#Zahlencheck

Babbel knackt erstmals 200 Millionen Umsatz

Das Berliner EdTech Babbel konnte zuletzt erstmals über 200 Millionen Umsatz einfahren. Noch 2017 lag der Umsatz des Unternehmens bei 84 Millionen. 2018 knackten die Hauptstädter erstmals die 100 Millionenmarke. Unter dem Strich stehen aber weiter tiefrote Zahlen.
Babbel knackt erstmals 200 Millionen Umsatz
Montag, 5. Februar 2024VonAlexander Hüsing

Der Berliner Sprachlerndienst Babbel, der sich insbesondere über den Verkauf von Abos finanziert, konnte auch 2022 wieder wachsen – auf nun 206,1 Millionen Euro Umsatz. “Mit einem Anteil von 42 % am gesamten B2C-Umsatz ist der US-Markt der größte geografische Einzelmarkt innerhalb der Gruppe. Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Jahresabschlusses, steigen die Umsätze weiter an”, heißt es im Jahresabschluss.

In den vergangenen Jahren legte Babbel somit einen beachtlichen Wachstumskurs hin. Noch 2017 lag der Umsatz gerade einmal bei 84 Millionen. 2018 knackte das EdTech erstmals die 100 Millionenmarke. 2022 gelang erstmal der Sprung über 200 Millionen Umsatz. Besonders im B2B-Segment sieht das Babbel-Team noch viel Wachstumspotenzial: “Im B2B-Segment wurde der fakturierte Umsatz um 80 % im Geschäftsjahr (vs. 142 % in 2021) gesteigert. Da der Trend zum Home-Office auch nach den COVID-Beschränkungen anhält, wird erwartet, dass das B2B-Segment seinen starken Wachstumspfad fortsetzen wird.”

Der Konzernjahresfehlbetrag lag 2022 bei beachtlichen 36,9 Millionen – nach 39 Millionen und 26,5 Millionen in den Jahren zuvor. “Trotz des Konzern-Jahresfehlbetrags und der negativen Eigenkapitalquote hat die Gesellschaft keine Zweifel, dass die Fortführungsprognose erfüllt werden kann, da ausreichend Liquidität in Höhe von 47.439 TEUR zur Verfügung steht und der passive Rechnungsabgrenzungsposten in Höhe von 108.836 TEUR keine zukünftigen finanziellen Leistungsverpflichtungen enthält.”

2022 arbeiteten durchschnittliche 697 Mitarbeitende für das Unternehmen. Im den Vorjahren waren es noch 602 bzw. 555 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch hier lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. 2017 wirkten noch durchschnittlich 350 für das Unternehmen, dass in den vergangenen Jahren immer wieder mal mit einem Börsengang liebäugelte. Ein börsentaugliche Wachstumsgeschichte ist Babbel sicherlich. Was weiter fehlt ist die Aussicht auf schwarze Zahlen. 2023 plante das Unternehmen weiter mit roten Zahlen.

