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Contorion: In 3 Jahren zum gefeierten Millionen-Exit

In gerade einmal drei Jahren stieg das Berliner Start-up Contorion zum gefeierten Vorzeige-Projekt auf. Maßgeblich vorangetrieben wurde das verlustreiche Unternehmen von Project A Ventures. Der Berliner Investor hielt zuletzt noch 23 % am Unternehmen.
Contorion: In 3 Jahren zum gefeierten Millionen-Exit
Mittwoch, 28. Juni 2017VonAlexander Hüsing

In gerade einmal drei Jahren, der offizielle Startschuss war im Juni 2014, peitschten Richard Schwenke und Frederick Roehder, die zuvor als Berater bei McKinsey zusammen gearbeitet haben, sowie Tobias Tschötsch, der 2010 CityDeal in Großbritannien aufgebaut hat, den Werkzeugshop Contorion zum 130 Millionen-Exit.

Maßgeblich vorangetrieben wurde das junge Unternehmen auf finanzieller Ebene von Project A Ventures. Später investierten die Verlegerfamilie Jahr, Bauer Venture Partners, kloeckner.v, Endeit Capital und der Beteiligungsableger von Kärcher in das Start-up. Zuletzt floss Ende des vergangenen Jahres noch ein zweistelliger Millionenbetrag in Contorion. Insgesamt dürften mindestens 20 Millionen in den umtriebigen Schrauben-Shop geflossen sein. Project A Ventures hielt zuletzt noch 23 % am Unternehmen. Die drei Gründer waren noch mit rund 14 % an Bord.

Zahlen von Contorion, das zuletzt 130 Mitarbeiter beschäftigte, gibt es kaum. Laut Manager Magazin erwirtschaftete das Start-up im ersten Halbjahr einen Umsatz von 20 Millionen Euro. “Das Digitalunternehmen ist bislang nicht profitabel. Die Verluste sollen im letzten Jahr bei rund 8 Millionen Euro gelegen haben”, heißt es im Bericht weiter. Im Jahr zuvor, also 2015, lag der Jahresfehlbetrag laut Jahresabschluss bei 7,1 Millionen Euro, 2014 bei 2,1 Millionen. Insgesamt verbrannte der gefeierte B2B-Star in drei Jahren somit über 17 Millionen Euro. Für ein schnell wachsendes E-Commerce-Unternehmen aber im Grunde keine riesige Summe.

Spannend ist der Contorion-Exit aber auch aus einem anderen Grund. Den Käufer, den Münchner Werkzeugspezialist Hoffmann (Gegründet 1919, 2.900 Mitarbeiter, 1,1 Milliarden Euro Umsatz), kann man als klassisches deutsches Mittelstandsunternehmen bezeichnen. Und der deutsche Mittelstand war bisher kaum als Käufer von aufstrebenden und teuren Start-ups bekannt. Die Digitalisierung hat den Mittelstand aber voll im Griff. Deswegen verkündet Hoffmann den Zukauf auch als Stärkung der “Digitalisierungskompetenz”.

“Wir heißen die Mitarbeiter von Contorion mit ihrer positiven, dynamischen Start-up-Kultur in der Hoffmann-Familie herzlich willkommen”, sagt Christoph Steiger, Vorstand Digital Business und Chief Digital Officer bei Hoffmann SE. “Das junge Team wird den Kern eines Innovations-Hubs bilden, mit dem wir kontinuierlich neue digitale Angebote für unsere Kunden entwickeln werden”, führt er weiter aus. Somit ist der Kauf von Contorion ein phantastisches Signal für die Szene. Mit dem Mittelstand öffnet sich ein neuer Exit-Kanal. Und der Mittelstand kann mit Übernahmen von Start-ups Mitarbeiter in seine Unternehmen holen, die sie sonst niemand für sich gewinnen könnten. Zu guter Letzt zeigt der Exit auch, dass das Start-up-Feuer derzeit im B2B-Segment so richtig brennt.

Hausbesuch bei Contorion

ds-Haus- und Hoffotograf Andreas Lukoschek durfte sich im vergangenen Jahr bei Contorion einmal ganz genau umsehen. Einige Eindrücke gibt es in unserem Hausbesuch bei Contorion.

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Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.