#Interview

“Rückschläge und Ruckler gehören einfach dazu”

"Nachdem wir mit fünf Mitarbeitern gestartet sind, haben wir zwei Finanzierungsrunden später fast 80 Mitarbeiter", sagt Sascha Goldstein, Gründer von Jumingo. Das Kölner Unternehmen möchte sich nun weiter als "Versandpartner für weltweite Paket- und Express Sendungen" etablieren.
“Rückschläge und Ruckler gehören einfach dazu”
Mittwoch, 26. April 2023VonAlexander Hüsing

Das Kölner Unternehmen Jumingo, das 2017 von Sascha Goldstein und Kai Kleuser gegründet wurde, positioniert sich als Versandplattform die Logistikbranche samt Versandkostenrechner. “Jumingo ist der beste Versandpartner für weltweite Paket- und Express Sendungen”, sagt Gründer Sascha Goldstein zum Konzept. Equivia Partners, neoteq ventures und Altinvestoren wie Tim Schumacher, Ryan Hood und Arno Nonnen investierten zuletzt eine siebenstellige Summe in das Unternehmen.

Der Start von Jumingo fand zu fünft “in einer selbst umgebauten Lagerhalle in Bergisch Gladbach” statt. Inzwischen arbeiten rund 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Jungfirma. “Wir haben bisher über 200.000 Kunden betreut und über 1,5  Millionen weltweite Pakete verschickt. Seit kurzem übernehmen unsere eigenen Jumingo-Fahrer in der Kölner Region die Abholung aller Jumingo Express-Sendungen, um so die Qualität und Effizienz gezielt zu steigern. Wir haben uns schnell von einer Vergleichsplattform zum digitalen Carrier entwickelt”, sagt Goldstein.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Jumingo-Macher zudem über Buchungsprozesse, Ressourcen und Bodenständigkeit.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Jumingo erklären?
Jumingo ist der beste Versandpartner für weltweite Paket- und Express Sendungen. Durch die Zusammenarbeit mit renommierten Versanddienstleistern wie DHL Express, UPS, FedEx und Co. gelingt es uns, das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für weltweite Sendungen anzubieten. Mit unserer Vergleichs- und Buchungsplattform findet man schnell und übersichtlich den besten Tarif und kann, falls notwendig, Zolldokumente oder eine Transportversicherung im Buchungsprozess hinzufügen. Nach Buchung können alle Sendungen unterschiedlicher Versanddienstleister zentral an einem Ort verwaltet werden. Zudem bieten wir einen persönlichen Kundenservice an und versenden zu 100 % CO2 neutral.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Wir sind mit dem Ziel gestartet, den Versandmarkt transparenter und digitaler zu gestalten. Diese Vorstellung verfolgen wir auch heute noch. Zu Beginn haben wir uns als reine Vergleichsplattform verstanden, sind aber indes zum persönlichen Versandpartner unserer Kunden geworden. Zusätzlich bieten wir mittlerweile unseren eigenen Express-Tarif an, bei dem wir auf Basis unzähliger Erfahrungswerte und Daten automatisch die Auswahl des passenden Carriers übernehmen. So bekommen unsere Kunden, auch ohne Logistik Erfahrung, je nach Bedarf den besten weltweiten Expressversand.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Die durch geschicktes Bündeln von Versandvolumen entstehende Vorteile geben wir an unsere Kunden weiter, so dass diese beim internationalen Versand bis zu 80 % sparen können und das bereits ab der ersten Sendung. So finden unsere Kunden auf jumingo.com garantiert den besten Dienstleister für ihren Versand. Darüber hinaus bieten wir nicht nur einen standardisierten, schnellen Buchungsprozess, ein umfangreiches Sendungsmanagement über alle Dienstleister hinweg, sondern auch vielfältige Anbindungsmöglichkeiten sowie individuelle Beratung. Das alles macht den weltweiten Versand bei uns nicht nur günstig, sondern vor allem einfach und persönlich – und unsere Kunden loyal.

Wie ist überhaupt die Idee zu Jumingo entstanden?
Im täglichen Business habe ich gemerkt, wie kompliziert und intransparent die Versandbranche ist, vor allem im internationalen Versand. Zudem sind die meisten Prozesse auch noch analog und Kundenservice wird nicht immer großgeschrieben. “Das muss auch anders gehen” war mein Gedanke und schon war die Idee von Jumingo geboren.

