"Es ist der richtige Zeitpunkt"

Börse öffnet sich – und vermeidet das Wörtchen ‘Startups’

"Es ist der richtige Zeitpunkt für dieses neue Segment. Das Interesse im Markt ist sehr groß. Wir bauen mit diesem Schritt auch auf unserer Erfahrung aus dem Deutsche Börse Venture Network auf, das wir vergangenes Jahr gegründet haben", sagt Hauke Stars von der Deutschen Börse.
Börse öffnet sich – und vermeidet das Wörtchen ‘Startups’
Montag, 21. November 2016VonAlexander Hüsing

Ein Börsensegment speziell für Start-ups ist seit längerer Zeit immer wieder einmal ein Thema – in der Gründerszene, in der Politik und in der Kapitalwelt. Bislang aber wollte die Deutsche Börse keinen Neuen Markt 2.0. Stattdessen setzten die DAX-Hüter lieber auf ihr Venture Network. Nun aber ist es endlich soweit!

Unter der Überschrift “Neues SME-Segment soll Unternehmen Zugang zu Wachstumskapital erleichtern” kündigt die Deutsche Börse endlich ein neues Börsensegment an. Anfang März des kommenden Jahres soll das Segment an den Start gehen. Zielgruppe sind kleine und mittlere Unternehmen. “Mit unserem neuen Segment bringen wir diese Unternehmen mit Investoren zusammen und ermöglichen so die Finanzierung von Wachstum”, sagt Carsten Kengeter, Vorstandsvorsitzender der Deutsche Börse. “Als Segment im Freiverkehr, also im börsenregulierten Markt, wird das Segment den Entry Standard für Aktien und Unternehmensanleihen ersetzen. Der General Standard und der Prime Standard bleiben als Segmente im Regulierten Markt bestehen”, teilt die Börse weiter mit.

“Es ist der richtige Zeitpunkt für dieses neue Segment. Das Interesse im Markt ist sehr groß. Wir bauen mit diesem Schritt auch auf unserer Erfahrung aus dem Deutsche Börse Venture Network auf, das wir vergangenes Jahr gegründet haben. Unser Segment passt außerdem zum Bestreben auf europäischer Ebene, SMEs über die Kapitalmarktunion zu fördern”, sagt Hauke Stars, Vorstand Cash Market, Pre-IPO & Growth Financing bei der Deutschen Börse. Interessant dabei: Das Wörtchen Start-up vermeidet die Deutsche Börse bei der Ankündigung des neues Börsensegments, das bisher noch keinen Namen hat, komplett. Es ist stattdessen von “kleineren und mittleren Unternehmen”, “Unternehmen, die sich bei Investoren bereits bewährt haben” und “Unternehmen in allen Wachstumsphasen” die Rede.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel begrüßt die Ankündigung der Deutschen Börse. “Die Einführung eines Börsensegments für KMU und insbesondere junge Wachstumsunternehmen ist eine gute und wichtige Entscheidung. Ich bin zuversichtlich, dass das neue Segment entscheidend dazu beitragen kann, dass wir wieder mehr Börsengänge von jungen innovativen Wachstumsunternehmen in Deutschland sehen. Der Börse kommt bei der Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen in Deutschland eine wichtige Rolle zu. Gerade für junge Wachstumsunternehmen ist die Kapitalaufnahme an der Börse oft die zentrale Chance, weiteres Wachstum finanzieren zu können.” Gabriel hatte sich in den vergangenen Jahren immer wieder für das Thema stark gemacht.

Auch Christoph Gerlinger von der German Startups Group begrüßt das Vorhaben: “Für Startups wie auch Venture-Capital-Investoren sind Börsengänge ein wichtiger Exit-Kanal, auch wenn in Deutschland weit weniger als in den USA oder England davon Gebrauch gemacht wird. Einer der möglichen Gründe dafür, nämlich ein fehlendes passendes Börsensegment für jüngere, kleinere Unternehmen, wird nun hoffentlich beseitigt. Wir glauben, dass das neue Segment für Tech-Startups attraktiver sein wird, als es der Entry Standard heute ist.”

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.