Grundriss in Lebensgröße: So wird’s gemacht!

Die Jubiläumsfolge und der Abschluss der Jubiläumsstaffel von “Die Höhle der Löwen” hatte bis zum Schluss noch Einiges zu bieten: Eine Löwin auf vermeintlich neuen Wegen, eine Branche, die noch nie besprochen wurde, ein Thema, dass noch nie von Gründer:innen genannt wurde, um die Wette pitchende Löwen und reichlich Tränen der Freude. Ein krönender Abschluss, der fast schon einer Blaupause für einen perfekten Auftritt gleicht.

Der Name ist Programm: Das Startup Grundriss in Lebensgröße projiziert mit Hilfe von acht Beamern beliebige Grundrisse auf den Boden einer Halle. So können sich private und kommerzielle Bauherren und Bauträger nicht nur ihre Planungen viel besser vorstellen, sondern auch teure Fehler vermieden werden. Sogar Pappmöbel und Rollbare Wände gibt es, die dem Vorstellungsvermögen noch weiter auf die Beine helfen.

Und das Gründerpaar Lucas Nummer und Gissou Ataee , verstärkt durch Mitarbeiter Maximilian Mühlegg, machte Vieles richtig. Denn sie starteten ihren Pitch, in dem sie die Löwen das Problem selbst erfahren ließen: diese sollten schätzen, wie groß das Podest ist, auf dem sie sitzen. Alle liegen deutlich daneben, denn statt den genannten 52 bis 62 Quadratmetern sind es gerade einmal 40.

Doch nicht nur der Pitch an sich saß, auch die Andeutung am Ende, dass sie bereits tolles Marktfeedback erhielten, entfaltete seine beabsichtigte Wirkung. Natürlich wollten die Löwen wissen, was das bedeutet. Und die Zahlen schienen sie mehr als zufrieden zu stellen: auf Provisionsbasis angestellte Vertriebler hatten in sechs Wochen einen Umsatz von 25.000 Euro erwirtschaftet. Doch weitere Angebote im Wert von 250.000 Euro waren bereits verschickt worden und die ersten Bestätigungen gab es ebenfalls bereits. Hieran sieht man auch einmal wieder, wie wertvoll es sein kann, Investoren eine Vorstellung von der Sales-Pipeline zu geben, selbst wenn diese eigentlich nur nach dem Umsatz gefragt haben. Denn selbst ein guter erster Umsatz sagt meistens wesentlich weniger aus als Zahlen darüber, wie es weiter gehen könnte.

Und so war die Skalierung des Geschäftsmodells dann auch ein weiteres großes Thema, und an sich in diesem Fall auch gar nicht so unkritisch. So fragte dann auch Carsten Maschmeyer, ob Ralf Dümmel aus Hamburg nach München fahren müsste, wenn er den Service für eine neue Immobilie in Anspruch nehmen wollte. Und natürlich musste das Gründerpaar zugeben, dass sie nur über die Eröffnung neuer Standorte skalieren können. Doch sie sehen nach dem hervorragenden Start in München genügend Möglichkeiten, um absehbar alle 200km einen solchen zu errichten. Die nächsten in Innsbruck, Köln, Frankfurt und Berlin sind auch bereits in Planung. Auch dass sie nicht den vermeintlich einfacheren Weg eines Franchise-Systems gehen wollen, schreckt niemanden ab.

Und auch die weiteren Punkte wirken wie ein Beispiel für einen Pitch-Workshop: Die Zahlen sitzen, der berufliche Background des Gründerpaares ist in der Immobilienbranche, alles scheint perfekt zu passen.

Schließlich kommunizieren sie auch noch selbstbewusst, dass sie das Geld auch anderweitig organisieren könnten, sich aber vor allem die Expertise der Löwen wünschen. Auf Nachfrage kommen außer der Führungserfahrung für Teams mit mehr als 10 Leuten auch noch weitere Themen auf: Vertriebsstärke – ein oft gehörter Wunsch bei DHDL. Und Spiritualität.

Ja, richtig gehört. Auch die Löwen sind verwundert, aber sichtlich angetan. Und plötzlich hat man das Gefühl, gar nicht mehr in einer Gründershow zu sein, denn so tief gehende Fragen, wie die danach, was eigentlich übrig bleibt, wenn man von einem Menschen das Erreichte, den weltlichen Besitz abzieht, kommen auf. Ein Thema, dass so öffentlich – wenn überhaupt – noch nie zwischen InvestorInnen und GründerInnen besprochen worden ist.

Und doch ist es so wichtig. Denn wenn es über das reine Geld hinausgehen soll, wenn ein erfahrener Unternehmer den GründerInnen eben auch ein Mentor und Sparringspartner sein soll, dann muss so viel mehr stimmen, als nur Geld und Anteile. Etwas, das man nicht so einfach in Worte fassen kann. Aber wohl etwas sehr Menschliches.

Sichtlich angetan pitchen dann auch vier Löwen in zwei Konstellationen um die Gründer – den Zuschlag bekommen am Ende Carsten Maschmeyer und Judith Williams für 25,1%. Letztere überraschte wohl noch den ein oder anderen Zuschauer mit ihrer Begeisterung für Immobilien. Und zeigt einmal mehr, dass sie als Investorin so viel mehr als die Beauty-Queen ist, als die viele sie wohl immer noch sehen.

Einen wunderbaren Fall, den die Macher von “Die Höhle der Löwen” hier als Abschluss der großen Jubiläumsstaffel ausgesucht haben. Neu. Stark. Ein echter Problemlöser, präsentiert von einem starken Team mit einer tollen menschlichen Einstellung. Stark gepitcht, sauber argumentiert, fantastisch vorbereitet. So wird’s gemacht.

Tipp: Alles über die Vox-Gründer-Show gibt es in unserer DHDL-Rubrik. Die jeweiligen Deals und Nicht-Deals gibt es hier: “Die Höhle der Löwen (10. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (9. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen (8. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (7. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen (6. Staffel)“,”Die Höhle der Löwen (5. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (4. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (3. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (2. Staffel)“, “Die Höhle der Löwen (1. Staffel)“.

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Foto (oben):  TVNOW / Bernd-Michael Maurer