Gastbeitrag

Wie Startups die Digitalisierung von HR vorantreiben

In den letzten Jahren gab es eine Reihe neuer HR-Startups. Dabei ist auffällig, dass sie sich mit zwei Problemen beschäftigen: Einerseits das Problem der schlechten Qualität von HR-Prozessen, andererseits die schlechte Integration dieser Prozesse in bestehenden ERP-Systemen.
Wie Startups die Digitalisierung von HR vorantreiben
Donnerstag, 19. April 2018VonTeam

Die Abteilung Human Resources steckt in einem permanenten Konflikt. Auf der einen Seite hat HR dafür zu sorgen, dass alle arbeitsrechtlich relevanten Anforderungen im Unternehmen eingehalten sowie global und national ausgerollte HR-Prozesse konform dazu umgesetzt werden. Auf der anderen Seite kann und sollte HR ein strategischer Partner innerhalb des Unternehmens sein, der Strategien unterstützt, vorantreibt und mitgestaltet.

Diese einander gelegentlich widersprechenden Anforderungen sorgen für ein konstantes Dilemma von HR Business Partnern: Häufig sind sie operativ überlastet und damit nicht nah genug am Kerngeschäft, um personelle Herausforderungen rechtzeitig zu erkennen und proaktiv Lösungswege aufzuzeigen. Und einfacher wird es nicht – zu diesem generellen Dilemma kommen in den letzten Jahren große Themen, wie Digitalisierung oder Agilität hinzu, an deren Umsetzung HR maßgeblich beteiligt ist.

Diese Ansprüche zu jonglieren, stellt beachtliche Anforderungen an die HR-Funktion. Vor allem das Projektmanagement innerhalb des HR-Bereichs nimmt zu. Und genau hier kommen HR-Startups ins Spiel. In den letzten Jahren gab es eine Reihe dieser Startups – einige von ihnen konnten erfolgreich Investoren für sich begeistern. Dabei ist auffällig, dass sie sich beinahe ausschließlich mit zwei Problemen beschäftigen: Einerseits das Problem der schlechten Qualität von HR-Prozessen (Verwendung von Excel, Papier etc.), andererseits die schlechte Integration und Darstellbarkeit dieser Prozesse in bestehenden ERP-Systemen. So gibt es beispielsweise mehrere junge Unternehmen, die sich erfolgreich dem Thema Recruiting angenommen haben. Das gute, alte formulargestützte Empfehlungssystem „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ wurde zu einem Software as a Service (SaaS) Job-Recommender-System mit Social-Media-Integration. Ein anderes Beispiel: Lebensläufe wurden bislang im Anhang einer E-Mail als Word- oder PDF-Datei versendet. Das Problem dabei ist, dass dies Momentaufnahmen sind, die nach wenigen Monaten keine Gültigkeit mehr haben. Ein Startup löst dieses Problem, indem es einen zentralen Lebenslauf anbietet, den der Bewerber laufend aktualisieren kann. Zusätzlich wird er laufend über den aktuellen Stand im Bewerbungsprozess informiert.

Dass das Recruiting – die erste Kernleistung von HR – zum Gegenstand mehrerer Unternehmensgründungen wurde, ist wenig überraschend. Die Effizienz und Effektivität von Recruiting-Maßnahmen ist für Unternehmen derzeit kritisch, denn der oft beschriebene „War for talents“ ist in vollem Gange. Und auftretende Prozessfehler oder inhaltlich falsche Personalauswahl nehmen mittelfristig einen direkten Einfluss auf den Erfolg des Unternehmens. In diesem Bereich bieten Startups bereits effektive Lösungen.

Doch was bringt die nahe Zukunft? Interessant wird, wie HR mit den neuen Angeboten umgehen wird, die für bereits eingestelltes Personal entstehen. Derzeit bewegt sich sehr viel im Education- und Learntech-Bereich – laufend entstehen neue Lösungen und spannende Unternehmen werden gegründet. Ein Thema erscheint aus heutiger Sicht allerdings noch unterrepräsentiert. Werden Geschäftsführer und Führungskräfte nach der größten Herausforderung im HR-Umfeld befragt, ist die Antwort in praktisch allen Studien: Leadership. Wie viele Startups werden in den kommenden Jahren passgenaue Lösungen zur „Verbesserung der Führungsqualität” adressieren und mit welchen Angeboten? Es bleibt spannend!

Über den Autor
Nikolaus Schmidt war vor der Gründung von KLAITON Senior Manager bei Deloitte Consulting. Dort baute er einen neuen Beratungsbereich auf und etablierte diesen erfolgreich am Markt. Daneben betreute er mehrere Großkunden als Client Account Manager. Zuvor konnte er als Senior Consultant bei IBM Business Consulting Services tiefe Erfahrung im Organisationsdesign, Change- und Prozessmanagement erlangen.

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Foto (oben): Shutterstock