#Interview

“Zugezogene fühlen sich bereits nach kurzer Zeit als Kölner”

"In Köln kann man gut Kontakte knüpfen, weil man mit Leuten schnell ins Gespräch kommt", sagt Felix Severing, Mitgründer von sourc-e. "Hier trifft die Startup-Szene auf die rheinische Mentalität. Die offene, herzliche Art der Kölner macht die Stadt auch für viele junge Talente attraktiv."
“Zugezogene fühlen sich bereits nach kurzer Zeit als Kölner”
Mittwoch, 22. Mai 2019VonTeam

Das junge Kölner Startup sourc-e, das von Lucas Scherer und Felix Severing gegründet wurde, bringt sich als “innovativer Partner für die Druckbranche” in Stellung. Im Interview mit deutsche-startups.de sprechen die beiden Gründer über den Startup-Startort Köln.

Reden wir über Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Scherer: Köln mag kleiner als Berlin sein, aber dafür punktet Köln mit seiner geografischen Lage. 18 Millionen Menschen wohnen in NRW, das sind dreimal so viele wie in der Metropolregion Berlin/Brandenburg. Viele Unternehmen und Konzerne sitzen zudem in NRW, das macht es für uns B2B-Startups einfacher, potentielle Kunden vor Ort zu besuchen. Durch die gute und immer besser werdende Bahninfrastruktur kommt man vom Kölner Hauptbahnhof schnell in andere deutsche Städte oder auch Nachbarländer wie die Niederlande, Belgien oder Frankreich. Darüber hinaus gibt es in Köln die Möglichkeit, gut mit jungen und potentiell fähigen Mitarbeitern in Kontakt zu treten. Allein in Köln ist jeder Zehnte Student – und auch in den umliegenden Städten wie Bonn, Düsseldorf oder Aachen gibt es einige Hochschulen und dementsprechend viele lernwillige junge Menschen.

Was genau macht den Reiz der Startup-Szene in Köln aus?
Severing: Hier trifft die Startup-Szene auf die rheinische Mentalität. Die offene, herzliche Art der Kölner macht die Stadt auch für viele junge Talente attraktiv. Obwohl Köln eine Millionenstadt ist, ist die Startup-Szene hier wie ein Dorf: Man kennt sich, man hilft sich. Die Startups sind auch nicht in der ganzen Stadt verteilt, sondern konzentrieren sich auf einen kleinen Umkreis. Wir sitzen seit März in Köln-Ehrenfeld, eines der angesagtesten Viertel. Gründer, die überlegen nach Köln zu ziehen, werden hier schnell Anschluss finden und nützliche Kontakte knüpfen. Mut zum Risiko und mögliche Negativ-Entwicklungen, der Fehler vorausgehen, sind akzeptiert, solange man aus ihnen lernt und sie nicht wiederholt. Diese Einstellung ist ja quasi schon im “kölschen Grundgesetz” verankert: “Et hätt noch immer jot jejange” – “Es ist noch immer gut ausgegangen” für Nicht-Kölner.

Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
Severing: In Köln kann man gut Kontakte knüpfen, weil man mit Leuten schnell ins Gespräch kommt. Nicht umsonst fühlen sich viele Zugezogene bereits nach kurzer Zeit als Kölner, das geht hier vielleicht etwas schneller als anderswo.

Was fehlt in Köln noch?
Scherer: In Köln mangelt es an bezahlbaren Büro- und Wohnflächen. Zentral gelegene und erschwingliche Büroräume, gerade für Startups, die in der Wachstumsphase sind, fehlen massiv in der Stadt. Der Wohnungsmangel betrifft aber auch Mitarbeiter, die nicht zu weit entfernt von ihrem Arbeitsplatz wohnen wollen und zugleich ein begrenztes Budget haben. Zudem könnte das öffentliche Verkehrsnetz innerhalb der Stadt noch besser sein. Manche Linien verkehren zur Rushhour recht unregelmäßig und abends nur noch eingeschränkt und teilweise muss man zwei- bis dreimal umsteigen, um von A nach B zu kommen.

Zum Schluss hast Du drei Wünsche frei: Was wünscht Du Dir für den Startup-Standort Köln?
Scherer: Erstens: Mehr Veranstaltungen, um B2B-Startups mit Unternehmen aus dem Umland zu verknüpfen. Zweitens: Zugang zu bezahlbaren und zentralen Wohn-und Büroflächen. Drittens: Ein schnelleres und besser verbundenes Bus-und Bahnnetz.

Kölle is e jeföhl – #Köln


In unserem Themenschwerpunkt Köln berichten wir gezielt über die Digitalaktivitäten in der Rheinmetropole. Mit über 650 Start-ups, 25 Gründerzentren, attraktiven Investoren und zahlreichen Veranstaltungen und Netzwerken bieten Köln und das Umland ein spannendes Ökosystem für Gründerinnen und Gründer. Diese Rubrik wird unterstützt vom Digital Hub Cologne und der Stadt Köln.

Foto (oben): sourc-e