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“Es ist ganz normal, gerade zu Beginn der Gründung, Fehler zu machen”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Sich ein starkes Netzwerk aufzubauen, kann und sollte man auch schon vor der Gründung machen. Das erleichtert die Gründung auf jeden Fall!", ist sich Stella Maria Sorg, Gründerin von Mersor, sicher.
“Es ist ganz normal, gerade zu Beginn der Gründung, Fehler zu machen”
Freitag, 17. Juni 2022VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antworten Stella Maria Sorg und Lisa Kristina Meissner, die beiden Gründerinnen von Mersor. Das Berliner Startup möchte “Menschen durch die Kunst des Schenkens miteinander verbinden”.

Wie startet ihr in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Sorg: Ich bin eine absolute Frühaufsteherin und arbeite gerne bevor alle anderen aus dem Team ins Büro kommen. So kann ich bereits in Ruhe die wichtigsten Themen für den Tag abarbeiten.

Meissner: Bei mir ist es tatsächlich komplett umgekehrt, ich arbeite gerne spät abends und stehe entsprechend auch später auf. Mein Tag beginnt meistens gegen 9 Uhr. Im Bett kümmere ich mich bereits um die ersten Nachrichten, die ich von dort aus schnell beantworten kann und stehe danach in Ruhe auf.

Wie schaltet ihr nach der Arbeit ab?
Sorg: Am besten erhole ich mich, wenn ich Zeit mit meiner Familie verbringe. Da ich eine große Familie habe, ist immer viel los und es bleibt eigentlich kaum Zeit, um an die Arbeit zu denken. Zusätzlich schaffe ich mir Ruhemomente durch kleine Spa-Stunden, in denen ich alleine bin und mich dem Startup Trubel etwas entziehen kann.

Meissner: Im Alltag hole ich mir meinen Ausgleich durch die Zeit mit meinem Partner, meiner Familie und dem Training mit meinem Hund. Aktuell arbeiten wir an der Begleithundeprüfung, damit wir schon bald an Hundesport-Turnieren teilnehmen können.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättet ihr gerne vor der Gründung gewusst?
Sorg: Wie hilfreich es ist, ein starkes Netzwerk zu haben! Sich ein starkes Netzwerk aufzubauen, kann und sollte man auch schon vor der Gründung machen. Das erleichtert die Gründung auf jeden Fall! Aus diesem Grund haben wir auch unsere Eventreihe “Fempreneur Roundtable” ins Leben gerufen, um einen ehrlichen und offenen Austausch unter Gründerinnen und angehenden Gründerinnen zu ermöglichen.

Meissner: Dabei steht jedes Event unter einem ausgewählten Thema (z.B. Funding) und wird durch eine Expertin als Gastrednerin begleitet. Dieses Jahr haben wir bereits unseren dritten Round Table und freuen uns so, das Gründerinnen-Netzwerk in Berlin stärken zu können.

Was waren die größten Hürden, die ihr auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Sorg: Ich habe Mersor noch während meines BWL-Studiums aus dem Wohnzimmer heraus gegründet. So war es am Anfang natürlich erst einmal eine Hürde den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen und damit einhergehend alle finanziellen Sparschweine zu plündern.

Meissner: Ich bin tatsächlich durch Zufall auf der Mersor Website auf die Stellenausschreibung zur CFO/Mitgründer:in aufmerksam geworden. Deswegen war für mich die größte Herausforderung meinen sicheren Job als Controllerin aufzugeben, einen Kredit aufzunehmen und bei Mersor einzusteigen.

Was waren die größten Fehler, die ihr bisher gemacht habt – und was habt ihr aus diesen gelernt?
Meissner: Es ist ganz normal, gerade zu Beginn der Gründung, Fehler zu machen. Wichtig ist der Blickwinkel: wir sehen Fehler auch immer als Learnings. Für uns ist es extrem wichtig, Dinge
zu testen und auszuprobieren, um so daraus lernen zu können. Dafür haben wir intern sogar extra den Teams-Channel Fun Fact erstellt, um auch Misserfolge mit Humor zu nehmen.
Wichtig ist immer der Blick in die Zukunft!

Wie findet man die passenden Mitarbeiter:innen für sein Startup?
Sorg: Das wichtigste ist für uns immer der Cultural Fit. Aber auch eine hohe Lern- und Einsatzbereitschaft sowie eine große Eigenverantwortung. Wir sind ein Team – wenn eine andere Abteilung Unterstützung braucht, packen wir alle mit an. Das gilt auch für unser Fulfillment. Inzwischen ist unser Fulfillment-Team zwar ganz gut abgedeckt, das war aber in der Vergangenheit nicht immer der Fall und so hat jeder mal mit angepackt (auch wir Gründerinnen).

Welchen Tipp habt ihr für andere Gründer:innen?
Sorg: Es gibt immer Höhen und Tiefen im Start-up Leben. In beiden Szenarios ist es meines Erachtens wichtig eine/n Co-Gründer:in an der Seite zu haben. Es macht so viel mehr Spaß Erfolge zu teilen und zu feiern. Gleichzeitig ist es nicht zu unterschätzen, wie wichtig es ist, einen Sparring Partner zu haben, wenn es mal nicht so gut läuft.

Meissner: Das sehe ich auch so! Wir wissen natürlich, dass es nicht immer so einfach ist, den passenden Mitgründer zu finden. Wir ergänzen uns in den Kernaufgaben und treffen wichtige Entscheidungen zusammen. Darüber hinaus verbindet uns unser Humor. Das ist auf jeden Fall eine sehr wichtige Grundlage, damit die Zusammenarbeit Spaß machen.

Ohne welches externe Tool würde euer Startup quasi nicht mehr existieren?
Meissner: Für uns sind es eher die Leute dahinter als irgendein Tool. Aber tatsächlich setzen wir intern auf Microsoft Teams – das ist für uns Slack, Asana und Google Drive in einem und
nicht mehr weg zu denken!

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Meissner: Bei uns herrscht tatsächlich immer eine sehr gute Stimmung im Team. Wir sind ein sehr junges Team, lachen viel und das ist uns auch sehr wichtig! Wer hier sicherlich auch noch einen großen Teil dazu beiträgt sind unsere drei Office-Hunde. Aber nicht nur die machen gute Stimmung bei uns: In unserem internen Teams Channel posten wir auch Screenshots und lustige E-Mails, die einem so im Arbeitsalltag begegnen.

Was war Euer bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Sorg: Unser Pop Up Shop über Weihnachten – sechs Wochen am Stück, mit zwei verkaufsoffenen Sonntagen, immer von 10-20 Uhr. Das war schon eine wilde Zeit. Da wir den Pop Up auf einer Fläche in einem Kaufhaus hatten, mussten wir gelegentlich auch andere Themen neben dem Verkauf auf der Fläche abarbeiten. So kam es z.B. auch dazu, dass wir die Umkleidekabinen als “Office” genutzt haben, um E-Mails zu beantworten und Kundensupport abzuarbeiten. Heute lachen wir darüber!

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

Foto (oben): Mersor