#Interview

Operations1 – von der Digitalisierungsberatung zur Softwarelösung

Operations1, 2016 gegründet, ersetzt in Fabriken Papier, Drucker, Scanner und komplizierte Computer-Programme. Inzwischen arbeiten knapp 50 Mitarbeiter:innen für das Unternehmen. OpenOcean, Cherry Ventures und 42cap investierten zuletzt 12,5 Millionen US-Dollar in Operations1.
Operations1 – von der Digitalisierungsberatung zur Softwarelösung
Donnerstag, 10. März 2022VonAlexander Hüsing

Das Augsburger Startup Operations1, das 2016 von Daniel Grobe und Benjamin Brockmann gegründet wurde, positioniert sich als “All-in-One Softwarelösung für digitale Arbeitsanweisungen und Checklisten”.  “Wir ersetzen Papier, Drucker, Scanner und komplizierte Computer-Programme durch einen ‘kleinen Computer’, den die Mitarbeiter bei sich tragen können. So wissen sie jederzeit, welche Tätigkeiten sie auf welche Art und Weise durchführen sollen”, erklärt Gründer Brockmann das Konzept.

Unternehmen wie Hirschvogel, POLIPOL und Stabilo setzen bereits auf das Startup. OpenOcean investierte kürzlich gemeinsam mit Altinvestoren wie Cherry Ventures und 42cap rund 12,5 Millionen US-Dollar in das Unternehmen, das früher als Cioplenu bekannt war. “Mittlerweile sind wir knapp 50 Mitarbeiter und haben eine dreistellige Kundenanzahl. Unser bisher größtes Momentum hatten wir 2021: Hier konnten wir unsere Kundenanzahl verdreifachen und unser Team verdoppeln.”, sagt Brockmann.

Im Interview mit deutsche-startups.de spricht der Operations1-Macher außerdem über Problemstellungen, Wiedererkennungswert und den Frankfurter Ostpark.

Wie würdest Du Deiner Großmutter Operations1 erklären?
Wir möchten den Mitarbeitern in Fabriken die Arbeit erleichtern. Wir ersetzen Papier, Drucker, Scanner und komplizierte Computer-Programme durch einen “kleinen Computer”, den die Mitarbeiter bei sich tragen können. So wissen sie jederzeit, welche Tätigkeiten sie auf welche Art und Weise durchführen sollen.

War dies von Anfang an euer Konzept?
Zu Beginn haben wir als Digitalisierungsberatung im Projektgeschäft angefangen und haben uns hin zur Softwarelösung entwickelt. Wir sind also der Problemstellung treu geblieben, aber haben unser Geschäftsmodell geändert. So können wir einen viel größeren Impact haben, als punktuelle Verbesserungen bei Einzelkunden umzusetzen.

Wie genau funktioniert denn euer Geschäftsmodell?
Wir nutzen ein Software-as-a-Service Geschäftsmodell. Jeder Mitarbeiter erhält dabei eine Lizenz und das Unternehmen zahlt eine monatliche Mietgebühr für die Software.

Zum Start lautete euer Name Cioplenu. Warum habt ihr den Namen geändert?
Dass wir eine Brand entwickeln wollen, die internationalen Wiedererkennungswert hat und eine klare Botschaft übermittelt, war uns bereits seit einigen Jahren klar. Wir haben uns einfach Zeit gelassen, einen Namen zu entwickeln, an den wir zu 100 % glauben. Der Name Operations1 besteht nämlich aus zwei Komponenten: Das Wort Operations basiert auf unserer Zielgruppe, den Mitarbeitern in operativen Bereichen von Unternehmen. Wir bauen eine Softwarekategorie auf, die sich an die Bedürfnisse der Mitarbeiter anpasst, Informationen in angepasster Form bereitstellt und die Organisation vernetzt. Die 1 symbolisiert unseren ganzheitlichen Ansatz, keine Insellösung beispielsweise für den Bereich Qualität zu entwickeln, sondern eine Plattform, die alle menschengeführten Produktionsprozesse einschließt.

Wie seid ihr auf den Namen Operations1 gekommen?
Das ist eine typische Startup-Geschichte, denke ich. Während des Covid-Lockdowns war es schwierig, seinen Hobbies wie Sport nachzukommen. Alle Fitnessstudios und Sportstätten waren geschlossen. Samstags waren Daniel Grobe, Moritz Stern und ich manchmal im Frankfurter Ostpark kicken. In den Pausen ging‘s immer ins Brainstorming für einen passenden Namen für unser geplantes Rebranding. Irgendwann ist dabei Operations1 rausgepurzelt. Wir haben den Namen danach eine Woche reifen lassen und dann unseren Fokus auf das Rebranding zu Operations1 gerichtet.

