#Interview

“Eine solide Durchfinanzierung für die ersten ein bis zwei Jahre ist das A und O”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Für gewöhnlich starten wir in den Tag mit der Diskussion über die wichtigsten Themengebiete. Je nach Wochentag wird der Entscheidungsträger aus den C-Levels hinzugeschaltet", sagt Thomas Isermann, Gründer von Greenforce. 
“Eine solide Durchfinanzierung für die ersten ein bis zwei Jahre ist das A und O”
Freitag, 30. Dezember 2022VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Dieses Mal antwortet Thomas Isermann, Gründer von Greenforce. Das Münchner Food-Unternehmen, 2020 gegründet, setzt auf Fleisch- und Milch-Alternativen.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Für gewöhnlich starten wir in den Tag mit der Diskussion über die wichtigsten Themengebiete in den unterschiedlichen Abteilungen. Je nach Wochentag wird der jeweilige Entscheidungsträger aus den C-Levels hinzugeschaltet.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Ich koche viel für Freunde und Familie. Dabei experimentiere ich natürlich auch gerne mit unseren pflanzlichen Foodalternativen und verfeinere die Easy To Mix Mischungen je nach Geschmack ganz individuell.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Glücklicherweise durfte ich in der Vergangenheit schon viel Gründungserfahrung sammeln und habe dabei gelernt, dass eine solide und langfristige Finanzierung des Startups entscheidend ist. In den wenigsten Fällen werden aufgrund der neuen Geschäftsmodelle Businesspläne eingehalten.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Von einem Angestelltenverhältnis mit wenig finanziellen Mitteln den Weg zur ersten Gründung zu gehen und zu lernen, wie hart es ist, jeden Tag aufs Neue für seine Idee zu kämpfen und nicht aufzugeben.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Gerade im Unternehmertum werden jeden Tag Fehler gemacht und nur durch diese lernt man Lektionen. Jeder erfolgreiche Unternehmer ist zig Mal hingefallen und hat Fehler gemacht. Nur, wenn du ein Mal mehr aufstehst, als du hinfällst, wirst du belohnt werden. Rückblickend auf die letzten 15 Jahre war jeder Fehler wichtig, um heute erfolgreich sein zu dürfen. Daraus habe ich auch gelernt, demütig zu sein. Erfolg ist keine Selbstverständlichkeit und nichts, das auf Dauer bleiben muss. Es spielen zu viele Variablen hinein, die die Gegebenheiten für den Erfolg jeden Tag aufs Neue beeinflussen, wie z.B. die aktuelle weltwirtschaftliche und weltpolitische Lage oder die Energiekrise.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Über LinkedIn, Jobportale und direkte Ansprache.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Eine solide Durchfinanzierung für die ersten ein bis zwei Jahre ist das A und O für eine erfolgreiche Gründung. Der Businessplan muss wirklich realistisch sein. Starke, erfahrene Partner und verlässliche Business Angels tragen natürlich auch zum Erfolg bei. Überlegt Euch, von welchen erfahrenen Unternehmer*innen Ihr lernen könnt und holt sie Euch an Bord. Stellt Euch ein motiviertes, passioniertes Team zusammen.
Seid fokussiert und brennt gemeinsam für Eure Sache.

Ohne welches externes Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Shopify.

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Unser Teamspirit macht uns wirklich besonders. Wir sind schnell gewachsen und es kommen kontinuierlich neue Mitarbeiter*innen hinzu. Mich freut es, zu sehen, wie rasch diese integriert sind und wie jede*r Einzelne zum Greenforce-Fan wird. Alle sind mit Begeisterung dabei und haben verstanden, dass wir einen wahnsinnig großen Impact haben, weil wir mit dem was wir tun die größte Food-Revolution in der industriellen Menschheitsgeschichte vorantreiben. Das allein, motiviert schon extrem. Auch unser neues Office, in das wir kürzlich erst eingezogen sind, bringt für uns als Team einen Mehrwert. Hier haben wir endlich die Möglichkeit, unser Forschungs- und Entwicklungsteam mit den restlichen Mitarbeiter*innen an einem Standort zu vereinen. Außerdem gibt es regelmäßige Teamevents, sowohl in den einzelnen Abteilungen, als auch firmenübergreifend. Beispielsweise haben wir bei unserer letzten Firmenveranstaltung auf dem Oktoberfest alle gemeinsam im Hofbräuzelt gefeiert, dass es unsere beiden Produkte, die vegane Currywurst sowie die vegane Weißwurst dort auf die Speisekarte geschafft haben.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Ich habe in den arabischen Emiraten vor 45 Minister*innen einen Vortrag darüber gehalten, wie wichtig plant based food für die weltweite Einsparung von Wasser und CO2 ist.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Greenforce