15 Fragen an Philipp Hartje

So wurde dieser Kölner mit drei Kindern zum Gründer

"Aus meiner Zeit bei Foodora habe ich eine Vorgabe von Marc Samwer verinnerlicht: „No Laptop Management“. Das heißt: nicht am Laptop sitzen und irgendwelche Excel- oder Powerpoint Dateien bearbeiten", sagt Philipp Hartje, Gründer von shareDnC.
So wurde dieser Kölner mit drei Kindern zum Gründer
Freitag, 27. Oktober 2017VonAlexander Hüsing

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Philipp Hartje, Gründer von shareDnC. 2015 gründete Hartje gemeinsam mit Christian Mauer und Christoph Püttgen den Büroplatz-Vermittler shareDnC. Geldgeber aus der Immobilienbranche investierten kürzlich eine Millionensumme in das Kölner Start-ups.

Was bedeutet es Dir, Dein eigener Chef zu sein?
Ich habe in meinen ersten beruflichen Stationen sehr viel Zeit damit verbracht, Excel- oder Powerpoint-Dateien zu erstellen, um damit Entscheidungen von anderen vorzubereiten, die meistens ziemlich langwierig waren oder im schlechtesten Fall nie getroffen wurden. Daher schätze ich es besonders, Entscheidungen selber und zügig treffen und Prioritäten selber setzen zu können und meine Zeit damit zu verbringen, unser Business nach vorne zu bringen. Da ich aber nicht nur mein eigener Chef bin, sondern wir auch noch 14 Mitarbeiter haben, bedeutet es zugleich auch mehr Verantwortung.

Bei welcher Gelegenheit kam Dir die Idee zu Deinem Start-up?
Die Idee zu shareDnC hatten meine beiden Mitgründer. Christian hatte mit seiner SEO-Agentur ein neues Büro mit Wachstumspuffer angemietet und dafür in seinem Netzwerk Untermieter gesucht. Als einziger hat sich Mitgründer Nummer 2 Christoph gemeldet und ist in einen Raum eingezogen, die anderen blieben leer. Nachdem Christian die Agentur verkauft hat, haben er und Christoph jeweils ein neues kleines Büro ohne langfristige Verpflichtung für sich gesucht und festgestellt, dass es keine Anlaufstelle für so etwas gab, was Christoph bei Christian gemietet hatte. Das war sozusagen die Geburtsstunde von shareDnC, auch wenn es mit der Gründung dann noch ein bisschen gedauert hat. Ich selber kannte aus meiner Zeit als Geschäftsführer vom Berliner Startup Crowd Guru auch die leidige Suche nach Untermietern über Kleinanzeigenportale, auf die nie jemand Lust hatte und die selten zügig Ergebnisse lieferte. Daher war ich von der Idee, Unternehmen mit ungenutzten Büroflächen mit kleinen Unternehmen, Selbstständigen und Startups zusammenzubringen sofort begeistert.

Woher stammte das Kapital für Dein Unternehmen?
Den MVP und den ersten Marktest in unserer Heimatstadt Köln haben wir selber finanziert. Den Roll-out in Deutschland haben wir mit einer Gruppe von Business Angels aus Köln gemacht und gerade haben wir unsere Seed-Runde mit erfolgreichen Unternehmern aus der Immobilienbranche geschlossen. Allerdings: es sind nicht nur finanzielle Mittel wichtig, sondern auch das Know-How der Investoren. Das macht einen echten Unterschied.

Was waren bei der Gründung Deines Start-ups die größten Stolpersteine?
Richtige Stolpersteine fallen mir nicht ein. Ein paar juristische Dinge haben uns zu Beginn etwas Zeit gekostet. Da Christian bereits einen Exit mit seiner Agentur hatte, konnten wir uns in der Anfangsphase voll aufs Business konzentrieren, konnten auch mal etwas ausprobieren und mussten nicht zu früh viel Zeit in die Kapitalsuche stecken.

