#Gastbeitrag

The Big Four of Funding: Wie vier Bundesländer Startups effektiv fördern

Auf der Suche nach Finanzierungen, können Gründer bei ihrer Landesbank staatliche Fördermittel beantragen. Die Hindernisse sind bekannt: Das Angebot an Fördermitteln variiert je nach Bundesland und Unternehmensphase, wobei sowohl Bürokratie als auch Restriktionen den Zugang zusätzlich erschweren. Ein Gastbeitrag von Mirko Twardy.

In Zuge der Fördermittelrecherche bei Gründern tritt primär die Frage auf, ob das Förderprogramm dem Gründer in seiner jeweiligen Situation überhaupt zugänglich und/oder nützlich ist.      
Vor der Analyse der „Big Four“ ist daher eine Eingrenzung bzw. Einordnung der jeweiligen Gründungsphase von Vorteil:

  • Start: In dieser Unternehmensphase erarbeitet der Gründer das Konzept seines Vorhabens. Die eigentliche Gründung steht noch bevor.
  • Aufbau: In dieser Unternehmensphase konkretisiert der Gründer sein Vorhaben und finalisiert seinen ersten Business-Plan. Es folgt der Aufbau grundlegender Unternehmensstrukturen.
  • Wachstum: Die Grundlage des Unternehmens ist vorhanden und es wurden möglicherweise erste Umsätze generiert. Darüber hinaus wird die Skalierung und Finanzierung des Unternehmens forciert.
  • Innovation/Forschung und Entwicklung: Diese Unternehmensphase umfasst klassische Unternehmensprogramme, die von Gründern in den Phasen Aufbau und Wachstum genutzt werden können.    

Berlin – All-In-One Lösung für Aufbau & Wachstum

Start: Für den Start eines Business mit einer innovativen Idee bietet sich das Berlin Start-Up Stipendium an. Voraussetzung dafür ist, dass das Vorhaben von mindestens zwei Gründern getragen wird. 

Wachstum: Im Anschluss lässt sich das Programm dann wunderbar mit den Förderprogrammen Gründungsbonus, wo Marketing- sowie allgemeine Sachausgaben mit bis zu 50.000 EUR gefördert werden und dem Innovationsassistent/-in verknüpfen, wo die Einstellung von Hochschulabsolventen mit einem Zuschuss von bis zu 20.000 EUR pro Jahr unterstützt werden. 

Die GRW-Förderung kann in Berlin für das Unternehmenswachstum genutzt werden. Hierfür sollte man entweder investieren (z.B. in den Aufbau eines Bürostandortes oder die Produktion des Betriebes) oder Personal einstellen. 

Innovation/Forschung und Entwicklung: Im Bereich Innovation ist das Förderprogramm Pro FIT ein auf Gründer zugeschnittenes Förderprogramm, das für besonders innovative Vorhaben geeignet ist. Hier gilt: Je weiter das Produkt vom Markt weg ist, desto größer sind die Chancen auf einen Zuschuss. Zur Wahrheit gehört in Berlin jedoch auch, dass gerade der Gründungsbonus und Pro FIT stark frequentiert sind und eine Antragsstellung nur mit stark innovativem Geschäftsmodell zu empfehlen ist.

Brandenburg – Booster für Betriebswachstum

Wachstum: Da lohnt schon eher ein Blick über die Stadtgrenze nach Brandenburg – Obwohl es dort kein Gründerstipendium gibt, wird hier dennoch einiges für Gründer getan: Gründung Innovativ mit einem Zuschuss von bis zu 100.000 EUR (aktuell sind jedoch keine Anträge möglich; wird dann im Sommer 2022 wohl wieder zur Verfügung stehen) und die Brandenburger Innovationsfachkräfte mit Zuschüssen von bis zu 40.000 EUR für die Einstellung von Personal der Hochschulen begünstigen die Gründer im Aufbau des Geschäfts in Brandenburg. Möchte man weiterwachsen, so bietet sich auch in diesem Bundesland die GRW Förderung an. 

Innovation/Forschung und Entwicklung: Auch in Brandenburg steht Gründern das Programm Pro FIT zur Verfügung, für kleinere F&E Projekte bietet sich der Innovationsgutschein Big FuE an, der Projekte mit bis zu 100.000 EUR bezuschusst. 

NRW – Förderung für Klein & Groß

Start: Wer als berufstätiger Einzelgründer eine Idee zur Gründung in NRW verfolgt, sollte sich das Förderprogramm „Gründerstipendium.NRW“ näher anschauen. Gründer, die 75 % ihres Arbeitsvolumens ihrer Idee widmen, können einen Zuschuss von bis zu 1000 EUR pro Monat erhalten.

Aufbau: NRW bietet zum Aufbau eines Unternehmens zwei Optionen an: 

Zum einen gibt es die regionale Wirtschaftsförderung, die unter gewissen Umständen Vorhaben in Gebieten abseits der Ballungszentren (z. B. das Ruhrgebiet) fördert. Hier wird die Markteinführung innovativer Produkte mit bis zu 200.000 EUR bezuschusst. 

Zum anderen gibt es das Förderprogramm „Mittelstand Innovation & Digital“ (MID), das den Gründern Innovationsassistenten einer Hochschule zu Seite stellt.

Wachstum: Die GRW Förderung spielt auch in NRW eine Rolle und ist je nach Gebiet ein wahrer Wachstumsfaktor.

Innovation/Forschung und Entwicklung: Während das Förderprogramm der „FEI-Richtlinien“ den gewohnten Fokus auf die Förderung von Innovation legt, bietet NRW darüber hinaus das „progres.nrw“ Förderprogramm zur Steigerung von Energieeffizienz an.

Bayern – Start? Zuschuss?

Start: Im Süden von Deutschland können Gründer zu Beginn ihrer Reise auf das Förderprogramm „Flügge Stipendium“ zurückgreifen. 

Da es sich hierbei um eine Hochschulinitiative handelt, ist dieses Förderprogramm allerdings nur für Studierende einer bayerischen Hochschule zugänglich.

Aufbau: Das Förderprogramm „Start? Zuschuss!“ bietet eine überschaubare Förderung für spezifische Projekte im Sinne der Digitalisierung.

Wachstum: Die GRW-Förderung findet in Bayern nur begrenzt Anwendung. Während Ballungszentren wie München von der Förderung ausgeschlossen sind, kommen primär ländliche Regionen in die Gunst einer regionalen Wirtschaftsförderung.

Innovation/Forschung und Entwicklung: Das Förderprogramm „BayTP+“ bietet Förderungen für innovative, risikoreiche Vorhaben an. Hier sollte man jedoch als Gründer schon etwas weiter mit seinem Geschäftsmodell sein und sich in der Phase Aufbau/Wachstum befinden. 

Über den Autor
Mirko Twardy ist seit mehr als 10 Jahren als Unternehmensberater tätig und hat in dieser Zeit diverse Großfördermittelprojekte über die Bühne gebracht. Seit gut drei Jahren ist er für das Fördercafé auch als Startup-Coach in Acceleratoren unterwegs und schreibt nebenbei für Startup-Magazine zu den neuesten Trends im Fördermittel- und Start Up Sektor.

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Foto (oben): Shutterstock