Blase 2.0? Rösler will Neuen Markt wiederbeleben

Blase 2.0, Goldrausch 2.0 oder Gründerzeit 2.0? Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler will den Neuen Markt wiederbeleben. Wie das Handelsblatt schreibt, will Rösler mit dem Vorhaben “die Wachstumsfinanzierung junger innovativer Unternehmen in Deutschland verbessern”. Im […]
Blase 2.0? Rösler will Neuen Markt wiederbeleben
Montag, 19. August 2013VonAlexander Hüsing

Blase 2.0, Goldrausch 2.0 oder Gründerzeit 2.0? Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler will den Neuen Markt wiederbeleben. Wie das Handelsblatt schreibt, will Rösler mit dem Vorhaben “die Wachstumsfinanzierung junger innovativer Unternehmen in Deutschland verbessern”. Im Juni trafen sich laut Bericht erstmals Vertreter des Ministeriums, der Börse und des Startup-Verbandes, um die Chancen für eine Wiederbelebung auszuloten.

Zielgruppe des “neuen” Neuen Markts sollen laut Florian Nöll vom Bundesverband Deutsche Startups institutionelle Investoren, etwa Versicherer, und nicht Privatanleger sein. “Wir wollen nicht die Fehler des Neuen Marktes wiederholen”, sagte Nöll dem Handelsblatt. Er hoffe, dass das neue Börsensegment bereits Mitte 2014 starten könne. Vor zehn Jahren musste die Deutsche Börse ihr Wachstumssegment Neuer Markt, das seit 1997 existierte, wieder schließen. Grund waren diverse Skandale, Pleiten und weltweite Kurseinbrüche, die die Dotcom-Blase 2000/2001 platzen ließ. 2000, auf dem Höhepunkt des alten Neuen Marktes, fingen alleine in Deutschland mehr als 140 Firmen an die Börse. Heute ist dieser Exitkanal für deutsche Start-ups und Investoren im Grunde überhaupt keine Option.

Mehr Aufmerksamkeit, mehr Kapital

Ein weiterer Exitkanal wäre in der Tat eine gute Möglichkeit, deutschen Start-ups mehr Aufmerksamkeit und mehr Kapital zu verschaffen. Dabei gibt es einige deutsche Start-ups, die bereits über eine hohe Bekanntheit verfügen – etwa E-Commerce-Größen und einige Spieleschmieden -, die schon jetzt ideale Kandidaten für einen Börsengang wären. Es scheint auch vorstellbar, dass es genügend institutionelle Investoren und auch Menschen gibt, die gerne in solche Aktien investieren würden. Allerdings dürfte der Markt schnell dicht sein, der deutsche Markt verträgt vermutlich nur wenige Unternehmen in diesem Segment, dann lässt Aufmerksamkeit und Interesse der Presse und der Anleger nach.

Einen Goldrausch wie einst am Neuen Markt wird es kaum geben, sollte es auch nicht. Ein neuer Neuer Markt kann aber für einige wenige Digitalunternehmen, eine gute Chance sein, mehr Geld einzusammeln, um weiter wachsen zu können. 100 Börsengänge im Jahr würde die Szene nicht vertragen, ein handvoll aber sehr wohl. Zuletzt ging übrigens der Online-Shop Zoogigant an die Börse – siehe “Kleines Start-up Zoogigant holt sich Geld an der großen Börse“. Ganz ohne neuen Neuen Markt.

Die Grünen sind laut Süddeutsche.de gegen den neuen Neuen Markt: “Da bin ich relativ skeptisch”, sagte Spitzenkandidat Jürgen Trittin dem verlinkten Bericht zufolge am Montag in Berlin. Heute seien kapitalkräftige Unternehmen wie Google oder Microsoft beherrschend, die teils eine monopolähnliche Stellung hätten. Ein nostalgisches Zurück zur “Garagenmentalität und Aufbruchmentalität” sei zweifelhaft.

Foto: ipo,stock exchange concept on blackboard from Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.