#Gastbeitrag

Impact und Rendite sind voneinander untrennbar!

Impact Investor:innen sind keine Philanthropen. Doch wir werden langfristig in dieser Welt nur (über)leben können, wenn wir Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit miteinander vereinbaren! Ein Gastbeitrag von Tina  Dreimann.
Impact und Rendite sind voneinander untrennbar!
Freitag, 22. Juli 2022VonAlexander Hüsing

Impact Investing bedeutet, Geschäftsmodelle zu unterstützen, die nicht nur von Rendite getrieben sind, sondern auch einen positiven Einfluss auf die Welt haben. Obwohl Impact kaum noch wegzudenken ist, gibt es zum Thema Impact-Investing immer noch viele Stereotypen. Es wird höchste Zeit, sich von diesen fünf Denkfehlern zu verabschieden:

Irrglaube #1: Man muss Überzeugungstäter:in sein, um in Impact zu investieren
Man muss kein:e Überzeugungstäter:in sein, um auf Impact zu setzen. Etwa 94 Prozent der Menschen in Deutschland meint, dass mehr in nachhaltige Startups investiert werden sollte (laut einer Studie von Appinio und better ventures). Das Thema entwickelt sich aktuell zu einer Art neuem Mainstream innerhalb der Investment-Szene. Auch große VCs und Funds fokussieren sich zunehmend auf Impact – nicht nur weil sie erkannt haben, dass es Geld einbringt, sondern weil sie rational erkannt haben, dass sie ohne Impact langfristig kein Geld mehr verdienen können. Dank dieser Entwicklung können Start-ups, die die Welt verbessern, endlich eine breite Masse erreichen.

Irrglaube #2: Impact lässt sich nicht quantifizieren
Einen Impact haben Geschäftsmodelle dann, wenn sie eine direkte positive Wirkung auf unsere Gesellschaft oder unsere Welt haben. Die größte Herausforderung bei der Impact-Bewertung von Startups ist, dass es nicht den einen Richtwert für alle Startups geben kann. Denn passende Zielwerte unterscheiden sich je nach Investment-Feld. So ist der Mehrwert, den eine App für mentale Gesundheit hat, beispielsweise nicht vergleichbar mit der Emissionsreduktion eines anderen Startups. Impact lässt sich aber anhand bestimmter Kriterien messbar machen, zum Beispiel anhand der Sustainable Development Goals oder dem IRIS-Katalog, welcher Nachhaltigkeits-Metriken für unterschiedliche Branchen definitiert. Zusätzlich kann man sich bei der?? Einschätzung von Impact-Startups am Project Drawdown für die Emissionsreduktion orientieren. 

Irrglaube #3 : Es gibt keine Vorbilder:innen im Impact-Investing-Bereich
Ein allgemeines Bewusstsein für Impact ist vorhanden, sonst würden klassische Investor:innen nicht Green- bzw. Impact-Fonds aufsetzen. Damit aber gesellschaftliche Veränderung voranschreitet, wird es weitere Vorbilder:innen brauchen.
Was aber nicht bedeutet, dass es noch keine gibt – denn wer genau schaut, findet sie im In- und Ausland. Mich persönlich inspirieren ??Suse Reynolds, die Vorständin des erfolgreichen Business Angel Clubs „Angel-HQ” in Neuseeland und Dr. Mariana Bozesan, Begründerin des Begriffs „Integral Investing”,  einem Investment-Ansatz der Impact First versus Finance First vereint. Impact Investor:innen sollten sich gegenseitig inspirieren und unterstützen – statt gegeneinander zu arbeiten. So stehen wir auch in engem Austausch mit neuen Impact Funds wie The World Fund, Planet A oder Pirate. Die Investment-Felder und die Probleme unserer Zeit sind groß und dringlich genug.

Irrglaube #4: Mit Impact allein kann man keinen Erfolg feiern

Mit Impact kann man sogar mehr Erfolg haben, als ohne! Im besten Fall schaffen es Start-ups oder auch „Speedboats” genannt, die Konzerne im gleichen Markt, die „großen Tanker”, zu mehr Nachhaltigkeit zu bewegen. Und damit lösen sie eine grüne Welle entlang bestehender Märkte aus – auf den Konsument:innen wie auch den Anbietenden.

Ein wunderbares Beispiel dafür, dass nachhaltige Lösungen Umsatz einspielen können, liefert Everdrop. Das Startup ist erst 2019 gestartet, setzt aber jetzt schon zweistellige Millionen-Beträge um. Das Team hat es mit seinen Ideen und Produkten auch geschafft, dass führende Hersteller von Reinigungsmittel, die Henkel & Co dieser Welt, ihre Produktionsweise überdenken. Wenn das mal kein Erfolg ist.Nachhaltige Lösungen sind die größte unternehmerische Chance, die wir haben. Oder um Larry Fink von Blackrock zu zitieren: „The next 1000 unicorns won’t be search engines or social media companies, they’ll be sustainable, scalable innovators – startups that help the world decarbonize and make the energy transition affordable for all consumers.

Irrglaube #5: Mit Impact kann man kein Geld verdienen!
Geld zu verdienen und einen positiven Impact zu haben – das ist beides zugleich möglich: Laut des Global Impact Investing Networks fühlen sich mehr als 80 Prozent der Investor:innen für die Unterstützung weltweiter sozialer und ökologischer Initiativen verantwortlich und 24 Prozent der Anleger:innen sind überzeugt, dass dies zu besseren Renditen und Risikoprofilen führt. Impact ist die größte volks- und betriebswirtschaftliche Chance und Aufgabe unseres Jahrhunderts, davon bin ich überzeugt. Auch unsere Vorbilder aus Neuseeland und dem Silicon Valley zeigen: Mit einer starken Auswahl und wertegetreibenen Angels ist eine Verzehnfachung der ursprünglichen Investmentsummer durchaus möglich.

Impact Investor:innen sind keine Philanthropen. Doch wir werden langfristig in dieser Welt nur (über)leben können, wenn wir Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit miteinander vereinbaren!

Über die Autorin
Tina Dreimann ist Gründerin und Geschäftsführerin von better ventures. better ventures ist ein Zusammenschluss von erfolgreichen Unternehmer:innen, ein sogenannter Angel Club, der frühphasig Impact-Startups unterstützt – finanziell und vor allem auch durch Know-How, Rat und Tat.

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Foto (oben): Shutterstock

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.