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“Es hilft, wenn man selbst programmieren kann”

Bei Throne dreht sich alles um Creator Commerce. Derzeit beschäftigt das deutsch-amerikanische Startup knapp 50 Mitarbeiter:innen. Im vergangenen Jahr machte das Team circa 40 Millionen Außenumsatz. Auf Investoren konnte das Unternehmen bisher verzichten.
“Es hilft, wenn man selbst programmieren kann”
Dienstag, 6. Februar 2024VonAlexander Hüsing

Das deutsch-amerikanische Startup Throne, 2021 von Heiner Stinner, Patrice Becker und Leonhard Soenke gegründet, kümmert sich um das große Thema Creator Commerce. “Mit Throne kann man als Künstler eine Wunschliste erstellen, von welche man dann mit seinen Fans teilt, welche dann von dort Produkte schenken können, um einen zu unterstützen. Wir sind die Plattform dafür und stellen sicher, dass die Fans nicht die private Adresse der Creator herausfinden”, erklärt Gründer Becker.

Derzeit beschäftigt Throne knapp 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in Berlin, Dallas und Austin sitzen. Throne-Macher Becker lebt und arbeitet unterdessen in New York. “Am Ende ist alles eine Frage des Zeitmanagements. Während der Woche versuche ich einen offenen Kalender zu haben, so dass jeder sehen kann, wann ich erreichbar bin. Während des Tages bin ich meistens über unseren internen Chat erreichbar und rede oft mit unserem Team”, beschreibt Becker seinen Arbeitsalltag. 

Auf große Investorengelder konnten die Thone-Macher bisher verzichten. “Wir haben nie aktiv die Entscheidung getroffen für Bootstrapping. Aber das vorsichtige Haushalten war in unserer DNA und das Geschäftsmodell hat uns natürlich auch geholfen. Uns wurde oft geraten oder angeboten, Wagniskapital aufzunehmen – wir haben uns aber dagegen entschieden”, sagt der Jungunternehmer.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht Becker ansonsten über Unicorn-Potenzial, Fixkostenblöcke und organisches Wachstum.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Dein Startup erklären?
Mit Throne kann man als Künstler eine Wunschliste erstellen, von welche man dann mit seinen Fans teilt, welche dann von dort Produkte schenken können, um einen zu unterstützen. Wir sind die Plattform dafür und stellen sicher, dass die Fans nicht die private Adresse der Creator herausfinden. Wir haben von Anfang an gesehen, dass das Thema Spenden sehr groß im Gaming Bereich ist und haben uns gefragt, ob es nicht eine persönlichere Art gibt seinen Lieblingscreator zu unterstützen. Man geht auch ungerne auf eine Geburtstagsfeier mit Geld – sondern lieber mit einem physischen Geschenk.

Du lebst und arbeitest von New York aus an Throne. Wie funktioniert das im Alltag genau und wie sieht das Zusammenspiel mit dem Team in Deutschland bzw. Berlin aus?
Am Ende ist alles eine Frage des Zeitmanagements. Ich stehe früh auf, plane die Woche am Sonntag, um dann am Montag mit dem Team in die Woche zu starten. Während der Woche versuche ich einen offenen Kalender zu haben, so dass jeder sehen kann, wann ich erreichbar bin und wann ich Deep Work-Zeiten geplant habe. Während des Tages bin ich meistens über unseren internen Chat erreichbar und rede oft mit unserem Team, welches in Texas – Dallas und Austin – sowie Berlin sitzt.

Wie genau hat sich Dein Unternehmen seit der Gründung entwickelt?
Wir sind mittlerweile bei circa 50 Mitarbeitern und haben letztes Jahr circa 40 Millionen US-Dollar Außenumsatz – mit einer gesunden, Double Digit Take Rate – gemacht und sind dabei fast 100 % Year over Year gewachsen.

