Dominik Steinkühler von Lendico

“Die Rocket-Familie schützt vor Zeitverschwendung”

Die Rocket-Internet-Familie schütze "vor allem vor Zeitverschwendung", sagt Dominik Steinkühler, Gründer und Geschäftsführer der P2P-Kreditplattform. "Wer den Weg kennt, verfährt sich nicht", berichtet er weiter. Momentan expandieren Steinkühler und Co. Lendico wie wild durch Europa.
“Die Rocket-Familie schützt vor Zeitverschwendung”
Mittwoch, 19. März 2014VonAlexander Hüsing

Mit Lendico wandelt Rocket Internet seit einigen Monaten auf den Pfaden von Kreditplattformen wie Lending Club. Wie immer gibt die Berliner Firmenschmiede dabei Vollgas – vor allen in Sachen Expansion. Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Dominik Steinkühler, Gründer und Geschäftsführer des Start-ups über regulatorische Herausforderungen, Hybridantriebe und Zusatzmotoren.

Erst im Dezember ging Lendico in Deutschland an den Start. Inzwischen sind Sie auch in Spanien, Polen und ganz neu in Österreich aktiv: Wie expandiert man ein junges Start-up so schnell?
In dem man vom ersten Tag an international denkt und gezielt ein erfahrenes Team mit regionaler Expertise aufbaut. Jede Position – von Underwriting über Callcenter – ist bei Lendico stark besetzt. Die regulatorischen Herausforderungen sind bei dem Modell hoch – um so höher auch die Ansprüche an das Team. Die Erfahrung und das Know how von Rocket Internet schützt ferner vor vermeidbaren Fehlern. Wir sind keine first-time Entrepreneure, sondern profitieren von einer langen Erfolgsgeschichte der Internationalisierung.

Auf welche Erfahrungen, die andere Start-ups intern schon gemacht haben, kann man als Rocket-Internet-Start-up bei der Expansion denn zurückgreifen?
Rocket Internet kann mit dem Hybridantrieb verglichen werden: Man startet kraftvoller, schneller und effizienter als gewöhnliche Autos. Droht ein Abbremsen kann man sich darauf verlassen, dass der Zusatzmotor zündet und einen weiter nach vorn bringt. Die Kilometer dazwischen macht jedes Unternehmen aus eigener Kraft.

Was sind denn diese Zusatzmotoren?
Erfahrung, Erfahrung und nochmals Erfahrung.

Und vor welchen vermeidbaren Fehlern schützt die Rocket-Internet-Familie?
Vor allem vor Zeitverschwendung. Wer den Weg kennt, verfährt sich nicht.

Welche Weichen für eine schnelle Expansion muss man als Gründer quasi schon vor dem Start im Heimatmarkt stellen?
Eine wichtige Voraussetzung ist ein Produkt, das sich für eine Expansion eignet. Wenn man das Gefühl hat, dass Kunden und User auf dein Produkt gewartet haben – dann hat man die Weichen richtig gestellt. Genau das hat Lendico in Spanien und Polen erfahren. Die Medien loben die hohen Sicherheitsstandards und die guten Konditionen und die User strömen auf die Seiten lendico.pl, lendico.es und jetzt lendico.at.

Wie lange dauert dabei die Anpassung des Modells an den regionalen Markt?
Das hängt von vielen Faktoren ab und variiert folglich stark.

Und was braucht man bei einer Expansion auf jeden Fall: Ein Team vor Ort, Muttersprachler oder Insiderwissen über den jeweiligen Markt?
Muttersprachler mit Insiderwissen, die vor Ort und in der Berliner Firmenzentrale zusammenarbeiten. Wir machen kein “Jugend forscht” sondern bauen mit erfahrenen Mitarbeitern eine professionelle Alternative zu Banken.

Was raten Sie anderen Gründern, die ihre Idee expandieren wollen?
Herausforderungen vorab zu erkennen – die wichtigen Fragen sollte man sich stellen, bevor man expandiert und nicht währenddessen.

In wie viele Ländern wollen Sie 2014 noch expandieren?
Es gibt noch sehr viel Platz auf der globalen P2P-Landkarte. Wir werden die weißen Flecken schnell füllen.

Passend zum Thema: “Internationalisierung: Der Weg zum globalen Erfolg

Zur Person
Dominik Steinkühler, zuvor unter anderem Project Leader bei Boston Consulting, gründete Lendico gemeinsam mit Clemens Paschke (zuletzt Projektleiter bei McKinsey), Philipp Petrescu (AdLoft-Gründer und zuletzt Fellow Intern bei McKinsey) und Christoph Samwer (zuletzt Consultant bei McKinsey). Vom Berliner Hauptquartier will die Jungfirma zunächst Europa, dabei vor allem Osteuropa, erobern und gleichzeitig – ganz nach derzeitiger Rocket-Stratgie – weltweit in Emerging Markets vorstoßen.

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.