#Interview

“Wir haben selten bis in die Nacht im Office gesessen”

Appmatics prüft für seine Kunden mobile Anwendungen. "Wir sind vollständig bootstrapped, also auch nicht fremdbestimmt und kommen dieses Jahr bei irgendwas zwischen zwei und drei Millionen Umsatz raus", sagt Gründer Ayk Odabasyan im Interview mit deutsche-startups.de.
“Wir haben selten bis in die Nacht im Office gesessen”
Dienstag, 28. Mai 2019VonAlexander Hüsing

Das 2014 gegründete Unternehmen Appmatics prüft mobile Anwendungen auf Funktionalität, Usability und Performance. “Unser Ziel ist es, dass Apps und Internetseiten auf allen Telefonen und Computern so funktionieren, wie die Nutzer es erwarten. Dafür prüfen wir alle Funktionen auf möglichst vielen Geräten”, sagt Gründer Ayk Odabasyan (Foto: links). Derzeit beschäftigt die Kölner Jungfirma, deren Kunden etwa Duden, kicker und chefkoch.de sind, 14 Festangestellte und über 60 Werkstudenten.

“Wir haben monatlich knapp 100 Testruns und finden dabei über 1.300 Bugs. Wir sind vollständig bootstrapped, also auch nicht fremdbestimmt und kommen dieses Jahr bei irgendwas zwischen 2 und 3 Millionen Umsatz raus”, erzählt der Rheinländer, der früher unter anderem als Produkt-Manager bei simyo gearbeitet hat. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht er über Testautomatisierung, Sommerfeste und Freizeit.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Appmatics erklären?
Liebe Oma, unser Ziel ist es, dass Apps und Internetseiten auf allen Telefonen und Computern so funktionieren, wie die Nutzer es erwarten. Dafür prüfen wir alle Funktionen auf möglichst vielen Geräten. Unsere Kunden profitieren dabei von unserer Sorgfalt und Geschwindigkeit, und haben mit uns die Sicherheit stets hohe Qualität zu liefern.

Hat sich das Konzept seit dem Start irgendwie verändert?
Wir sind sehr hands-on mit unseren eigenen Inhouse-Testern gestartet und wollten eine große Crowd mit tausenden von Clickworkern aufbauen. Es hat fast zwei Jahre gedauert bis wir verstanden haben, dass unser Inhouse-Vorgehen für unsere Kunden genau das passende Modell ist. Damit sind wir nicht so gut skalierbar und deswegen kaum auf dem Radar der großen Investoren, aber unseren Kunden bietet es einfach die besseren Resultate. Zudem haben wir unser Kernprodukt in den Jahren natürlich deutlich professionalisiert. Ansonsten hat sich zum Glück wenig daran geändert.
Neben dem manuellen Testing bieten wir heute zusätzlich noch weitere Produkte. Wir unterstützen mit unseren Test-Engineers bei der Umsetzung von Testautomatisierung und wir bieten auch Testing von UI/UX, Voice und Chatbots.

Wie funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Für gutes und effizientes Testing braucht man punktuell viele gut ausgebildete Tester und viele Geräte. Viele Tester, zum einen, um nicht betriebsblind zu werden, indem man auch die Tester durchwechselt. Zum Anderen braucht man viele Augenpaare, um auf den Punkt in kürzester Zeit Ergebnisse für die Entwickler zu erzielen. Die vielen Geräte braucht man, um der großen Geräte-Fragmentation auf dem Markt entgegenzuwirken. Samsung, Huawei, und viele mehr verhalten sich systemisch einfach immer wieder unterschiedlich. Um aber zu gewährleisten, dass die Apps und Webseiten auf den verschiedenen Geräte funktionieren, müssen diese angeschafft und auch gepflegt werden. Wir haben heute über 1000 Device-/OS-/Browser-Konfigurationen in unserem Pool und können damit 85% der westlichen Märkte abdecken. Das ist ein großer Mehrwert für unsere Kunden.

Wie genau hat sich Appmatics seit der Gründung entwickelt?
Die Weihnachtsfeiern und Sommerfeste sind groß geworden! Nun ja, man selbst sieht im eigenen Unternehmen immer die ganzen Schwachstellen und alles das was nicht strukturiert und professionell abläuft. Ich glaube jedoch inzwischen, dass es selbst bei großen Konzernen hinter der Fassade genauso aussieht. Somit ist es wichtig sich immer weiterzuentwickeln, alles was man macht stets zu hinterfragen und sich dem wandelnden Markt anzupassen. Das machen wir weiterhin und, versuchen zudem die eigentlichen Ziele und Werte nicht aus den Augen zu verlieren.

Nun aber einmal Butter bei die Fische: Wie groß ist Appmatics inzwischen?
Bei Appmatics arbeiten 14 Festangestellte und über 60 Werkstudenten. Wir haben monatlich knapp 100 Testruns und finden dabei über 1.300 Bugs. Wir sind vollständig bootstrapped, also auch nicht fremdbestimmt und kommen dieses Jahr bei irgendwas zwischen zwei und drei Millionen Umsatz raus.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Zum Glück fällt mir hier zumindest nichts Dramatisches ein. Wir hatten vielleicht ein paar personelle Fehleinschätzungen, aber sonst lief eigentlich immer alles gut. Das Einzige was ich immer etwas bereut habe, ist es bei einigen Entscheidungen nicht mutiger gewesen zu sein.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Bei unserer Work-Life-Balance. Wir haben selten bis in die Nacht im Office gesessen oder Wochenenden durchgearbeitet. Wir legen auch bis heute großen Wert auf unsere Freizeit und unsere Reisen. Ich persönlich finde das ist der richtige Weg, da wir am Ende arbeiten um zu leben. Und nur wenn man sonst happy und gesund ist, kann man gute Leistungen bringen.

Wo steht Appmatics in einem Jahr?
Ich hoffe wir haben in einem Jahr einige der guten Ideen und Projekte, die im Raum stehen, umgesetzt oder zumindest gezielt verworfen. Zudem steht bald der zweite größere Umzug von Appmatics an. Ich hoffe, dass wir da viele unserer Wünsche für eine noch bessere Arbeitsumgebung verwirklichen können. An dem Ort, an dem man so viel Zeit verbringt, will man sich auch wohlfühlen.

Kölle is e jeföhl – #Köln


In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit über 650 Start-ups, 25 Gründerzentren, attraktiven Investoren und zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt vom Digital Hub Cologne und der Stadt Köln.

Foto (oben): Appmatics

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.