15 Fragen an Markus Unkhoff

“Begriffe wie ‘Chef’ und ‘Angestellte’ haben ausgedient”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Markus Unkhoff von Schadenengel.
“Begriffe wie ‘Chef’ und ‘Angestellte’ haben ausgedient”
Freitag, 10. Februar 2017VonChristina Cassala

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Ich liebe es, etwas Eigenes zu kreieren und dann zu realisieren. Wobei die Begriffe „Chef“ und „Angestellte“, gerade in einem Start-up, in meinen Augen ausgedient haben. Nur mit einem funktionierenden Team, was komplett hinter dem Produkt steht, sind große Dinge realisierbar. Und zu sehen, wie jeder Einzelne des Unternehmens Vollgas gibt, ist einfach nur klasse.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Kurioserweise war ich Mitte 2013 selber von einem Rohrbruch betroffen. Als sonntags morgens das Erdgeschoss unter Wasser stand und ich keine schnelle und adäquate Hilfe ordern konnte, weder Versicherung noch Vermieter waren in der Lage dazu, saß der Frust tief. Nach einem Gespräch mit Freund und Geschäftspartner Andreas war schnell klar, dass wir hier mit Schadenengel Abhilfe schaffen müssen.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir haben einen Mikromezzaninfonds in Anspruch genommen. Der Rest wurde mit Eigenkapital und per bootstrapping finanziert.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Da wir die Gebäudeschäden mit der Versicherung auf Rechnung abwickeln, haben uns die Zahlungsziele oft Kopfzerbrechen gemacht. Liquidität ist das A und O und darf nicht vernachlässigt werden. Gerade wenn man in der Wachstumsphase ist und ohne Kapitalgeber fungiert.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Ich glaube nicht viel. Wir sind in einem sehr schwierigen, aber interessanten Markt tätig. Wir werden immer mal wieder verschiedene Stellschrauben ändern müssen und uns den Kunden, unseren Partnern und der Versicherung anpassen. Diese Entwicklung wird bestimmt noch eine ganze Weile so weiter gehen.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Da statistisch gesehen jede Wohnung alle 10 Jahre ein Wasserschaden hat, sind wir auf Neukunden angewiesen. Daher nutzen wir die gängigen Pull-Medien im Online Bereich, wie SEO und SEA. Aber auch Social-Media und PR stehen auf der Agenda.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Zuerst natürlich mal mein Mitgründer Andreas Schmid, der unermüdlich für unser Startup lebt. Aber auch unsere Familien müssen schon Einiges durchmachen, wenn wir mal wieder nachts und am Wochenende im Büro sitzen. Großen Dank auch an die Mutter von Andreas, die sich zu Beginn um die Finanzen gekümmert hat und uns damit den Rücken freigehalten hat.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Versucht immer verschieden Kern-Kompetenzen in das Gründerteam zu bekommen.

Sie treffen die Bundeswirtschaftsministerin – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Ich finde, bei Fördermöglichkeiten in finanzieller Form hat sich viel getan. Das ist schon mal gut. Auch gibt es sehr viele Gruppen, wie family offices oder Angels, die nach Anlagemöglichkeiten suchen. Sobald aber die ersten größeren Umsätze verbucht werden, schlägt die deutsche Bürokratie zu. Hier würde ich mir gerade für Startups eine gewisse Schonfrist wünschen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Ehrlich gesagt kann ich mir das Leben als klassischer Angestellter gar nicht mehr vorstellen. Ich glaube irgendwas Selbstständiges würde ich immer machen.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Check24

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Eigentlich bin ich im Hier und Jetzt sehr zufrieden. Evtl. würde ich Schadenengel vier bis fünf Jahre eher gründen, aber das wäre auch das Maximum meiner Zeitreise.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Ich würde ein Teil ins Unternehmen stecken und ein Teil in die Altersvorsorge.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Den würde ich natürlich mit meiner Frau verbringen. Ausschlafen, Frühstücken, Spaziergang mit unserem Hund und abends gemütlich im Garten bei einem Gläschen Whisky. Vor allem ohne zu Telefonieren. Aber ich glaube, darauf müssen wir noch ein bisschen warten.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Dirk Müller.

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Im Januar 2014 gründete Markus Unkhoff zusammen mit Andreas Schmid Schadenengel. Seit dem ist Markus Unkhoff als Geschäftsführer und CMO von Schadenengel tätig. Als studierter Online Marketing Manager war Markus Unkhoff vorher mit einer Koblenzer Agentur für Suchmaschinenoptimierung selbstständig.

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.