Jochen Engert von Flixbus über München

“Die Gründerszene ist überschaubar, fast familiär”

"Hier fällt das Netzwerken deutlich leichter", sagt Flixbus-Mitgründer Jochen Engert über München. "Zum Beispiel pflegen wir nach wie vor persönliche Kontakte aus dem Entrepreneurship Center der LMU. Über Kontakte haben wir uns auch ein Team aufgebaut, das unsere Idee mitträgt".
“Die Gründerszene ist überschaubar, fast familiär”
Mittwoch, 30. September 2015VonAlexander Hüsing

Die bayerische Hauptstadt ist immer eine Reise wert – auch für alle, die sich für Start-ups interessieren – hier entlang zu unserem Themenschwerpunkt München. In München gibt es nicht nur eine lebendige Gründerszene, die sich gerne untereinander austauscht, sondern auch viele bekannte und große Start-ups – siehe auch unseren Start-up-Lotsen für München. “München ist das Eldorado für Start-ups“, schrieb Garan Goodman, Managing Director Wayra Deutschland, kürzlich sogar. Wir reden heute mit Jochen Engert, Mitgründer von Flixbus.

Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für München als Start-up-Standort?
Für München spricht die hohe Dichte an etablierten Unternehmen und zielorientierten, sehr gut ausgebildeten Mitarbeitern, die Lebensqualität der Stadt und definitiv die Nähe zu den Bergen. Dazu kommt eine sehr aktive Investorenszene, besonders für Later-Stage-Finanzierungen nach der Seed oder Series A.

Was macht den besonderen Reiz der Startup-Szene in München aus?
Die Herausforderung und letztendlich auch der Reiz bei der Gründung in München ist es, Werte und Ansichten der traditionellen Wirtschaft mit innovativen Geschäftsideen zu verbinden. Trotz oder gerade wegen der hiesigen Bodenständigkeit entwickeln sich so unkonventionelle Betrachtungsweisen auf bestehende Märkte. Traditionsbranchen treffen dann auf neue, ehrgeizige Konzepte und High-Tech. In unserem Beispiel mussten wir erst sicherheitsorientierte, familiengeführte Busbetriebe von unserem expansiven Ansatz und dem Thema Technologie und E-Commerce überzeugen. So entstand dann quasi ein Mobilitätsunternehmen 2.0.

Was ist in München einfacher als in Berlin – und umgekehrt?
Die Münchner Gründerszene ist überschaubar, aber dafür fast familiär. Hier fällt das Netzwerken deutlich leichter. Zum Beispiel pflegen wir nach wie vor persönliche Kontakte aus dem Entrepreneurship Center der LMU. Über viele persönliche Kontakte haben wir uns auch ein loyales und extrem begeisterungsfähiges Team aufgebaut, das unsere Idee mitträgt. Berlin ist sehr viel mehr internationale Metropole, an unserem Berliner Standort finden wir z.B. deutlich schneller internationale Unterstützung in vielen Sprachen. Das Recruiting von passenden Kollegen im IT-Bereich ist übrigens an beiden Standorten gleich schwer.

Passend zum Thema: “Start-ups und bayerische Lebensart – In München ‘entstehen unter Druck Diamanten’” und Start-up-Lotse für München

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.