#Gastbeitrag

So funktioniert Remote-Recruiting in der Gründungsphase

Als ich kurz vor der Corona-Pandemie nach Berlin kam, stand ich vor der bisher größten Herausforderung, die ich in meiner Karriere als Recruiterin bewältigen wollte: Für ein Startup, das zu diesem Zeitpunkt nur aus dem Namen, der Vision und einem kleinen Team bestand, passende Bewerber:innen zu finden.
So funktioniert Remote-Recruiting in der Gründungsphase
Montag, 28. Juni 2021VonTeam

Die Fintech-Branche in Deutschland und vor allem in Berlin ist in den letzten Jahren stark gewachsen und zu einem attraktiven Arbeitsumfeld geworden. Eine hohe Dynamik aber auch innovative Konzepte revolutionieren dabei derzeit nicht nur die Finanzbranche, sondern geben auch dem Standort Berlin, als Hochburg der Fintech-Szene, ein neues Gesicht. Als ich kurz vor der Corona-Pandemie nach Berlin kam, stand ich vor der bisher größten Herausforderung, die ich in meiner Karriere als Recruiterin bewältigen wollte: Für ein Start-up, das zu diesem Zeitpunkt nur aus dem Namen, der Vision und einem kleinen Team um die beiden Gründer bestand, aber mit großen Ambitionen startete, passende Bewerber:innen zu finden. Die Zeit zeigte mir, dass Risiken und Krisen auch Chancen bedeuten, vor allem im Recruiting.

People & Technology First

Während der Gründungsphase setzte ich mich fast täglich mit den beiden Gründern von Vivid Money, Alexander Emeshev und Artem Yamanov, zusammen und sprach über passende Bewerber:innen, unsere Werte und Qualifikationen. Uns war bewusst, dass die Vision von Vivid nur so stark wachsen kann, wie es das Potenzial unserer Mitarbeiter:innen erlaubt, weswegen wir uns darauf konzentrierten, passende Persönlichkeiten mit dem nötigen technischen Know-how zu finden. Doch auch ein Auge für die Details war gefragt, denn Persönlichkeiten prägen in einer solch jungen Phase die Unternehmenskultur und Werte eines Start-ups. Werte, welche sich zu Beginn entwickelten und bis heute maßgeblich die Zukunft von Vivid Money formen.  

Es war keine einfache Aufgabe, die passenden Talente zu finden und die Corona-Pandemie verschärfte die Situation zusätzlich. Bereits zu Beginn etablierten wir deswegen eine flexible Arbeitsweise, die vor allem remote funktionieren konnte. Diese nutzen wir bis heute beispielsweise beim Remote-Recruiting, wodurch es uns möglich wurde aus einen deutlich breiteren und internationalen Pool an Talenten wählen zu können. So konnten wir innerhalb von einem Jahr das Team von drei Mitarbeiter:innen zu mehr als 110 Talenten aus über 25 Nationen ausbauen. 

Die Pandemie bot uns eine Chance, denn sie reicherte den Markt mit Talenten an, die nach neuen Herausforderungen und Arbeitgeber:innen suchten. Wir bekamen dadurch die Möglichkeit Talente anzusprechen, die sonst in einer festen Anstellung waren und kein Interesse an einer Neuorientierung hatten. Positiv beeinflusst wurde die Ansprache zu dieser Phase zudem davon, dass die Fintech-Szene nur bedingt durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurde und relativ stabil wachsen konnte – eine Sicherheit, die viele Talente zu dieser Zeit suchten.

Unser Weg zu den passenden Talenten

Um Sicherzustellen, dass wir die passenden Kandidat:innen für eine Stelle gefunden haben, entwickelten wir einen eigenen, mehrstufigen Bewerbungsprozess. Diesen verteilen wir auf vier kurze Termine, um einerseits die persönliche Komponente und den “Team-Match” sicherzustellen, andererseits aber auch den Bewerber:innen ein Gefühl für zukünftige Kolleg:innen und unsere Unternehmenskultur bei Vivid Money zu geben. Trotz der Anzahl an Terminen hat sich gezeigt, dass durch das Remote-Recruiting nicht nur wir effizienter mit unserer Zeit planen können, sondern auch Bewerber:innen. 

Der Prozess, bestehend aus Intro-, Tech-, Manager- und Team-Talk, hat sich für uns als am passendsten herausgestellt. Wir können dadurch nicht nur den Cultural Fit und das Know-how der Kandidat:innen bewerten, sondern zugleich eine Grundsäule der Zusammenarbeit vermitteln – unsere Werte. Etwas, was dabei besonders ins Augenmerk fällt: Talente im Fintech-Bereich haben neben den benötigten Wissen eine absolute “Self Starter”-Mentalität, die wir bei Vivid Money besonders unterstützen. Einer unserer Werte “we are unstoppable” bezieht sich auf eben diese Mentalität. Um das beste Produkt liefern zu können, reicht es eben nicht aus, sich auf bestehende Prinzipien zu verlassen. Es verlangt viel eher danach, Grenzen zu überwinden und “out of the box” zu denken. Nur so lassen sich, und das ist unser großes Ziel, alle Wünsche unserer Kund:innen rund um Mobile-Banking mit einer App erfüllen. Nicht umsonst nehmen deswegen Kund:innen einen besonderen Stellenwert in unserer Wertekultur ein – “we are customer obsessed”. 

Eine wichtige Erkenntnis: Das Recruiting muss sich stetig fortentwickeln und an die Situationen anpassen, natürlich zählt hierzu auch die Mentalität innerhalb eines Unternehmens. Für uns bedeutet das, dass noch heute Talente der ersten Stunde mit an Bord sind und wir eine gemeinsame Vision, die auch von dem Input unserer jüngeren Mitarbeiter:innen lebt, vorantreiben. 

Über die Autorin
Anna Tichonova ist HR Director beim Berliner Fintech Vivid Money.

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Foto (oben): Shutterstock