Fakten aus dem Jahresabschluss 2022

* 2022 setzte sich der Wachstumskurs der Vorjahre fort, wobei die Umsatzerlöse nach IFRS von 170.839 TEUR auf 206.070 TEUR stiegen, was einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr von 21% entspricht. Das Wachstum des fakturierten Umsatzes belief sich auf 30% im Jahresvergleich (gegenüber 12% im Vorjahr) Dies ist ein besonderer Erfolg, da es gelang, den pandemiebedingten Wachstumsschub von 2020 zu übertreffen. In beiden wichtigen Leistungsindikatoren lag die Babbel-Gruppe über den Erwartungen für das Geschäftsjahr.
* Die Babbel-Gruppe ist in mehreren geografischen Märkten aktiv und bedient sowohl B2C- als auch B2B-Kunden, wobei der B2C-Bereich 96% des Geschäfts ausmacht (98% im Jahr 2021).
* Innerhalb des B2C Bereich gibt es in 2022 eine klare Aufteilung zwischen dem US- und dem Global Segment, wobei das Global Segment von etablierten Märkten in Europa, wie Deutschland und Frankreich, dominiert wird. Da das Geschäft in diesen Märkten bereits gut etabliert ist, sind die Umsatzwachstumsraten geringer als auf dem US-Markt, der sich immer noch in einem starken Wachstumsmodus befindet. Das B2C-Segment unterteilt die Babbel-Gruppe auf Basis der fakturierten Umsätze. Bei fakturierten Umsätzen handelt es sich um eine Non-IFRS-Kennzahl, die den Kunden im Berichtszeitraum in Rechnung gestellten Umsätze widerspiegelt und sich eng an den Zahlungseingängen orientiert.
* Im B2B-Segment wurde der fakturierte Umsatz um 80 % im Geschäftsjahr (vs. 142% in 2021) gesteigert. Das Segment weist ein enormes Potenzial auf, da es ca. 30 % des globalen Sprachlernmarktes ausmacht. Im Geschäftsjahr betrug der Anteil an den gesamten fakturieren Umsätzen der Babbel Gruppe 4%. Die Markenbekanntheit von Babbel trug dazu bei, das Wachstum im B2B-Segment zu beschleunigen, ohne dass im Laufe des Geschäftsjahres hohe Investitionen in das Marketing getätigt werden mussten. Da der Trend zum Home-Office auch nach den COVID-Beschränkungen anhält, wird erwartet, dass das B2B-Segment seinen starken Wachstumspfad fortsetzen wird.
* Die Babbel-Gruppe hat im Laufe des Geschäftsjahres über 37 Mio EUR investiert, um die Lernplattform weiterzuentwickeln und den Wert des Ökosystems zu steigern. Der Ausbau des Ökosystems in Form von Babbel Live und weiteren Produkten wie Podcasts und Videos soll das Engagement der Nutzer erhöhen und den Umsatz im Laufe der Zeit kontinuierlich steigern. Trotz weiterer Investitionen lag der erzielte Cash-Deckungsbeitrag in 2022 leicht über den Erwartungen.
* Das leicht rückläufige und insgesamt weiterhin negative Gesamtergebnis der Gruppe in Höhe von 36.948 TEUR wurde deutlich durch die weitere Expansion in den Segmenten B2B sowie B2C und dem Aufbau der Produkte beeinflusst. Im Verhältnis zum Vorjahr gestiegene Aufwendungen für Marketing, Forschung und Entwicklung sind Haupttreiber für den um 26.140 TEUR gestiegenen Gesamtaufwand der Gruppe. Da Marketinginvestitionen in der Periode verbucht werden, in der sie getätigt werden, die Umsatzerlöse jedoch über die Laufzeit des Abonnements erfasst werden, gibt es einen zeitlichen Versatz zwischen Marketinginvestitionen und der Erfassung der Umsatzerlöse. Daher werden die Vorteile der Marketingausgaben nur teilweise während des Zeitraums realisiert, insbesondere in Zeiten eines starken Wachstums. Im Geschäftsjahr 2022 wurden 39.207 TEUR in der Umsatzabgrenzung erfasst. Aufgrund der Phasenverschiebung zwischen Aufwendungen und Erträgen wird die Gruppe die Erträge aus diesen Investitionen in den kommenden Jahren verbuchen.
* Der durchschnittliche Personalbestand stieg von 602 Beschäftigten im Jahr 2021 auf 697 Beschäftigte im Jahr 2022.
* Die geplanten Maßnahmen führen dazu, dass im Jahr 2023 ein starkes Wachstum der Cash Contribution Marge im Vergleich zum Vorjahr erwartet wird. Aufgrund der fortgesetzten Investitionen in Vertrieb und Marketing sowie Forschung und Entwicklung im Rahmen der Wachstumsstrategie wird die Babbel-Gruppe voraussichtlich auch im Jahr 2023 ein negatives Nettofinanzergebnis aufweisen.

Babbel im Zahlencheck

2022: 206,1 Millionen Euro (Umsatz); -36,9 Millionen Euro (Konzernjahresfehlbetrag)
2021
: 170,8 Millionen Euro (Umsatz); -39,0 Millionen Euro (Konzernjahresfehlbetrag)
2020
: 147,3 Millionen Euro (Umsatz); -23,6 Millionen Euro (Konzernjahresfehlbetrag)
2019
: 123,9 Millionen Euro (Umsatz); -3,0 Millionen Euro (Konzernjahresfehlbetrag)
2018: 106,4 Millionen Euro (Umsatz); -12,4 Millionen Euro (Konzernjahresfehlbetrag)
2017: 84,0 Millionen Euro (Umsatz); -9,0 Millionen Euro (Konzernjahresfehlbetrag)
2016: 67,0 Millionen Euro (Umsatz); -8.4 Millionen Euro (Konzernjahresfehlbetrag)
2015: 50,6 Millionen Euro (Umsatz); -10,3 Millionen (Konzernjahresfehlbetrag)
2014: 30,2 Millionen Euro (Umsatz); 1,3 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2013: 13,7 Millionen (Umsatz); 3,9 Millionen Euro (Jahresfehlbetrag)
2012: 53.617 Euro (Jahresfehlbetrag)
2011: 170.663 Euro (Jahresfehlbetrag)
2010: 486.840 Euro (Jahresfehlbetrag)
2009: 734.270 Euro (Jahresfehlbetrag)
2008: 261.910 Euro (Jahresfehlbetrag)
2007: 24.870 Euro (Jahresfehlbetrag)

Startup-Jobs: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung? In der unserer Jobbörse findet Ihr Stellenanzeigen von Startups und Unternehmen.

Foto (oben): babbel

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.