15 Fragen an Philippe Nissl

“Als Quereinsteiger muss man sich gut auskennen”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Philippe Nissl von frooggies.
“Als Quereinsteiger muss man sich gut auskennen”
Freitag, 26. Mai 2017VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Es war immer schon mein Ziel mit meiner Frau Sarah und ihrem Bruder Patrick ein gemeinsames Start-Up zu gründen. Wichtig ist uns dabei, dass jeder seine Freiheiten hat. Mir gefällt insbesondere, dass man als sein eigener Chef die Möglichkeit hat Dinge voranzutreiben und zu beeinflussen.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
In unseren gemeinsamen Ferien in Brasilien gab es bei uns jeden Tag Smoothies. Das wollten wir dann Zuhause natürlich nachmachen. Im Berufsalltag fehlt oft die Zeit und man findet viel zu oft verschimmelte Früchte in der Früchteschale zu Hause. Wir dachten uns, dass es da doch eine andere Möglichkeit geben muss. Also machten wir uns auf die Suche, wie wir Früchte haltbar machen und in einer praktischen Form in die Haushalte bringen können. Das Ganze natürlich ohne Zusatzstoffe, Farbstoffe oder zusätzlichem Zucker. frooggies war geboren!

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben frooggies selbst finanziert. Zusätzlich haben wir eine kleine Crowdfunding Kampagne gemacht. Bei der Gründershow „Die Höhle der Löwen“ auf VOX konnten wir Jochen Schweizer von einem Investment überzeugen. Seitdem hält er 10% an frooggies. Dafür haben wir 40.000 Euro bekommen. Wir setzen auf ein gesundes Wachstum, deshalb funktioniert das so bisher recht gut.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Wir sind anfangs sozusagen vor einem weissen Blatt Papier gesessen. Wir haben uns auf die Suche nach den richtigen Partnern gemacht und haben aufgrund des geringen Kapitals nur ganz kleine Brötchen gebacken. Um etwas an Bekanntheit zu erlangen haben wir eine Crowdfunding Kampagne gestartet und haben an Businessplan Wettbewerben teilgenommen. Als Quereinsteiger ist es sehr wichtig, dass man sich mit seinem neuen Themengebiet richtig gut auskennt.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Wir sind happy mit unseren ersten zwei Jahren. Wir haben anfangs steuerrechtliche Themen etwas weniger Beachtung geschenkt. Das würden wir rückblickend anders machen. Ansonsten würde ich wohl alles wieder genauso machen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Ich denke es ist sehr wichtig auf so vielen Kanälen wie möglich zu versuchen bekannt zu werden. Wir haben das mit einer Crowdfunding Kampagne, Social Media, Businessplan Wettbewerben etc. versucht. So sind wir auch immer wieder in klassische Printmedien gekommen. Für uns die erfolgreichste Marketingboosts waren die TV-Sendungen „Die Höhle der Löwen“ auf VOX und „Galileo“ auf ProSieben.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Wir haben unsere ersten 10.000 Packungen von Hand abgefüllt. Hier hat uns unsere Familie bei unzähligen Nachtschichten super unterstürzt. Auch sonst sind unsere Freunde und Familien immer 100% hinter uns gestanden.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Durchhalten, nicht von seinem Weg abkommen und mit vollem Einsatz sein Startup vorantreiben. Wichtig war uns auch, dass wir die Liquidität jederzeit im Griff haben. Ausserdem ist es uns wichtig, dass uns unsere Aktionäre als Mentoren unterstützen.

Sie treffen die Bundeswirtschaftsministerin – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihr wünschen?
Wir treffen uns regelmässig mit Liechtensteins Regierungschef Adrian Hasler um uns mit ihm auszutauschen. Ich denke jedes Land sollte attraktive Rahmenbedingungen für Unternehmer schaffen. Hier ist in den letzten Jahren sehr viel in die richtige Richtung passiert.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Meine berufliche Laufbahn begann mit einer Banklehre, nach meinem Wirtschaftsstudium habe ich im Medienbereich gearbeitet. Ich denke ich wäre irgendwo im Marketingbereich.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Hier gibt es viele Interessante Start-ups. Gerne würde ich bei verschiedenen Lebensmittel Start-ups mal schauen, wie sie diverse Problemstellungen lösen.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich bin ganz glücklich, dass ich in der Zeit lebe, in der ich jetzt lebe. Die Möglichkeiten sind einfach enorm gross.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde mit meiner Frau Sarah eine schöne Reise machen und den Rest für die Altersvorsorge zur Seite legen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Im Winter beim Snowboarden in den Bergen und im Sommer am Bodensee. Und wenn das Wetter richtig schlecht ist, zu Hause auf dem Sofa.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Mit Rich Roll. Dies ist ein Ultra-Triathlet aus Amerika, der eine beeindruckende Geschichte hat und bestimmt spannende Stories zu erzählen hat. Da er wohl weder Bier noch Kaffee trinkt würde ich dann gerne mit ihm einen leckeren frooggies Smoothie trinken.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Philippe Nissl hat mit seiner Frau Sarah Nissl und ihrem Bruder Patrick Elkuch frooggies AG gegründet. Seine berufliche Karriere startete Philippe Nissl bei mit einer Banklehre. Nach seinem Betriebswirtschaftsstudium war er bei verschiedenen Medienunternehmen tätig.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.