Sechsstelliger Duftakkord: MyParfuem riecht nach Erfolg

Die Idee, dass Nutzer online Parfüms kreieren, wurde anfangs von vielen Seiten belächelt. Mass Customization habe auch Grenzen, dachten viele – spätestens da, wo es um Olfaktorik geht. Denn Düfte kann das Internet […]
Sechsstelliger Duftakkord: MyParfuem riecht nach Erfolg
Mittwoch, 21. April 2010VonYvonne Ortmann

Die Idee, dass Nutzer online Parfüms kreieren, wurde anfangs von vielen Seiten belächelt. Mass Customization habe auch Grenzen, dachten viele – spätestens da, wo es um Olfaktorik geht. Denn Düfte kann das Internet auch in Zeiten des Web 2.0 noch nicht kommunizieren. Dass das Geschäftsmodell trotzdem funktioniert, hat MyParfuem (www.myparfuem.com) bewiesen. Nur drei Monate nach dem Start im August 2008 erreichte das Berliner Start-up die Gewinnzone. Der Umsatz im Jahr 2009 betrug eigenen Angaben zufolge 500.000 Euro und die ersten drei Monate dieses Jahres zeigen zum Vorjahr bereits eine Steigerung um 50 % auf. Fünfzig bis fünfhundert Flakons, je nach Saison, verschickt MyParfüm jeden Tag – über 40.000 Fläschchen haben schon das Lager verlassen.

“Die Homepagegestaltung war am Anfang eine unserer wichtigsten Baustellen. Schließlich ist der Online-Duftdesigner das Herzstück unserer Geschäftsidee”, erklärt Mitgründer Matti Niebelschütz. Zusammen mit seinem Bruder Yannis und Patrick-André Wilhelm hat er die Idee entwickelt. Der Duftdesigner muss überzeugend vermitteln können, dass die Kreation eines individuellen Duftes auch ohne die eigene Nase möglich ist. Deswegen wird das Produkt auch ständig weiterentwickelt und dem Kunden Hilfestellung angeboten. Der Designer beinhaltet Typologisierungen, in die Kunden sich einordnen können. Bilder und Schlagworte wie “verführerisch” oder “glamourös” fragen danach, welchen Typ ein Mensch verkörpert oder verkörpern will. Hat Mann oder Frau sich eingeordnet, bekommen sie Vorschläge mit Duftnoten, die dem Typ entsprechen und untereinander gut zusammenpassen. Aus ihnen kann nun das typgerechte und individuelle Parfüm entstehen. Wer seiner Duft-Intuition misstraut, kann sich unter der Rubrik “exklusive Duftentwicklung” auch von Profis sein Parfüm entwickeln lassen. Dazu beantwortet man 15 Fragen zu Persönlichkeit und Vorlieben, Parfumeure wandeln die Infos in den passenden Duft um. Wer immer noch unsicher ist, kann sich trotzdem gedankenlos darauf einlassen, denn es gibt ein 14-tägiges Rückgaberecht – ein toller Service, der im Bereich Mass Customization längst nicht üblich ist. “Die Rückgabequote liegt nur bei 6 %”, verrät Niebelschütz.

“Der Geschäftskundenbereich lohnt sich”

Zu den zahlreichen Privatkunden kommen auch immer mehr Geschäftskunden hinzu. Sie machen mittlerweile ein Drittel der Kundenschaft aus. “Der Geschäftskundenbereich lohnt sich, da beträgt das Auftragsvolumen schon mal 10.000 Euro.” Ab 50 Stück stellt MyParfüm individuelle Parfümlinien her. Und sucht nebenbei nach weiteren kreativen Vertriebskanälen wie der Duftbox: Das Kästchen beinhaltet 15 kleine Flakons mit Düften einer Duftfamilie plus Misch-Utensilien zum Selber-Mixen für Zuhause. Der Spaß kostet 49 Euro. Besteht bei alldem nicht doch die Gefahr, dass manche Duftnoten so gar nicht zueinander passen? “Nein, eigentlich nicht. Beim Duftdesigner geben Sternchen an, welche Duftnoten besser in großen oder kleinen Anteilen verwendet werden. Darüber hinaus ist jede Duftnote ein professionell entwickelter Duftakkord aus Kopf-, Herz- und Basisnote, die Rohstoffe sind aufeinander abgestimmt”, erklärt Niebelschütz.

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Yvonne Ortmann

Seit Mai 2009 schreibt Yvonne für deutsche-startups.de Gründerportraits, Start-up-Geschichten und mehr – ihre besondere Begeisterung gilt Geschäftsideen mit gesellschaftlich-sozialer Relevanz. Sie tummelt sich auch im Ausland – immer auf der Suche nach spannenden Gründerpersönlichkeiten und Geschäftsideen.