer denken, dass sie PR schon irgendwie selbst hinbekommen. „So eine Pressemitteilung kann doch jeder, im Zweifel der Praktikant.“ Ich lese jeden Tag viele „self-made“-Texte mit groben handwerklichen Fehlern: Zu lang, falscher Fokus, kompliziert, unglückliche Themenwahl und sogar Rechtschreibfehler. Kein Wunder, dass sich kein Multiplikator dafür interessiert. Ergebnis: Der ganze Aufwand war umsonst.

3. PR als Allheilmittel oder rettender Strohhalm
Wenn ein Startup nicht wie gewünscht funktioniert, zum Beispiel Produkt, Marketing und/oder Vertrieb versagen, dann ist eins sicher: Mit PR wird man den Turnaround auch nicht mehr hinbekommen.

Über den Autor
Maximilian Flügge ist selbstständiger Kommunikations- und Strategieberater aus Berlin. Zu seinen Kunden gehören Unternehmen und Institutionen aus dem In- und Ausland. Vor seiner Selbstständigkeit war er erst Mitarbeiter eines Bundestagsabgeordneten, dann Lobbyist und Unternehmensberater.

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Foto (oben): Shutterstock