Franziska von Hardenberg im Interview

“Ich bereue nicht, dass ich allein gegründet habe”

"Man sollte auf keinen Fall den Arbeitsaufwand unterschätzen. Wenn ich mit Bekannten spreche, höre ich oft den Satz: 'Ich glaube, ich mach mich auch selbstständig, dann habe ich viel mehr Freiheiten' – das ist leider Quatsch, man ist nie frei", sagt Sologründerin Franziska von Hardenberg.
“Ich bereue nicht, dass ich allein gegründet habe”
Freitag, 11. September 2015VonAlexander Hüsing

In unserem Themenschwerpunkt Sologründer beschäftigen wir uns ausführlich mit Einzelgründern, also Gründern die als Einzelperson ein Start-up hochziehen – siehe dazu auch “Einzelgründer sind keine schlechten Teamplayer” und “Einzelgründer müssen nicht immer kleine Brötchen backen“. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Franziska von Hardenberg, Gründerin des Blumenversandes Bloomy Days, über ihr Leben als Sologründerin.

Was ist die größte Herausforderung, der sich Sologründer stellen müssen?
Ich glaube die größte Herausforderung ist es, den Mut zu fassen und tatsächlich den Schritt der Gründung zu wagen. Das fällt eventuell leichter, wenn man nicht allein ist. Auf der anderen Seite trifft man eine Entscheidung mit dieser Tragweite vielleicht auch schneller allein, weil sich bei mehreren Personen auch Zweifel und Bedenken addieren.

Blicken wir einmal auf die positive Seite: Was ist der größte Vorteil, den Sologründer haben?
Der größte Vorteil ist wahrscheinlich die komplette Entscheidungsfreiheit. Man muss sich mit niemandem abstimmen, kann alles frei selbst entscheiden. Ich brauche diese Freiheit und habe es deshalb auch nie bereut.

Jetzt ein Blick auf die negative Seite: Was ist der größte Nachteil, den Sologründer haben?
Man sollte auf keinen Fall den Arbeitsaufwand unterschätzen. Wenn ich mit Bekannten spreche, höre ich oft den Satz: „Ich glaube, ich mach mich auch selbstständig, dann habe ich viel mehr Freiheiten“ – das ist leider Quatsch, man ist nie frei. Es gibt zwar niemanden, der einem sagt, was man tun soll, aber man muss ja auch mit gutem Beispiel vorangehen. Du arbeitest dreimal so viel wie vorher und an den Wochenenden auch. Aber das ist nicht schlimm, denn wenn man etwas aus Leidenschaft tut, dann fühlt es sich nicht wie Arbeit an. Das hört sich jetzt vielleicht wie eine Floskel an, aber es ist tatsächlich so. Zudem kommt aber auch der Druck, der auf nur zwei Schultern lastet. Wenn etwas schief geht, dann ist man allein selbst dafür verantwortlich. Es gibt niemanden, mit dem man sich die Verantwortung teilen kann. Wenn es am Ende scheitert dann ist es, egal aus welchen Gründen, Deine Schuld.

Sind Ihnen Fehler unterlaufen, die bei einer Teamgründung vermutlich nicht passiert wären?
Natürlich gibt es während der Gründungsphase kleinere und größere Fehler, die passieren aber ich denke, diese sind genauso wichtig wie die erzielten Erfolge. Ich bin froh, dass es meine eigenen Fehler waren und ich selbst aus Ihnen lernen konnte. Rückblickend betrachtet fallen mir aber eigentlich gar nicht mehr so viele ein. Ich bin ein positiver, nach vorne schauender Mensch.

Würden Sie wieder ein Unternehmen alleine gründen?
Ja, denn ich bereue nicht, dass ich allein gegründet habe. Auf der anderen Seite habe ich in der Zwischenzeit auch viele Menschen getroffen die meine Leidenschaft für die Gründung eines Unternehmens teilen, die den gleichen Ehrgeiz und die gleiche Disziplin an den Tag legen und ich genieße es Sparringspartner zu haben, die mich ergänzen. Insofern kommt es glaub ich sehr auf das Thema an und darauf und ob beide darauf Lust haben. Ich denke, ich könnte es mir mittlerweile auch sehr gut vorstellen, im Team zu gründen.

Welchen Tipp geben Sie anderen Sologründern mit auf den Weg?
Macht etwas was ihr liebt und von dem ihr vollkommen überzeugt seid und nicht etwas was Euch vermeintlich schnelles Geld bringt. Nur 5% der Firmen weltweit machen überhaupt einen Exit. Ich glaube das wichtigste ist, dass man ein profitables Unternehmen aufbaut und dies mit seiner ganzen Leidenschaft. Das ist es doch, was Unternehmertum ausmacht, was einen jeden Tag antreibt und was am Ende dazu führt, dass man glücklich ist mit dem was man tut.

Hausbesuch bei Bloomy Days

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ds-Haus- und Hoffotograf Andreas Lukoschek durfte sich bei Bloomy Days kürzlich einmal ganz genau umsehen. Er fand Blumen – ganz viele Blumen. Einige Eindrücke unserer Fotogalerie.

Passend zu unserem Themenschwerpunkt Sologründer empfehlen wir folgende Artikel: “Als Einzelgründer durchstarten – aber wie?“, “Mit weniger als 1.000 Euro zum eigenen Start-up?” und “So expandiert man als Sologründer ins Ausland“. Weitere Artikel über Einzelgründer gibt es in unserer Übersicht zum Themenschwerpunkt Sologründer.

ds-soloBuchtipp für Sologründer: Ausführliche Informationen über das große Thema Solopreneurship (in all seinen Facetten) bietet das gelungene und lehrreiche Buch Solopreneur: Alleine schneller am Ziel von Brigitte und Ehrenfried Conta Gromberg, das als Buch und EBook zur Verfüfung steht. Hier ein Auszug: “Lieber solo gründen? Drei Mythen rund um Teams“.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.