Wie ist überhaupt die Idee zu Operations1 entstanden?
Aus der konkreten Problemstellung heraus, welche wir im Rahmen unserer Masterarbeit in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut untersucht haben. Diese Zeit zusammen mit den ersten Pilotkunden hat uns sehr geholfen, unsere Geschäftsidee zu konkretisieren.

Wie hat sich Operations1 seit der Gründung entwickelt?
Operations1 haben wir 2016 gegründet. Mittlerweile sind wir knapp 50 Mitarbeiter und haben eine dreistellige Kundenanzahl. Unser bisher größtes Momentum hatten wir 2021: Hier konnten wir unsere Kundenanzahl verdreifachen und unser Team verdoppeln. Wichtige Meilensteine waren mit Sicherheit die Finanzierungsrunden mit 42cap, Cherry Ventures und OpenOcean, welche wir glücklicherweise stets aus der Wachstumsmotivation heraus angehen konnten.

Kürzlich konntet ihr von den genannten Investoren 12,5 Millionen US-Dollar einsammeln. Wie habt ihr eure Investoren gefunden?
Im Rahmen des Series A-Prozesses haben wir mit einigen Venture Capital-Unternehmen gesprochen und sind dabei auf OpenOcean aufmerksam geworden. Typischerweise baut man bei so einer Investitionsrunde gemeinsam mit seinen Bestandsinvestoren eine Long List an potenziellen Investoren, mit welchen man sich virtuell trifft und anschließend das Feld verengt. Wir haben mit etwa 40 VCs gesprochen und sind sehr froh, mit OpenOcean neben einem Investor auch einen Partner gefunden zu haben, der auf die Internationalisierung von B2B-Softwareunternehmen spezialisiert ist und zusätzlich Wissen und Netzwerk mitbringt.

Eure Heimat ist Augsburg, also abseits der großen Gründerzentren. Was sind die Vor- und was die Nachteile in Augsburg?
In Augsburg haben wir nach wie vor ein Büro im Technologiezentrum. Der direkte Kontakt zu Forschung und Anwenderunternehmen in der Region war ein großer Vorteil für uns. Neben dem Augsburger Standort haben wir 2020 unser Headquarter in Frankfurt am Main bezogen, um unter Hiring-Gesichtspunkten schneller wachsen zu können.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
So richtig schief ist wenig gegangen. Aber wir haben natürlich sehr viel dazugelernt. Im ersten Jahr wollten wir beispielsweise Hardware mitverkaufen – Tablets, Maschinensensoren und Co. Allerdings haben wir sehr schnell aus der Lektion gelernt. Man sollte sich auf eine Sache konzentrieren, um diese richtig gut machen. Zudem unsere erste Brand, sicony. Aufgrund eines Namensrechtskonflikts waren wir damals gezwungen, unseren Namen zu ändern. Cioplenu war damals das Resultat.

Und wo hat Ihr bisher alles richtig gemacht?
Seit Beginn an bis heute setzen wir auf eine einfache Bedienbarkeit – User Experience – der Software. Das sagt sich so einfach. Es ist aber wirklich schwierig, sich hierbei treu zu bleiben, wenn man die Software kontinuierlich um Funktionalitäten ergänzt.

Welchen generellen Tipp gibst Du anderen Gründern mit auf den Weg?
Die Phase des Product-Market Fit ist sehr ernst zu nehmen. Das heißt sich vor allem in der Anfangszeit sehr intensiv mit seinen Pilotkunden auseinanderzusetzen, nicht nur über Produktanforderungen, sondern auch über Hintergründe und Ziele unterhalten. Man sollte in dieser Zeit sehr fokussiert sein und beispielsweise Themen wie den Aufbau neuer Vertriebskanäle, Partnering oder Internationalisierung ausklammern.

Wo steht Operations1 in einem Jahr?
Wir planen mit der Verdopplung des Teams, der Verdopplung der Kundenbasis und einer Festigung unserer Positionierung als Nummer Eins-Plattform für operative Produktionsprozesse. Natürlich erweitern wir in diesem Zuge unsere Software kontinuierlich um innovative Funktionalitäten. Ich gebe gerne bei Euch ein Update.

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Foto (oben): Operations1

Alexander Hüsing

Alexander Hüsing, Chefredakteur von deutsche-startups.de, arbeitet seit 1996 als Journalist. Während des New Economy-Booms volontierte er beim Branchendienst kressreport. Schon in dieser Zeit beschäftigte er sich mit jungen, aufstrebenden Internet-Start-ups. 2007 startete er deutsche-startups.de.