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Fretello – 80.000 Musiker lernen hier schon Gitarre

"Fretello berechnet nicht nur optimal angepasste Trainingspläne, die App hört dem Spieler beim Üben zu und versteht was er spielt. Fretello kann Trainingspläne an den Fortschritt der Musiker anpassen und wie ein Musiklehrer Feedback geben", sagt Mitgründer Florian Lettner.
Fretello – 80.000 Musiker lernen hier schon Gitarre
Mittwoch, 4. Oktober 2017VonAlexander Hüsing

Schon vor einem Jahr hievten Florian Lettner und Wolfgang Damm die Musikschule Fretello ins Netz. Über 80.000 Gitarristen weltweit nutzen die App des Start-ups bereits zum Gitarrelernen. Um ihren Idee umzusetzen haben die Linzer das Unternehmen bereits 2014 gegründet, aber zunächst für ein US-Unternehmen die Software für eine 360°-Action-Kamera entwickelt. “Die erwirtschafteten Umsatzerlöse haben wir eingesetzt, um mit Fretello einen eigenen Brand zu entwickeln, der Musiker beim Erlernen von Instrumenten nachhaltig unterstützt”, blickt Mitgründer Lettner (Foto: rechts) zurück.

Fretello ist bisher zu 100 % “umsatzfinanziert”. “Für die Erforschung und prototypische Entwicklung unserer Technologie im Bereich der Audioanalyse und künstlichen Intelligenz werden wir von der Österreichischen Forschungsfördergesellschaft finanziell unterstützt”, sagt der passionierte Entwickler. Fretello finanziert sich über Abos. “Musiker bezahlen für Zugang zu unserem digitalen Musiklehrer und erhalten aktuell personalisierte Trainingspläne auf einer wöchentlichen Basis”, erzählt der Fretello-Macher.

Als Konkurrenten von Fretello lassen sich Lernspiele wie Yousician oder Rocksmith, Videoplattformen wie Youtube sowie Apps wie Joytunes oder Coach Guitar bezeichnen. “Videoplattformen wie Youtube sind überfüllt mit meist zusammenhangslosen Videolektionen. Ein einheitlicher Qualitätsstandard ist nicht garantiert. Größter Nachteil von Youtube und Co.: Ein Video kann dem Musiker kein Feedback geben”, sagt Fretello zu den vielen Angeboten im Netz. Im Mini-Interview mit deutsche-startups.de erklärt Fretello-Mitgründer das Konzept hinter der Musikschule ganz genau.

Welches Problem wollt Ihr mit Fretello lösen?
Nicht jeder hat die Möglichkeit an einer Musikschule ein Instrument zu erlernen. 70 % aller Gitarristen weltweit versuchen daher sich das Gitarrespielen selbst beizubringen. Dabei fehlt es ihnen an zwei Dingen: Einem maßgeschneiderten Trainingsplan sowie der Möglichkeit Feedback zu bekommen. Ich selbst spiele seit 15 Jahren Gitarre und kenne dieses Problem gut. Weil ich ohne die richtigen Übungen und Feedback kaum Fortschritt gemacht habe, habe ich – wie 90 % aller Gitarristen innerhalb des ersten Jahres – beinahe aufgegeben. Fretello berechnet nicht nur optimal angepasste Trainingspläne, die App hört dem Spieler beim Üben zu und versteht was er spielt. Fretello kann Trainingspläne an den Fortschritt der Musiker anpassen und wie ein Musiklehrer Feedback zur Übungsausführung geben.

Jede Woche entstehen dutzende neue Start-ups, warum wird ausgerechnet Fretello ein Erfolg?
Durch die Kombination von Konzepten aus der Sport- und Musikwissenschaft konzentriert sich Fretello anders als Lernspiele gezielt auf den Aufbau des Muskelgedächtnisses. Wertvolle Tipps und häufige Wiederholungen in kurzen Übungseinheiten helfen dem Musiker durch gezieltes Training der Feinmotorik – ähnlich wie einem Profisportler -, sicherer, genauer und schneller spielen zu können. Das Gelernte kann mit Hilfe von über 7000 Jamtracks in der Praxis ausprobiert werden. Neben diesem absolut neuartigen und über ein Jahrzehnt entwickeltem Lernkonzept ist Fretello aufgrund seiner Möglichkeit den Benutzern zuzuhören und das Gespielte zu analysieren einzigartig. Eine künstliche Intelligenz kann aufgrund akustischer Informationen erkennen, ob der Benutzer beim Spielen bestimmte Fehler macht und die Ursache dafür erkennen. Um nur ein Beispiel zu nennen kann die KI feststellen, ob der Spieler aufgrund von zu hohem Übungstempo verkrampft und passt in weiterer Folge das Tempo an den Skill des Benutzers an. Aufgrund von tausenden Hörproben von realen Nutzern lernt die KI kontinuierlich weiter. Aktuell ist diese Technologie nur für Gitarren verfügbar, sie kann aber relativ einfach in Zukunft auch für andere Instrumente eingesetzt werden, wodurch wir einen wesentlich größeren Markt erschließen können, als Mitbewerber.

Wo steht Fretello in einem Jahr?
Fretello sucht aktuell nach einem strategischen Partner im Bereich der Musikindustrie. Gemeinsam sollen Deals mit Labels wie Sony, Universal und Warner geschlossen werden, um das musikalische Angebot in der App um die Lieblingsriffs, -soli und -melodien unserer Benutzer zu erweitern. In einem Jahr soll Fretello alle Aspekte der Musik abdecken, von Melodien über Akkorde bis hin zu theoretischem Verständnis sollen Musiker in der Lage sein, sich selbst und komplett ohne fremde Hilfe auszubilden. Mithilfe von internationalen Künstlern, mit einigen verhandeln wir bereits, soll zudem die Größe der Plattform auf 500.000 aktive Musiker ausgeweitet werden. Die Künstler unterstützen uns bei der Ausweitung des musikalischen Angebots, indem sie ihre persönlichen Trainingspläne Fans über unsere App zur Verfügung stellen.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.