Ihr habt Throne bisher ohne große Fremd-Finanzierungen aufgebaut. War dies von Anfang an eine bewusste Entscheidung?
Wir haben nach ein paar Monaten – und schon bei sechsstelligen Jahresumsatz – einmal eine kleine Summe Geld aufgenommen von zwei Angels, Ryan Hoover von Product Hunt und Cory Levy von Z fellows. Da wir allerdings negatives Working Capital haben und stets vorsichtig mit unseren Ressourcen gehaushaltet haben, mussten wir das Geld nie anfassen. Wir haben nie aktiv die Entscheidung getroffen für Bootstrapping. Aber das vorsichtige Haushalten war in unserer DNA, auch in den verrückten Zeiten von 2021, und das Geschäftsmodell hat uns natürlich auch geholfen. Uns wurde oft geraten oder angeboten, Wagniskapital aufzunehmen – wir haben uns aber dagegen entschieden.

Wie war der Startupalltag ohne fremdes Geld – was geht recht einfach, was ist als Bootstrapping-Startup recht schwierig?
Es hilft auf jeden Fall, wenn man selbst programmieren kann. Da spart man sich teure Gehälter für Software Developer am Anfang. Mein Mitgründer Leonhard und ich haben beide Computer Science studiert – er in London am Imperial College, ich in Zürich and er ETH. Dazu hatten wir ein wenig Kapital von einer vorherigen Firma – Meeter -, welche wir verkauft haben in 2020.
Schwieriger ist das Hiring am Anfang. Viele Triple A-Player suchen nach einem externen Zeichen, dass das Startup auf dem richtigen Weg ist. Ein Zeitungsartikel mit dem Vertrauen von großen Investoren hilft hier natürlich sehr. Allerdings hatten wir auch eine Art Self-Selection bei den Kandidaten, die dann am Ende wirklich bei uns angefangen haben und konnten so ein super Team zusammenstellen.

Gab es denn viele Dinge, die Du einfach nicht umsetzen konntest, weil das Geld fehlte?
Glücklicherweise hatten wir durch unseren frühen Product-Market-Fit recht schnell, sehr starkes organisches Wachstum. Wir hatten eher Probleme, unser Operations-Team zu skalieren, da wir nicht schnell genug die richtigen Leute gefunden haben. Die Zeit war sehr intensiv und wir haben alles selbst gemacht – das hat uns erlaubt, ressourcensparend in verschiedenen Paid Growth Channels zu experimentieren und trotzdem immer stark zu wachsen.

Was rätst du anderen Gründer:innen, die sich für Bootstrapping entscheiden?
Leider geht es nicht bei allen Geschäftsmodellen, von Anfang an profitabel zu sein. Aber sollte es möglich sein, sich mit erspartem Geld zu finanzieren, um das Geschäftsmodell und den Markt zu testen, kann ich das wärmstens empfehlen. Statt einem Tanz um Investoren, kann man sich voll und ganz auf das Problem und den Kunden konzentrieren und man sollte wirklich nicht unterschätzen, wie viel Arbeit Investoren auch mit sich bringen. Außerdem muss man sich auch gut überlegen, ob der Markt und das Geschäftsmodell wirklich Unicorn-Potenzial hat. Es gibt sehr viele sehr schöne Businesses, die deutlich gesünder laufen könnten ohne Investorendruck – siehe Pitch, welche gerade den Switch zu einer profitablen Firma probieren.

Es herrscht weiter Krisenstimmung in der weltweiten Startup-Szene. Mit welchen Erwartungen blickst Du auf die kommenden Monate?
Mit unserem konservativen Ansatz, unsere Kosten zu planen, sind wir bereits die letzten zwei Jahre gut durch die Zeit gekommen. Wir haben uns bisher nie einen großen Fixkostenblock zugelegt, weswegen wir auch für dieses Jahr sehr optimistisch sind.

Wo steht dein Startup in einem Jahr?
Hoffentlich mindestens doppelt so groß und vor allem mit vielen weiteren Creatorn, die wir als unsere glücklichen Nutzer zählen dürfen.

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Foto (oben): Throne

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.