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bettermarks: 22,4 Millionen VC-Gelder sind schon weg! E-Learning als schwieriger Markt

In den vergangenen Jahren flossen bereits rund 22,4 Millionen Euro in das Lernsystem bettermarks. Der Jahresverlust von bettermarks lag 2016 bei rund 1 Million Euro. Insgesamt verbrannte das Startup seit dem Start bereits imposante 23,9 Millionen Euro.
bettermarks: 22,4 Millionen VC-Gelder sind schon weg! E-Learning als schwieriger Markt
Donnerstag, 18. Oktober 2018VonAlexander Hüsing

Seit 2008 buhlt das Berliner Unternehmen bettermarks um Nutzer. Das Startup, das von Arndt Kwiatkowski, Christophe Spéroni und Marianne Voigt gegründet wurde, positioniert sich als interaktives Online-Lernsystem für Mathematik. “Mit Hilfe von zahlreichen verschiedenen Funktionen und Interaktionswerkzeugen können sie Schritt für Schritt ihre mathematischen Kompetenzen verbessern”, verspricht das E-Learning-Unternehmen. Ein Konzept in einem Markt, der schwierig ist und Zeit braucht. Was ein Blick auf die Zahlen verdeutlicht.

Lehrer können bettermarks kostenlos ausprobieren. Für die dauerhafte Nutzung benötigen diese für sich und ihre Schüler aber eine Schul- oder Klassenlizenz. Auch eine Privatlizenz ist möglich. Für diese müssen Eltern 9,95 Euro zahlen. Wie viele Nutzer bettermarks momentan nutzen, ist nicht bekannt. Ein winziger Hinweis in dieser Sache ist zumindest der Verweis auf die “Größenmerkmale einer kleinen Kapitalgesellschaft”, die bettermarks auch 10 Jahre nach dem Start noch immer ist.

In den vergangenen Jahren flossen bereits rund 22,4 Millionen Euro in das Lernsystem. Zu den größten Geldgebern des innovativen Unternehmens gehören die “Neue Züricher Zeitung”, Holtzbrinck Digital und Wessel, die Investitions- und Beteiligungsgesellschaft der Familie Rolf Christof Dienst (Gründungspartner von Wellington Partners). Der Jahresverlust von bettermarks lag 2016 bei rund 1 Million Euro. Insgesamt verbrannte das Startup seit dem Start bereits imposante 23,9 Millionen Euro – und ist somit deutlich überschuldet. Der nicht durch Eigenkapital gedeckter Fehlbetrag von bettermarks lag schon vor zwei Jahren bei rund 2,4 Millionen. Positiv dabei ist lediglich, dass das Unternehmen seine Verluste in den vergangenen Jahren deutlich verringern konnte.

Kein gutes Zeichen ist in diesem Zusammenhang aber die zuletzt geringere Zahl der Mitarbeiter. 2016 beschäftigte das Unternehmen 23 Mitarbeiter. Im Vorjahr waren es noch 25. Fakt ist: bettermarks brauchte Ende 2016 frische Kohle, um dauerhaft weiterbestehen zu können. 2017 sicherte sich das bettermarks-Team dann auch die Chance, “das Stammkapital mit Zustimmung des Beirats einmal oder mehrmals um insgesamt bis zu 2.125 EUR gegen Bar- oder Sacheinlagen auch unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altgesellschafter zu erhöhen”. 2018 fand diese Kapitalerhöhung dann auch statt. Hoffentlich reicht dieses Geld, um bettermarks in die schwarzen Zahlen zu führen. Denn im Grunde präsentiert sich das Startup derzeit als lebende Leiche.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2016
* Die Gesellschaft weist zum Abschlussstichtag die Größenmerkmale einer kleinen Kapitalgesellschaft gemäß § 267 Abs. 1 HGB auf.
* Die Bewertung wurde trotz der bestehenden bilanziellen Überschuldung weiterhin unter der Annahme der Fortführung der Unternehmenstätigkeit (§ 252 Abs. 1 Nr. 2 HGB) vorgenommen, da die Geschäftsführung unverändert von einer positiven Fortführungsprognose ausgeht.
* Im Jahresdurchschnitt 2016 wurden 23 Mitarbeiter (Vorjahr: 25) beschäftigt.

bettermarks im Zahlencheck

2016: 1 Million Euro (Jahresfehlbetrag)
2015: 1,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2014: 3,8 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 4,3 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 4,5 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2011: 4,2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2010: 4 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2009: 2 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.