Wie hat sich Jumingo seit der Gründung entwickelt?
Nachdem wir mit fünf Mitarbeitern in einer selbst umgebauten Lagerhalle in Bergisch Gladbach gestartet sind, haben wir zwei Finanzierungsrunden später fast 80 Mitarbeiter und sitzen im Herzen von Köln direkt am Hauptbahnhof. Wir haben bisher über 200.000 Kunden betreut und über 1,5  Millionen weltweite Pakete verschickt. Seit kurzem übernehmen unsere eigenen Jumingo-Fahrer in der Kölner Region die Abholung aller Jumingo Express-Sendungen, um so die Qualität und Effizienz gezielt zu steigern. Wir haben uns schnell von einer Vergleichsplattform zum digitalen Carrier entwickelt.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
So richtig schief gegangen ist nichts, aber Rückschläge und Ruckler gehören beim Startup einfach dazu. So hat zum Beispiel der Relaunch unserer Webseite vor zwei Jahren doch länger gedauert und mehr Ressourcen benötigt, als wir anfangs geplant hatten. Aber auch der ständige Austausch mit Investoren hilft dabei, Pläne sowie Ideen nochmals zu überdenken und Fehlentscheidungen zu vermeiden.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht?
Wir haben auf die richtige Idee, Partner und Mitarbeiter gesetzt – in dieser Kombination sind wir unschlagbar. Auch die Vision, die wir als Jumingo haben, unsere eigene Versanddienstleistung Jumingo Express weiter auszubauen und im deutschen Expressmarkt zu wachsen, ist zukunftsweisend.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Ich kann nur von mir selber sprechen: wenn Du eine Idee hast, die anderen dabei hilft, effizienter agieren zu können oder Probleme zu lösen, dann verfolge die Idee und mach, egal, was andere sagen. Aber man sollte bei seinem Business Modell nicht nur auf den Topline-Umsatz schauen, sondern auch einen Blick auf die Gross-Marge haben. Ein Business Modell mit einer niedrigen Marge ist schwierig, langfristig profitabel zu bekommen.

Wo steht Jumingo in einem Jahr?
Wir sind aktuell auf dem Schritt vom Startup zum Scale-up. Das bringt viele neue Herausforderungen mit sich. In einem Jahr werden wir nochmals besser und breiter aufgestellt sein und unser nachhaltiges Wachstum weiter vorangetrieben haben.

Reden wir zudem noch über den Standort Köln. Wenn es um Startups in Deutschland geht, richtet sich der Blick sofort nach Berlin. Was spricht für Köln als Startup-Standort?
Mittlerweile wird jeden dritten Tag ein neues Startup in Köln gegründet, das sagt doch schon einiges aus. Das Kölner Ökosystem ist jung, motiviert, authentisch und vor allem stark vernetzt. Gepaart mit der guten Investoren-Landschaft bietet es die ideale Grundlage für eine Startup-Gründung in der Rheinmetropole. Hinzu kommt die Bodenständigkeit der Kölner Businessszene, die dazu führt, dass mehr auf Substanz statt auf Superlative gesetzt wird. Der Standort Köln wird dadurch abgerundet, dass der Wettbewerb um gute Mitarbeiter etwas geringer im Vergleich zu “gehypten” Städten wie bspw. Berlin oder Hamburg ist.

Was ist in Köln einfacher als im Rest der Republik?
Man kennt und hilft sich in Köln. Die Toleranz, Offenheit und die Herzlichkeit machen es Startups in Köln leichter.

Durchstarten in Köln – #Koelnbusiness

In unserem Themenschwerpunkt Köln werfen wir einen Blick auf das Startup-Ökosystem der Rheinmetropole. Wie sind dort die Voraussetzungen für Gründer:innen, wie sieht es mit Investitionen aus und welche Startups machen von sich reden? Mehr als 550 Startups haben Köln mittlerweile zu ihrer Basis gemacht. Mit zahlreichen potenziellen Investoren, Coworking-Spaces, Messen und Netzwerkevents bietet Köln ein spannendes Umfeld für junge Unternehmen. Diese Rubrik wird unterstützt von der KölnBusiness Wirtschaftsförderung. #Koelnbusiness auf LinkedInFacebook und Instagram.

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Foto (oben): Jumingo

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.