Nie wieder Crowdinvesting!

Darum setzt die Bank Bergfürst jetzt auf Neo Investing

Crowdinvesting ist bei der brandneuen Bank Bergfürst jetzt out. In ist dagegen Neo Investing. Aber was heißt das überhaupt? Bergfürst-Mitgründer Guido Sandler antwortet. Und was gibt es sonst Neues bei den Berlinern? Im Herbst startet die erste Immobilien-Emission bei Bergfürst.
Darum setzt die Bank Bergfürst jetzt auf Neo Investing
Freitag, 25. Juli 2014VonAlexander Hüsing

Bergfürst ist jetzt eine Bank. Das Berliner Unternehmen erhielt von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) eine Vollbank-Lizenz zum Betreiben von Bankgeschäften – wie bereits ganz kurz berichtet. Ab sofort firmiert das Unternehmen als Bergfürst Bank AG. Gleichzeitig verabschieden sich die Hauptstädter mit diesem gewaltigen Schritt vom Thema Crowdinvesting. Aber Warum eigentlich? Bergfürst-Mitgründer Guido Sandler (Foto: links) antwortet: “In unseren Gesprächen mit Beteiligungsgesellschaften stellen wir immer wieder fest, dass Crowdinvesting von Investoren und Emittenten kausal missverständlich aufgefasst wird. Dadurch, dass bei Crowdinvesting sofort an Darlehensfinanzierungen gedacht wird, gilt dieses Finanzierungsmodell automatisch als ein K.O.-Kriterium für Anschlussfinanzierungen”.

Hauptsächlich gehe es darum, Bergfürst inhaltlich davon scharf abzugrenzen, denn das Bergfürst-Modell halte nach einer Finanzierungsrunde tatsächlich alle Optionen für weitere Finanzierungen mit Beteiligungsgesellschaften offen. “Die Bergfürst Bank bietet Unternehmen die Eigenkapitalfinanzierung an. Hier zeigt sich die Unterschiedlichkeit der Welten: Eigenkapital kann und ist nicht rückzahlbar und nimmt im vollen Umfang an der Wertsteigerung des Unternehmens teil. Das ist der fundamentale Unterschied zwischen Crowdinvesting und einer Bergfürst-Finanzierung. Wir bieten also einen ‘Börsengang lite’ für junge Unternehmen an, der vom Aufwand und den Kosten zur Größe der Unternehmen perfekt passt”.

Der Bergfürst-Macher wirft dafür nun den Begriff Neo Investing in den Ring. “Meine Vision war es von Anbeginn, die Tugenden des traditionellen Bankings mit modernem Spirit und den damit verbundenen ‘Lessons learned’ zu verbinden. Dabei kommt es zur Verschmelzung der Kernkompetenzen aus alter und neuer Finanzwelt – das beste beider Welten. Konkret heißt das: Seriösität, Verlässlichkeit und Sicherheit paaren sich mit Transparenz, moderner Online-Struktur und Selbstbestimmung des Investors. Dafür braucht es einen neuen und wegweisenden Begriff, der weiter geht als Crowdinvesting. Aus Alt und Neu wird Neo”, sagt Sandler.

Aber was heißt dies genau? “Inhaltlich steht Neo Investing also für eine klassische Finanzierungstechnik in Verbindung mit den modernen Medien und Kommunikationsmöglichkeiten. Der Prozess des Börsengang oder IPO ist ein ausgereifter und bewährter Prozess. Das ist für uns der Prozess der Wahl auch für junge Wachstumsunternehmen. Erstmals können wir nun Anleger und Unternehmen sehr eng und effizient über die modernen Kommunikationsmöglichkeiten in Verbindung bringen. Auch Anleger untereinander können zur Meinungsbildung sehr effizient über Info Foren miteinander kommunizieren. Das sind die Voraussetzungen, dem Anleger eine selbstbestimmte Anlageentscheidung zu ermöglichen. Alle Informationen wie Wertpapierprospekt, Unternehmensplanung, wir nennen das Equity Story, und die Managementpräsentation im Web Cast, bei dem von allen Zuschauern Fragen gestellt werden können, sind Möglichkeiten, die wir früher nicht hatten”.

Bisher machte sich Bergfürst nur mit der Finanzierung von Urbanara einen Namen – siehe “20 Dinge, die man über den Crowd-IPO von Urbanara wissen muss“. Im Herbst dieses Jahres startet dann die erste Immobilien-Emission bei Bergfürst -es geht um das Middendorf-Haus im Hamburger Portugiesenviertel. Künftig will Sandler die “Schlagzahl deutlich erhöhen und sowohl weitere Unternehmensfinanzierungen als auch Immobilienfinanzierungen anbieten”. Gleichzeitig kündigt Sandler bereits ein weiteres Produktsegment an, an dessen Vorbereitung man mit Hochdruck arbeite.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.