15 Fragen an Florian Lutz von Trademob

“Beim nächsten Start-up würde es nach Neopren stinken”

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen. Der kurze Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen - diesmal antwortet Florian Lutz von Trademob.
“Beim nächsten Start-up würde es nach Neopren stinken”
Freitag, 20. Dezember 2013VonChristina Cassala

Jeden Freitag beantwortet ein Gründer oder eine Gründerin unseren standardisierten Fragebogen, den es inzwischen auch in gedruckter Form und als eBook gibt – siehe “Hinter den Kulissen deutscher Start-ups“. Der kurze Fragenkatalog lebt von der Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Fragen, die alle Gründerinnen und Gründer beantworten müssen – diesmal antwortet Florian Lutz von TRademob.

Was bedeutet es Ihnen, Ihr eigener Chef zu sein?
Als Co-Founder bin ich zwar angestellt und so nominal betrachtet nicht mein „eigener“ Chef. Allerdings habe ich natürlich in meiner Rolle als Führungskraft bei Trademob viele Gestaltungsmöglichkeiten, die in etablierten Unternehmen, in denen ich auch jahrelang gearbeitet habe, nur schwer denkbar wären. Das genieße ich doch sehr.

Bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee zu Ihrem Start-up?
Die Idee, Trademob zu gründen, kam von Ravi Kamran. Wir sind durch einen unserer frühen Angel Investoren aufeinander aufmerksam geworden. Ravi hat dann beim ersten Treffen ca. 15 Minuten benötigt, um mich für die Idee zu begeistern.

Woher stammte das Kapital für Ihr Unternehmen?
Wir sind den klassischen Weg einer Risikofinanzierung über drei Phasen gegangen: Zuerst kamen kleine Beträge von frühen Angel-Investoren und den Gründern selbst. Danach haben wir weiteres Kapital über den High-Tech Gründerfond und Tengelmann e-Ventures eingesammelt. Ende 2012 hat uns Kennet Partners dann für den Eintritt in internationale Märkte weiter finanziert.

Was waren bei der Gründung Ihres Start-ups die größten Stolpersteine?
Definitiv meine lange Kündigungsfrist bei meiner vorherigen Festanstellung.

Was würden Sie rückblickend in der Gründungsphase anders machen?
Aus vertrieblicher Sicht kann ich jungen Gründern nur raten, sich insbesondere bei der Entwicklung der Produkte frühzeitig Input von potentiellen Kunden zu holen. Wir haben damals viel rumgefragt, was Firmen im Mobile Advertising-Bereich erwarten und unsere Produkte dementsprechend angepasst. Das gilt übrigens nicht nur für die Gründungsphase, sondern ist ein fortwährender Prozess.

Jedes Start-up muss bekannt werden. Welche Marketingspielart ist für Sie besonders wichtig?
Wir arbeiten als B2B Unternehmen mit einer sehr spitzen Zielgruppe. Damit sind PR und der Besuch von Messen und Veranstaltungen für uns elementare Marketingelemente. Besonders stolz sind wir auf eigene Events wie unser Mobile Marketing Campfire, bei dem immer wieder App-Marketing-Experten zusammentreffen und sich im kleinen Kreis sehr viel offener miteinander austauschen als das bei Messen oder Kongressen möglich ist.

Welche Person hat Sie bei der Gründung besonders unterstützt?
Richard Malley, heute COO der M-Way Solutions GmbH, war der Erste, der an Trademob und das Team geglaubt hat. Ihm verdanken wir wichtige frühe Kontakte und vor allem mehrere Terrabyte unschätzbar wertvoller Ratschläge und Weisheiten.

Welchen Tipp geben Sie anderen Gründern mit auf den Weg?
Tage- (und teilweise auch nächte-)lange Arbeit ist zwar keine hinreichende, aber notwendige Bedingung für den Erfolg. Wenn du an deine Idee glaubst, klemm dich 120% rein. Wenn du Zweifel hast, geh lieber angeln.

Sie treffen den Bundeswirtschaftsminister – was würden Sie sich für den Gründungsstandort Deutschland von ihm wünschen?
Deutschland – vor allem Berlin – ist für Start-ups inzwischen sehr attraktiv geworden. Viele internationale Talente wollen hier leben und arbeiten. Eine Arbeitserlaubnis für Nicht-EU-Bürger zu beantragen ist ein kafkaeskes Erlebnis, auf das ich gerne verzichtet hätte. Von daher sollte der Bundeswirtschaftsminister sich vor allem um den Bürokratieabbau kümmern.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie kein Start-up gegründet hätten?
Mehr oder minder das Gleiche, aber eben nicht als Gründer und zum doppelten Gehalt.

Bei welchem deutschen Start-up würden Sie gerne mal Mäuschen spielen?
Ich habe das große Glück in meiner Rolle sehr viel Kontakt zu Start-ups zu haben und bekomme so fast ständig spannende Einblicke in faszinierende Startups aus dem mobilen Umfeld. Aber wenn mich der Gründer von Hiss-Tec, Bernd Hiss, mal nach Fehmarn einladen und mir zeigen würde, wie man ein Kitesurf-Unternehmen führt – ich würde sofort alles stehen und liegen lassen.

Sie dürften eine Zeitreise unternehmen: In welche Epoche reisen Sie?
Ich habe gehört, es kann durchaus Probleme mit dem Fluxkompensator geben und eigentlich fühle ich mich im Hier und Jetzt ganz wohl.

Sie haben eine Million Euro zur persönlichen Verfügung: Was machen Sie mit dem ganzen Geld?
Das nächste Start-up gründen: Diesmal aber am Meer und es würde ordentlich nach Neopren stinken. Mit einer Million würde ich die Risiken aber streuen und auch weitere erfolgversprechende Start-ups unterstützen.

Wie verbringen Sie einen schönen Sonntag?
Ich hänge am Haken: Kitesurfen.

Mit wem würden Sie sich gerne einmal auf einen Kaffee oder ein Bier verabreden?
Richard Branson. Muss ich erklären, warum?

Im Fokus: Weitere Fragebögen in unserem großen Themenschwerpunkt 15 Fragen an

Zur Person:
Florian Lutz leitet den Vertrieb von Trademob. Durch viele Jahre im Mobile Business kennt er die Geschäftsmodelle der Branche wie Mobile-Content-Marketing, Mobile adServing über ortsbezogene Werbung bis hin zu Trademobs hoch entwickelten 360-Grad-Services für mobile Werbung. Zuvor arbeitete er im Mobile Marketing und Mobile Advertising bei einer Bertelsmann Tochter, bei Nokia und bei NAVTEQ Media Solutions.

15 Fragen als eBook und in gedruckter Form

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Christina Cassala

Christina Cassala, Redakteurin bei deutsche-startups.de, war schon zu ihren besten Uni- Zeiten in den 90er Jahren journalistisch tätig. Gleich nach dem Volontariat arbeitete sie bei einem Branchenfachverlag in Hamburg, ehe sie 2007 zu deutsche-startups.de stieß und seither die Entwicklungen der Start-up Szene in Deutschland mit großer Neugierde beobachtet.