#Interview

“Dadurch, dass wir alles selbst machen wollen, kommen wir oft an unsere Grenzen”

Gründeralltag - gibt es das überhaupt? "Los geht es bei uns in der Schaumstation um acht Uhr. Schaumstation nennen wir unser Büro, von wo aus wir mit unserem Team aber auch den ganzen Versand leisten", sagt Johannes Lutz, Gründer von Duschbrocken.
“Dadurch, dass wir alles selbst machen wollen, kommen wir oft an unsere Grenzen”
Freitag, 17. September 2021VonTeam

Wie starten ganz normale Gründerinnen und Gründer so in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag? Wie schalten junge Unternehmerinnen und Unternehmer nach der Arbeit mal so richtig ab und was hätten die aufstrebenden Firmenlenker gerne gewusst bevor sie ihr Startup gegründet haben? Wir haben genau diese Sachen abgefragt. Heute antwortet Johannes Lutz, Gründer von Duschbrocken, einer Art fester Seife, die Shampoo und Duschgel vereint.

Wie startest Du in einen ganz normalen Startup-Arbeitsalltag?
Los geht es bei uns in der Schaumstation um acht Uhr. Schaumstation nennen wir unser Büro, von wo aus wir mit unserem Team aber auch den ganzen Versand leisten. Deshalb schaue ich als Erstes beim Versand vorbei. Erst dann geht es mit einem kleinen Umweg über die Kaffeemaschine an den Schreibtisch, wo meist schon Mails, Kalender sowie Asana auf mich warten – um im besten Fall auch mein Mitgründer Christoph Lung mir gegenüber.

Wie schaltest du nach der Arbeit ab?
Meine kleine Tochter und mein Baby-Junge machen es mir sehr leicht, nicht mehr an die Arbeit zu denken. Richtig abschalten hingegen kann ich kaum. Das finde ich sogar eher nervig, dafür bin ich nicht er Typ.

Was über das Gründer:innen-Dasein hättest du gerne vor der Gründung gewusst?
Dass die Realität und der Alltag eines Start-Ups meist nichts mit dem Medien- und Serien-Klischee eines Start-Ups zu tun haben. Und das ist auch sehr in Ordnung so.

Was waren die größten Hürden, die Du auf dem Weg zur Gründung überwinden musstet?
Kein echtes Problem, aber sicherlich bisher die größte Hürde: Skalierung. Dadurch, dass wir alles selbst machen wollen, bis es gar nicht mehr anders geht, kommen wir oft an unsere Grenzen. Aber auch das würden wir nicht ändern wollen.

Was waren die größten Fehler, die Du bisher gemacht hast – und was hast Du aus diesen gelernt?
Eine zu optimistische Zeitplanung. Zum Beispiel bringen wir mit einem festen Conditioner gerade unsere erste Produkterweiterung auf den Markt. Das Thema begleitet uns schon lange, ist uns gerade sehr wichtig und deshalb waren wir wohl schlicht zu voreilig. Eigentlich war der Launch schon vor drei Monaten geplant, auch in unserer Kunden-Community haben wir Conny schon angeteasert – aber es kommen immer wieder Dinge dazwischen, die wir nicht berücksichtigt hatten. Mein Learning daraus: Egal wie groß die Vorfreude ist, immer einen ordentlichen Puffer in die Timeline einbauen.

Wie findet man die passenden Mitarbeiter für sein Startup?
Passenden Mitarbeiter zu finden ist sicherlich eine der schwierigsten Aufgaben für ein Unternehmen und wir haben auch noch nicht die perfekte Methode gefunden. Praktikanten gewinnen wir hauptsächlich über die nahegelegenen Unis in und um Stuttgart. Inzwischen helfen auch unsere ehemaligen Praktikanten, bei der Akquise durch das Berichten ihrer Erfahrungen. Festangestellte bei Duschbrocken kommen meist aus dem Praktikum in die Festanstellung oder initiative über unsere Website. Ein Tipp vielleicht trotzdem: Unser Team ist sehr divers und jede*r Einzelne eine echte Bereicherung. Man sollte also Bewerber nie von vorherein kategorisch ausschließen.

Welchen Tipp hast Du für andere Gründer:innen?
Klingt platt, aber stimmt: Macht nur, was zu euch passt! Authentizität ist irre viel wert und wird meist unterschätzt – auch wenn es um die Kundenbindung geht. Anstatt also ein Vorbild zu suchen und dem nachzueifern oder immer neue Trends auszuprobieren, solltet ihr euch vorher schon genau überlegen, wofür ihr steht und dabei bleiben.

Ohne welches externe Tool würde dein Startup quasi nicht mehr existieren?
Shopify, Asana, Google (Cloud, Mail, Kalender).

Wie sorgt ihr bei eurem Team für gute Stimmung?
Dafür sorgt das Team ganz gut selbst. Aber durch regelmäßige Feierabendbiere, gemeinsames Paella-Kochen oder Frühstücken schaffen wir oft noch mal ganz bewusst einen Rahmen, um außerhalb der eigentlichen Arbeit zusammenzuwachsen. Und sobald eine Sonderedition an den Start geht, packt das ganze Team im Versand mit an – von den „Chefs“ bis zu den Praktikanten. Mit der richtigen Musik und Motivation entsteht da immer ein toller Spirit – und eine meiner persönlichen Lieblingsarbeiten bei Duschbrocken.

Was war Dein bisher wildestes Startup-Erlebnis?
Unser Crowdfunding Kampagne, mit der vor drei Jahren alles angefangen hat. Wir haben unser eigentliches Funding-Ziel von 5.000 Euro um ein zehnfaches übertroffen und standen plötzlich mit 50.000 Euro da. Das war völlig crazy für uns. Und heute haben wir 25 Mitarbeiter*innen und konnten mit dem Duschbrocken schon fast zwei Millionen Plastikflaschen einsparen.

Tipp: Wie sieht ein Startup-Arbeitsalltag? Noch mehr Interviews gibt es in unserem Themenschwerpunkt Gründeralltag.

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Foto (oben): Duschbrocken