Was würdest Du rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir hatten zu Beginn eigentlich keine Ahnung von der Immobilienbranche. Das ist eine Branche, die nach sehr eigenen Regeln funktioniert. Circa 1 Jahr nach unserer Gründung ist ein erfolgreicher Unternehmer aus der Immobilienbranche zu unserem Gesellschafterkreis dazu gestoßen und hat uns mit seinem Know-how und Netzwerk extrem weitergeholfen. Rückwirkend hätte es uns sicher geholfen, wenn wir schon früher entsprechendes Know-how mit an Bord gehabt hätten. Bei den erfolgreichen Startups im Immobilienbereich zeigt sich immer wieder: Digitales Know-how und klassische Branchenexpertise gehen da Hand in Hand.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Euch besonders wichtig?
Als Marktplatz war es für uns natürlich besonders wichtig, dass sich nach der Gewinnung der ersten Anbieter auch auf der Nachfrage schnell etwas tut. Dafür ist SEA zu Beginn natürlich optimal geeignet. Inzwischen sind wir auch SEO-technisch ganz gut aufgestellt und immer mehr Bürosuchende und Anbieter kommen über Weiterempfehlung zu uns.

Welche Person hat Dich bei der Gründung besonders unterstützt?
Mein Mitgründer und Mitgeschäftsführer Christian, der mir von der Idee zu shareDnC – den Namen habe ich dann beigesteuert – berichtet und unsere Anfangsphase finanziert hat, so dass ich trotz eher untypischer Lebenssituation mit Familie mit drei kleinen Kindern zum Gründer werden konnte.

Welchen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Wichtigster Tipp zuerst: Falls ihr ein Büro sucht oder noch Platz in eurem Büro habt: shareDnC.com. Spaß beiseite. Aus meiner Zeit bei Foodora habe ich eine Vorgabe von Marc Samwer verinnerlicht: „No Laptop Management“. Das heißt: nicht am Laptop sitzen und irgendwelche Excel- oder Powerpoint Dateien bearbeiten, sondern raus an die Front und mit Kunden sprechen und das Feedback verarbeiten. Bei unserem Test in Köln habe ich in den ersten zwei Monaten mit fast 1.000 Unternehmen telefoniert. War kein Spaß, aber ich habe dabei unglaublich viel gelernt.

Du triffst die Bundeswirtschaftsministerin – was würdest Du Dir für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Ist zwar nicht unbedingt ihr Thema, aber sie könnte sich sicherlich dafür stark machen: Informatik als Pflichtfach in der Schule ab der 5. Klasse. Wir brauchen mehr IT`ler und da sollte man nicht erst im Studium anfangen.

Was würdest Du beruflich machen, wenn Du kein Start-up gegründet hätten?
Bevor ich shareDnC gegründet habe war ich in führenden Positionen bei Startups in Berlin tätig. Wahrscheinlich würde ich bei einem Startup arbeiten, dass in seiner Entwicklung bereits ein paar Schritte weiter ist als shareDnC heute oder bei einer Beratung, die Unternehmen bei der Digitalisierung berät.

Bei welchem deutschen Start-up würdest Du gerne mal Mäuschenspielen?
Trivago. Das ist für mich eine der Erfolgsstories aus Deutschland und ein großes Vorbild wie man ein erfolgreiches Unternehmen mit einer besonderen Kultur aufbaut.

Du darfst eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reist Du?
Als Kind wollte ich immer in den Wilden Westen. Inzwischen würden mir die 80er reichen. Zwar habe ich die als Kind erlebt, aber meiner Erinnerungen sind doch eher sehr beschränkt. Zwei Dinge würden mich vor allem interessieren:
Wie hat das Arbeiten ohne Computer und Internet funktioniert? Wie war das Leben im geteilten Berlin? Diese Frage beschäftigt mich besonders seit meiner Zeit in Berlin, da es mir heutzutage unvorstellbar vorkommt.

Du hat eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machst Du mit dem ganzen Geld?
Da ich eine Familie mit drei kleinen Kindern habe und wir vor einiger Zeit ein Haus gekauft haben, ist das mit der „persönlichen Verfügung“ so eine Sache und ich müsste erstmal mit meiner Frau Rücksprache halten. Das Ergebnis sähe wahrscheinlich so aus: Ein Drittel fürs Haus, ein Drittel in shareDnC und ein Drittel zurücklegen.

Wie verbringst Du einen schönen Sonntag?
Erstmal ausschlafen und ausgiebig auf der Terrasse frühstücken. Danach bei Sonnenschein ein bis zwei Stündchen Gartenarbeit, mit den Kleinen spielen und ein bisschen im Schatten chillen und abends dann lecker mit Freunden Grillen. Das mit dem tagsüber chillen hat so aber noch nie geklappt.

Mit wem würdest Du gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Brian Chesky, einen der Gründer von Airbnb. Von ihm könnten wir sicher eine Menge interessanten Input für shareDnC bekommen.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.